Die Türen in der Kirche von Auvers-sur-Oise bleiben geöffnet. Sie ist Teil eines Van-Gogh-Spazierganges durch das Städtchen und soll auch von innen bestaunt werden. Viele andere Gotteshäuser in Frankreich werden aber wegen der vielen Diebstähle abgeschlossen. Foto: Krohn/Krohn

Weil aus französischen Gotteshäusern immer mehr gestohlen wird, verschließen viele Pfarreien inzwischen ihre Türen

Paris - Die Liste der Vorfälle ist lang. Zuletzt wurden in Saint-Etienne-lès-Remiremont, einer kleinen Gemeinde in den Vogesen, drei Statuen aus der Kirche gestohlen, wenige Tage zuvor brannte es im nordwestfranzösischen Rennes an der Kathedrale Saint-Pierre. Nun meldete in diesen Tagen Georges Colomb, Bischof von La Rochelle et Saintes, dass in der Kirche Saint-Pierre in Montendre Vandalen gehaust haben müssen. Kreuze waren umgeworfen, der Tabernakel aufgebrochen, Reliquien entwendet, die geweihten Hostien geschändet.

Das Gottvertrauen der Kirchen ist aufgebraucht

In vielen französischen Pfarrgemeinden ist das Gottvertrauen nun aufgebraucht. Um weiteren Verwüstungen und Diebstählen vorzubeugen, haben sie sich dazu entschlossen, die Kirchen außerhalb der Gottesdienstzeiten zu schließen. „Das Schlimmste sind nicht die Diebstähle“, sagt Jean-Pierre Millet, Generalvikar der Diözese Moulins, wo Mitte April eingebrochen wurde. „Weh tut es, wenn die geweihten Hostien gestohlen werden, die die Gegenwart Gottes unter uns Menschen symbolisieren.“

Was die Verantwortlichen in Frankreich beunruhigt ist, dass der Vandalismus in Kirchen seit Jahren ein wachsendes Problem ist. 2019 verzeichnete das Innenministerium 1052 antichristliche Vorfälle, darunter 996 Fälle von Verwüstungen oder Diebstählen und 56 Drohungen gegen Pfarrer oder andere Würdenträger.

Die Kirchen gehen an die Öffentlichkeit

Lange wurde von kirchlicher Seite angesichts der Übergriffe eher geschwiegen. Stefan Lunte, französischer Kommunalpolitiker und Mitarbeiter der EU-Bischofskonferenz, aber hält von der Strategie, „die Dinge unter der Decke zu halten“ eher wenig. Unter den Bischöfen in Frankreich habe die Meinung vorgeherrscht, „wenn wir das jetzt an die große Glocke hängen, wird es noch schlimmer“, erklärte er gegenüber dem „Domradio“. Inzwischen setze sich in Kirchenkreisen aber immer häufiger die Erkenntnis durch, dass das der falsche Weg sei. Auch von der Politik werde das Thema inzwischen stärker aufgegriffen. Das alles führe dazu, dass das Problem auch von der Gesellschaft als solches erkannt und diskutiert werde. Zu einer Sensibilisierung bei den Menschen hätten natürlich auch die großen Brände in den Kathedralen von Paris und Nantes beigetragen. Sie hätten der Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerufen, welchen unermesslichen Kulturschatz die Kirchen im Land darstellen.

Der Schutz aller Kirchen ist unmöglich

Viele Pfarreien glauben angesichts der steigenden Einbruchszahlen allerdings weniger an den Wandel in der Gesellschaft, sondern vertrauen eher auf die Wirksamkeit von verschlossenen Türen. Manche Kirchenverantwortlichen halten geschlossene Gotteshäuser allerdings für kein gutes Zeichen an die Gläubigen. Auch zweifeln sie an der Wirksamkeit einer solchen Maßnahme. Angesichts der großen Zahl von rund 42.000 Kirchen und Kapellen in Frankreich sei es praktisch unmöglich, alle zu schützen. Aus diesem Grund rät der Kunstbeauftragte der Französischen Bischofskonferenz, Gautier Mornas, den Pfarreien die Türen nicht zu verschließen – mahnt allerdings, alle Kunstgegenstände in einem Zentralregister zu erfassen. Das mache es für die Hehler schwerer, ihrer Beute zu verkaufen, da es auf dem Kunstmarkt dann sehr leicht zu identifizieren sei. #