Die Kirche der Gemeinde Sankt Michael: Dort sind die Katholiken derzeit im Aufruhr. Foto: Archiv Warth

Bei einem Treffen mit dem Stadtdekan Christian Hermes geht es um die Zukunft der katholischen Gemeinden auf den Fildern. Der überraschende Weggang des Priesters Roland Rossnagel erhitzt die Gemüter.

Sillenbuch - Es wird sicher kein einfacher Abend. Am 15. April treffen sich die Katholiken aus Sillenbuch, Heumaden, Degerloch und Plieningen mit dem Stadtdekan Christian Hermes. Ein Außenstehender würde den Termin als Krisensitzung bezeichnen; von den Beteiligten selbst ist ein so drastischer Begriff derweil nicht zu hören. Gleichwohl geht es um ein Thema, das die Gemeinden in den vergangenen drei Wochen arg umgetrieben hat: der überraschende Weggang des Priesters Roland Rossnagel und die Folgen.

Der Priester hat seine persönlichen Konsequenzen gezogen

Wie berichtet, hat Rossnagel am Sonntag, 23. März, verkündet, dass er die Filder verlassen wird. Er wird im Herbst eine Stelle in Heilbronn antreten. Der Hauptgrund für diesen Schritt liegt in dem von der Katholischen Kirche vorgezeichneten Weg für die Zukunft der Filder-Gemeinden. Sillenbuch und Heumaden sollen ihre Seelsorgeeinheit mit Kemnat und Ruit auflösen und stattdessen mit den Katholiken in Degerloch und Plieningen zusammengehen. Dagegen hatte sich schon früh Protest geregt. Letztlich hatte der Bischof allerdings so entschieden – weshalb Roland Rossnagel seine persönlichen Konsequenzen gezogen hat. Auch, wenn es ihm nach eignen Angaben mehr als schwer gefallen ist. Der Geistliche, der sich in erster Linie der Seelsorge verschrieben hat, sah sich für die nächsten Jahre vor allem am Schreibtisch sitzen. Immerhin würde die neue Einheit aus insgesamt 14 000 Katholiken bestehen. Derzeit ist Rossnagel für etwas mehr als die Hälfte zuständig.

Kirchengemeinderat droht mit Rücktritt

Die Kirchengemeinden zeigten sich geschockt ob der Neuigkeit aus dem Pfarrhaus. Während sich Vertreter der Sillenbucher Gemeinde Sankt Michael eher verhalten kritisch zu den Ereignissen äußerten, gingen die Heumadener in die Vollen. In einem Brief drohten sie dem Bischof in Rottenburg an, dass der Kirchengemeinderat von Sankt Thomas Morus geschlossen zurücktreten werde, wenn die Kirchenoberen weiterhin an der Zusammenlegung mit Degerloch und Plieningen festhalten.

Die zweiten Vorsitzenden der Kirchengemeinderäte in Plieningen und Degerloch sind bei dem Treffen ebenfalls anwesend. „Das Dekanat und Rottenburg sitzen natürlich am längeren Hebel“, sagt Reinhard Lange, der zweite Vorsitzende des Sillenbucher Kirchengemeinderats. Dennoch geht er hoffnungsvoll in die Besprechung, wie er sagt. Es gebe Anzeichen dafür, dass das Gespräch konstruktiv werde. Und er glaubt nicht, dass die Entscheider bei ihrer Linie bleiben. „Dafür ist zu viel passiert“, sagt Lange. Das sieht Alexander Feil vom Heumadener Gremium genauso. Er ist gespannt auf das Treffen.

Vom Stadtdekan Christian Hermes ist nichts zu all dem zu erfahren. Er bleibt dabei, dass er sich zu diesem Fall nicht öffentlich äußern möchte.