Das City-Pfarramt, das auch die Stadtkirche St. Dionys in Esslingen versorgt, wird zusammengekürzt. Foto: Horst Rudel

Immer kleiner wird die Schar der evangelischen Pfarrer im Esslinger Kirchenbezirk. Bis zum Jahr 2024 muss dieser sechs von knapp 36 Stellen abbauen. Dennoch wird es keine Einschränkungen bei den Gottesdiensten geben.

Esslingen - Keine frohe Botschaft verkündete der evangelische Dekan Bernd Weißenborn zum neuen Pfarrfahrplan am Freitag. Sechs Stellen sollen im Esslinger Kirchenbezirk bis zum Jahr 2024 abgebaut werden, damit sinkt die Zahl der Pfarrstellen von 35,75 auf 29,75. Zu allermeist sind es 50-Prozent-Stellen, die in den Gemeinden wegfallen. Hier trifft es Reichenbach, Wernau, Plochingen, Deizisau und Aichwald. Aber auch das Esslinger Stadtgebiet muss bluten: Die Versöhnungskirche und die Martinskirche in Oberesslingen verlieren je 50 Prozent, ebenso Sulzgries, Sirnau und Berkheim. Je 25 Prozent büßen St. Bernhard und das City-Pfarramt in Esslingen ein. Die Jugend war wichtiger als das City-Pfarramt

Gerade Letzteres hatte die Bezirkssynode, den obersten Rat des Kirchenbezirks, am meisten beschäftigt. Denn es ging darum, ob man die 25 Prozent vom Jugendpfarramt oder dem City-Pfarramt abzieht. Die Versammlung entschied sich für die Jugend und gegen den City-Pfarrer.

Obwohl auch dieses Amt für die Stadt wichtig sei, betonte Dekan Bernd Weißenborn. Dazu präsentierte er nur eine Zahl: In den ersten sechs Tagen, seit dem der Opferkerzentisch in der Stadtkirche in Betrieb ist, wurden 2000 Kerzen angezündet. Einen Betrieb, den das Team des City-Pfarramts aufrecht erhalten muss.

Eine gute Nachricht gibt es trotz der Kürzungen. Es werden weiterhin in allen Kirchen des Bezirks am Sonntag die Glocken läuten und die Christen zum Gottesdienst rufen. „Auch die Wege zum Pfarrhaus müssen weiterhin kurz bleiben“, sagte Weißenborn. Benachbarte Gemeinden werden sich gegenseitig beim Pfarrdienst aushelfen. Für den Dekan hat das sogar Vorteile. Die Kirchengemeinden wüchsen zusammen, sagte er, und die Pfarrer müssten jetzt von Verwaltungsaufgaben entlastet werden, damit sie ihren Dienst überhaupt noch schafften. Für diese Verwaltungsaufgaben sei die Kirche durchaus bereit, entsprechende Verwaltungsstellen aufzustocken.

Das bedeute, dass die Pfarrer künftig mehr in der Seelsorge arbeiteten, immerhin ihre Kernaufgabe: „Wir sind ja nicht für die Verwaltung da, sondern für die Menschen“, sagte Weißenborn. Zurzeit ist im Bezirk ein Pfarrer für etwa 2000 Gemeindeglieder zuständig.

Zugrunde liegt ein demografisches Problem

Denn die Kürzungen beruhten nicht auf einem finanziellen Problem, sondern auf einem demografischen, erklärt die Vorsitzende der Bezirkssynode, Ulrike Sämann. Durch die niedrige Arbeitslosigkeit hat die evangelische Kirche zur Zeit gute Einnahmen. Es seien die Pfarrer der geburtenstarken Jahrgänge, die in Rente gingen und die nicht ersetzt werden könnten, weil es nicht genügend Theologennachwuchs gebe, berichtete Bernd Weißenborn. Dazu komme ein stetiger Rückgang bei der Zahl der Gemeindeglieder. Kirchenaustritte spielen in der Evangelischen Landeskirche kaum eine Rolle. Sie verliert ihre Mitglieder durch den Tod, und neue Gemeindeglieder kommen weniger nach.

Anders als in einem Wirtschaftsunternehmen, braucht sich bei der Kirche niemand Sorgen um seinen Job zu machen. Wenn ein Theologe nach seinem Vikariat zum Pfarrdienst berufen wird, dann geht die Kirche eine lebenslange Verpflichtung für ihn ein. Zwei Pfarrer im Kirchenbezirk werden voraussichtlich bis zum Jahr 2024 in den Ruhestand gehen, die anderen Pfarrer werden anderweitig mit frei werdenden Stellen versorgt.