Die Polizei ermittelt auf Hochtouren – und hat ein Hinweisportal eingerichtet. Foto: dpa/Jonas Walzberg

Hamburg steht unter Schock. Mehrere Menschen sterben oder werden verletzt, als bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas plötzlich Schüsse fallen. Auch Stunden nach der Tat ist noch vieles unklar.

Nach den tödlichen Schüssen während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg gehen am Freitag die Ermittlungen zu der Bluttat weiter. Innensenator Andy Grote (SPD) kündigte für den Mittag eine Pressekonferenz an, bei der Details zu der Tat und zum Stand der Ermittlungen bekanntgegeben werden sollen.

Während der Veranstaltung am Donnerstagabend waren mehrere Menschen durch Schüsse getötet oder verletzt worden. Medienberichten zufolge starben sechs oder sieben Menschen, mindestens acht weitere seien verletzt worden. Der Täter ist möglicherweise tot, seine Tat stuft die Polizei nach Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoklauf ein. Die Hintergründe waren auch rund sieben Stunden nach der Tat zunächst unklar.

Die Polizei richtete ein Hinweisportal ein. Auf der Webseite https://hh.hinweisportal.de/ könnten „Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochgeladen werden“, teilte die Polizei Hamburg auf Twitter mit.

Hinweisportal eingerichtet

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich „erschüttert“ über die Tat im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. „Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei den Opfern und ihren Angehörigen, bei den Gemeindemitgliedern und auch bei den Einsatzkräften“, sagte Faeser der Deutschen Presse-Agentur. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich ebenfalls bestürzt. „Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd“, schrieb Tschentscher bei Twitter. „Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl.“

Zur genauen Zahl der Toten äußerte sich die Polizei zunächst nicht. „Es ist nach ersten Erkenntnissen so, dass mehrere Tote unter den Opfern zu beklagen sind“, sagte ein Polizeisprecher. Unter den Toten soll möglicherweise auch der Täter sein: „Es gibt Hinweise darauf, dass es der Täter sein könnte. Aber ob es wirklich der Täter gewesen ist, das ist noch unklar.“ Es gebe keinen Hinweis auf einen anderen oder einen flüchtigen Täter.

Eine Nachbarin berichtete von mehreren Schüssen bei der Veranstaltung der Zeugen Jehovas. „Es waren ungefähr vier Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute“, berichtete Studentin Lara Bauch. Später seien Menschen von Polizisten an Händen und Füßen auf die Straße getragen worden.

Tatort weiträumig abgesperrt

Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die Spurensicherung in der Nacht den Tatort. Auch um 4.15 Uhr morgens waren sie am Freitag noch in dem dreistöckigen Gewerbegebäude unterwegs. Streifenwagen hatten den Tatort zuvor weiträumig abgesperrt. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab.

Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten wurde, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften angekündigt. Polizeiangaben zufolge hatten mehrere Menschen die Veranstaltung besucht.

Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als „allmächtigen Gott und Schöpfer“ und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden. Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die „Weltzentrale“ ist in New York. Die deutsche Gemeinschaft mit weniger als 200 000 Mitgliedern gehört zu den größten in Europa.