In Vaihingen sammeln unter anderem Claudia Kreher, Beate Joskowitz-Stadel und Pfarrerin Miriam Hechler (v. li.) Spenden für die Sanierung der Orgel in der Stadtkirche. Foto: Kratz

Die evangelischen Gemeinden beider Stadtteile haben beim Spendensammeln ähnliche Ideen.

Vaihingen/Möhringen - Vaihingen und Möhringen haben einiges gemeinsam. In beiden Stadtteilen steht traditionell am ersten Adventswochenende der Weihnachtsmarkt auf dem Programm. Und in beiden Stadtteilen sammeln die evangelischen Gemeinden derzeit Spenden im Sinne der Kirchenmusik. Die Vaihinger wollen die Orgel in der Stadtkirche umfassend sanieren. Die Möhringer wünschen sich eine neue Orgel für die Martinskirche.

Um Geld in die Kassen zu bekommen, laden nun beide Gemeinden auf dem Weihnachtsmarkt in ihrem jeweiligen Flecken zu einer Wiegeaktion ein. In Vaihingen steigen der Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt und der geschäftsführende Pfarrer Gottfried Askani auf die Waage, in Möhringen der Kantor und Organist Leonhard Völlm. Das Ziel ist es in beiden Fällen, so viel Kleingeld als Spende für die Orgel zu sammeln, dass die Personen auf der anderen Seite der Waage sozusagen abheben.

Fundraising der Landeskirche

„Die Wiegeaktion war nicht originär unsere Idee“, gibt die Vaihinger Pfarrerin Miriam Hechler mit einem Lachen zu. Sie stamme aus einer Art Leitfaden der Landeskirche mit Anregungen zum Thema Fundraising. Die Landeskirche hat sogar eine Waage, welche durch die Gemeinden tourt. An Weihnachten ist sie nun also in Vaihingen. Hechler und ihre Mitstreiter haben die Aktion von langer Hand vorbereitet. Die Kreativwerkstatt der Gemeinde hat Sparstrümpfe genäht, gestrickt und gehäkelt. 300 sind es insgesamt geworden. Die Mitglieder gaben diese erstmals beim Gemeindefest aus.

Der Rest ist in den Pfarrbüros und in ausgewählten Vaihinger Fachgeschäften erhältlich. Wer gesammelt hat, bringt den gefüllten Socken am ersten Adventssonntag mit zum Weihnachtsmarkt. Wer spenden will, kann alternativ aber auch beim Weihnachtsmarkt einen mit Münzen gefüllten Sparstrumpf gegen einen entsprechenden Geldschein erwerben.

Auch das Fernsehen und das Radio sind dabei

Auch das Fernsehen und das Radio interessieren sich für die Aktion. Das Landesschau-Mobil des SWR ist in der letzten Novemberwoche in Vaihingen unterwegs. Felixa Dollinger, die Moderatorin der Morning-Show bei Radio Energy, moderiert, und auch ein Kamerateam wird vor Ort sein. In der Woche vor Weihnachten soll die Sendung im Fernsehen zu sehen sein.

Die Vaihinger Gemeinde braucht für die Generalüberholung der Orgel in der Stadtkirche etwa 160 000 Euro. Der aktuelle Spendenstand liegt bei knapp 82 000 Euro. Der Zeitplan sieht vor, das Projekt im Sommer 2017 in Angriff zu nehmen. Zeitgleich will die Gemeinde den Innenraum des Gotteshauses sanieren.

In Möhringen dauert die Aktion nur noch bis zum 15. November

Während die Vaihinger bis zum ersten Adventssonntag Zeit haben, um Kleingeld zu sammeln, dauert die Aktion in Möhringen nur noch bis zum 15. November. Gewogen wird aber erst auf dem Christkindlesmarkt. Der Organist und Kantor Leonhard Völlm wettet, dass die Menschen im Ort es nicht schaffen, bis zu diesem Termin so viel Geld zu spenden, dass er selbst dadurch aufgewogen wird.

Dabei gibt es in Möhringen noch eine Besonderheit. Denn die Spenden werden in Zwei-Euro-Münzen umgerechnet. Dann ergeben 100 Euro in etwa ein halbes Kilogramm. Die Aktion ist gut angelaufen. „In etwa bis zum Bauchnabel bin ich bereits aufgewogen“, sagt Völlm. Von oben gerechnet, denn diese Hälfte ist schwerer.

Ernst-Martin Lieb formuliert es anders: „Wir sind auf der Zielgeraden. Etwa 65 Kilogramm haben wir bereits zusammen“, sagt der geschäftsführende Pfarrer. Die Höhe der Spenden sei sehr unterschiedlich, es seien auch viele kleine Spenden mit um die zehn Euro dabei. „Das freut mich sehr, denn das entspricht dem Gedanken, dass es eine Bürgerorgel werden soll“, sagt Lieb. Immer wieder werde er auf der Straße auf die Wette angesprochen. „Ich habe selten eine Aktion erlebt, auf die es so viel positive Resonanz gab“, sagt der Pfarrer. Völlm hat ganz ähnliche Erfahrungen gemacht: „Manchmal rufen die Menschen mir auf der Straße zu: ,Herr Völlm, was kostet ein Pfund?‘“

400 000 Euro sind das Etappenziel

Die Frage kann Völlm so natürlich nicht beantworten. Fest steht jedoch, dass die neue Orgel für die Martinskirche mit etwa 800 000 Euro zu Buche schlägt. Noch in diesem Monat möchte die Gemeinde drei Orgelbaufirmen um ein Angebot bitten. Doch dazu muss die Hälfte des erforderlichen Betrags bereits vorhanden sein, im Möhringer Fall also etwa 400 000 Euro. Auf diese Summe möchte die Gemeinde mit der Wette und den dadurch generierten Spenden kommen. Zu Beginn der Wiegeaktion hatte die Stiftung Musica Sacra, unter deren Dach die Spenden gesammelt werden, etwa 371 000 Euro gesammelt. Das Ziel ist es, dass die neue Orgel zu Martini 2019 das erste Mal erklingt.

Spenden sammeln

Die Orgel in der Vaihinger Stadtkirche muss saniert werden. Das kostet 160 000 Euro. Die Gemeinde hat gut die Hälfte des Geldes beisammen. Spenden können unter dem Kennwort „Orgelsanierung Stadtkirche“ auf das Konto bei der Evangelischen Bank, IBAN: DE67 5206 0410 0000 4006 70 überwiesen werden.

Die Möhringer Martinskirche braucht eine neue Orgel. Die Kosten dafür betragen etwa 800 000 Euro. Um Geld in die Kasse zu bekommen, hat die evangelische Kirchengemeinde Möhringen im Dezember 2012 die Stiftung Musica Sacra gegründet. Das Stiftungskapital betrug damals 123 035 Euro. Bis Jahresende sollen es 400 000 Euro sein. Spenden können unter dem Verwendungszweck Neubau Orgel Martinskirche auf das Konto der Volksbank überwiesen werden, IBAN: DE57 6009 0100 0052 6590 03. Weitere Informationen gibt es unter www.ev-kirche-moehringen.de/MusicaSacra. Fragen beantwortet Ernst-Martin Lieb unter Telefon 71 15 10.