Ulrich Mack vor „seiner“ Stiftskirche Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der frühere Prälat übergibt sein Amt mit einer Mischung aus Demut, Gelassenheit und Gottvertrauen an Gabriele Arnold. Die neue Regionalbischöfin wirkt ab November von der Kanzel der Stiftskirche.

Stuttgart - Kirche ist im Umbruch. Die Zeiten sind hart. Die Mitgliederzahl schwindet, der Bedeutungsverlust droht. Die Ekklesia, also die Gemeinschaft der Nachfolger Christi, befindet sich immer öfter in Rückzugsgefechten. Dann, wenn es beispielsweise um die Notwendigkeit des Religionsunterrichts geht. Aber auch dann, wenn es ums Geld geht. Kirchensteuer ist ein beliebtes Streitthema. In diesen schweren Zeiten braucht die Kirche eigentlich jeden Mann und jede Frau. Vor allem jede(n) Gute(n).

Ulrich Mack ist ein Guter. Darin gibt es in der württembergischen Landeskirche keine Zweifel. Ganz gleich wo Mack in der Kirche diente, er ragte hervor. Zuletzt zehn Jahre als Prälat, als Regionalbischof. Doch im Oktober hat Mack die Insignien der Macht abgegeben. Sehr zum Bedauern vieler. Im November wird seine Nachfolgerin, Gabriele Arnold, an seine Stelle treten.

In Mack verlieren die Protestanten nicht nur einen scharfen Denker und vorzüglichen Prediger in der Stiftskirche. Sie verlieren einen Mann, der gleichzeitig für Traditionen stand, aber genauso für Erneuerung kämpfte. Einen Protestanten reinsten Wassers.

„Mein Ziel war es, Menschen für die biblische Botschaft zu begeistern. Predigten, denen man die Begeisterung für Gottes Wort nicht anmerkt, kommen auch nicht rüber“, sagt Mack, der stets wusste: Wer etwas entfachen wolle, müsse selbst brennen. Die persönliche Exzellenz ehrt nicht nur Gott, sie inspiriert Menschen. „Das hat etwas mit Haltung zu tun“, sagt er.

Ein Mann mit Haltung

Mit dieser Haltung und dazu gehörenden Worten versuchte Mack stets auf die gesellschaftlichen Veränderungen zu reagieren. Daher könnte man annehmen, dass er die Kirchenleitung nur schweren Herzens abgegeben hat. Das Gegenteil trifft zu: „Man muss Platz machen für Jüngere, die ihre Generation besser ansprechen können.“

Wer ebendiese Haltung als Zeichen der Schwäche interpretiert, irrt. Mack kennt „die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, die diakonischen Aufgaben, die Ängste und Umbrüche in der Gesellschaft“. Aber er nimmt sie mit ebendieser besonderen Haltung: Es ist eine Mischung aus Demut, Gelassenheit und Gottvertrauen.

Mack vertraut auf das Wirken des Einzelnen, dessen Wirken in und mit der Gemeinde Kraft gewinnt. In Gebet, Tat und Gottes Hilfe. „Manchmal ist es nicht die Kirchenleitung, die mächtig wirkt“, sagt er, „Christus leitet seine Kirche auf seine Weise. Kirche ereignet sich in der Gemeinde, Kirche lebt an und in der Basis. Die Zukunft der Kirche wird maßgeblich von solchen Leuten mitbestimmt.“ Zudem sei die Kirchenleitung gut beraten, die Perspektive zu wechseln: „Man sollte aufhören zu fragen, wie es der Kirche geht. Die Frage muss lauten: Wie geht es den Menschen und dem Evangelium?“

Gerade in Stuttgart sieht Mack in dieser Beziehung ein „vielfältiges Wachstum“, das den unterschiedlichen Bedürfnissen der Stadtgesellschaft Rechnung trage: „Zum klassischen, liturgischen Gottesdienst mit Orgelmusik sollten verstärkt andere Formate kommen, zu denen sich bestimmte Milieus stärker hingezogen fühlen.“ Genannt seien der Gospel-Gottesdienst in der Friedenskirche mit Star-Prediger Siegfried Zimmer, der Nachtschicht-Gottesdienst von Ralf Vogel in Obertürkheim oder der Jesus-Treff von Tobi Wörner im Stuttgarter Norden. Damit werde, so Mack, das klassische Parochialprinzip, wonach jedes Gemeindeglied seiner Ortsgemeinde zugeordnet ist, erweitert.

Mack wird weiter predigen

Doch überall, ob in der Heimatgemeinde oder in den Event-Gottesdiensten, sollte ein Prinzip gelten: „Es sollte so von Gott gesprochen werden, dass die Menschen es verstehen und es sie anspricht. Nur so können wir die Botschaft Jesu von der Liebe in die Gesellschaft bringen.“ Darin war der ehemalige Prälat ein Meister. Und darin wird der Privatmann Ulrich Mack ein Meister sein. Seine Prägekraft durch das Wort wird bleiben. Auch auf der Kanzel der Stiftskirche und in Bibelkursen. „Ich bin ja nicht aus der Welt“, sagt er zum Abschied. Man ist geneigt zu sagen: Gott sei Dank! http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.neue-predigerin-fuer-stuttgart-die-stiftskirche-wird-weiblich.6cc539f4-3f98-427a-827e-1f84643b9e1b.html