Ein neues Jahr. Foto: Klaus Rein/Mauritius

Mit dem 1. Januar beginnt das neue Kalenderjahr. Zeit für einen Blick zurück auf das Vergangene und den Blick voraus auf das Kommende.

Stuttgart - Der Brauch, das neue Jahr zu feiern und rituell zu begehen, ist so alt wie die Menschheit. Kulturgeschichtlich ist er in gewisser Weise eine Wiege der Menschheit. Aus dem steinzeitlichen Dasein als Jäger und Sammler sind die ersten Hirten- und Pflanzerkulturen entstanden. Der Rhythmus, den die Natur dem Menschen vorgab, der jahreszeitliche Wechsel, der Zug der Tierherden, die Zeiten des Wachsens, Reifens und Erntens haben seinem Leben einen Kalender vorgegeben.

Variabler Neujahrstag

Der Termin, an dem Neujahr – der erste Tag des Kalenderjahres – begangen wird, ist deshalb seit Urzeiten variabel. Im Römischen Reich galt bis 153 v. Chr. der 1. März, an dem die beiden Konsuln ihr Amt antraten, als Beginn des neuen Jahres. Im christlichen Abendland wurde erst 1691 der 1. Januar als Neujahrstag festgelegt.

Im christlichen Abendland ist der 1. Januar als Beginn des neuen Jahres seit dem Mittelalter verbreitet. In weiten Teilen England galt der 25. März, der Festtag Mariä Verkündigung, bis 1752 als Neujahrstermin. In Russland fiel in der Fortführung byzantinischer Traditionen bis 1701 der Neujahrstermin auf den 1. September, der Tag der Schöpfung der Welt. Bis ins 16. Jahrhundert wurde im deutschsprachigen Raum auch der 25. Dezember als Tag des komischen Neubeginns gefeiert.

Der Wittenberger Reformator Martin Luther ließ das Jahr mit dem Weihnachtstag beginnen. Der 1. Januar sollte als „Tag der Beschneidung und Namensgebung des Herrn“ begangen werden. Schließlich setzte sich im Protestantismus aber auch der 1. Januar als Neujahrstag durch, an dem im Rückblick auf das alte und im Ausblick auf das neue Jahr ein Dank- und Bittfest stattfand.

Besinnung auf Vergänglichkeit und Neuanfang

In China richtet sich das Neujahrsfest nach dem astrologischen Mondkalender, weshalb der Neujahrstag auch variiert. Er findet am zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende statt – zwischen 21. Januar und 21. Februar. 2016 fällt er auf den 8. Februar, den Beginn des Jahrs des Feuer-Affen.

Die mit diesem Tag verbundenen Riten sind seit altersher Übergangsriten. Der Alltag wird unterbrochen, normale Regeln und die soziale Ordnung werden – etwa durch karnevalsartige Bräuche, Maskenumzüge und heidnische Bräuche – zeitweise außer Kraft gesetzt und der Neubeginn des Lebens symbolisch in Gang gesetzt.

Der Mensch besinnt sich auf Zeit und Ewigkeit, Vergänglichkeit und Neuanfang. Im christlichen Kulturkreis ist damit die Bitte verbunden, dass der neue Lebensabschnitt im Zeichen des Heils steht, das sich in der Geburt von Jesus Christus offenbart hat.