Das Team um Jürgen Trautwein (Zweiter von links) weiß immer, wann welches Gemüse oder Obst besonders lecker ist. Foto: Werner Kuhnle

Robert Trautwein, der „Öko-Spinner“ von einst, hat inzwischen viele eines Besseren belehrt.

Kirchberg - Das macht der nicht lang“, wurde damals im Dorf getuschelt – oder auch ganz offen vorgetragen. Heute hat der Biolandhof Trautwein in Kirchberg bald 36 Jahre auf dem Buckel – und damit sicherlich alle Zweifler von anno dazumal eines Besseren belehrt.

 

Biobetriebe gab es in der Region kaum, als sich Robert Trautwein 1981 dazu entschied, den Familienbetrieb auf bio umzustellen. Er tat es aus Überzeugung, weil er selbst zuvor seine Ernährung aus gesundheitlichen Gründen geändert hatte. „Wenn man mit vernünftigen Lebensmitteln etwas bewegen kann . . .“, dachte er sich damals.

Er konnte. Auch, wenn man ihn Öko-Spinner genannt hat. „Die ersten zehn bis 15 Jahre gingen da ganz schöne Verschwörungstheorien rum“, erinnert sich Sohn Jürgen Trautwein. Er ist seit 1991 im Betrieb und federführend für die Vermarktung zuständig, Vater Robert und Bruder Markus kümmern sich hauptsächlich um den Anbau. „Heute entdeckt jeder sein Herz für bio“, sagt Jürgen Trautwein. Mit dieser etwas ironischen Bemerkung meint er aber nicht seine Kunden, sondern vielmehr „die Großen“, die Supermärkte und Zulieferer, „diejenigen, die uns jahrelang verteufelt und belächelt haben, machen jetzt selbst einen auf bio“, so Trautwein. „Nur so viel: Der größte Bio-Eier-Lieferant einer großen Supermarktkette ist auch gleichzeitig der größte konventionelle Eier-Lieferant . . .“

Letztlich, so Jürgen Trautwein, entscheide aber der Verbraucher, ob er hochwertig regional oder preiswert und eben nicht so hochwertig einkaufen will. Ersteres können die Kunden bei Trautweins dienstag- und freitagnachmittags im Hofladen am Kirchberger Ortsrand tun. Das Manko – die kurzen Öffnungszeiten – sei gleichzeitig ihr Plus, so der Junior-Chef. Denn dementsprechend frische Ware könne angeboten werden. „Das ist der Spagat zwischen bestmöglicher Erzeugung und dem Verkauf.“

Seit der Eröffnung 1981 ist das kleine Geschäft in verschiedenen Etappen um einiges gewachsen. Zum Garagen-Lädle kam zunächst eine zweite Garage als Ergänzung dazu, später ein Vorraum, vor 15 Jahren dann ein großer Anbau. Hinten, im Selbstbedienungsbereich, stehen verschiedene Müslis, Reis, Hirse, Nudeln und auch Wein – alles in bio, versteht sich.

Garage Nummer zwei ist indes das Herzstück des Verkaufs. Da gibt es vor allem Obst, Gemüse und Backwaren. Und bei Letzteren haben Trautweins eine enorm große Auswahl. „Wir bieten freitags etwa 30 Sorten Bioland-Brot an“, erklärt der Chef. Die Backwaren stammen von den drei Bäckereien Hofmann in Murr, Schütz in Benningen und Weber in Winnenden und bestehen „fast alle aus unserem Getreide“, so Trautwein. Denn das und vieles mehr bauen Trautweins inzwischen selbst an. Früher noch ein Nebenerwerbshof, hat er sich längst zum Vollerwerbsbetrieb mit derzeit rund 22 Hektar landwirtschaftlicher Fläche gemausert.

Die große Anbauvielfalt, gerade im Gemüse- und Salatbereich, schlägt sich auch im Hofladen und beim Stand auf dem Marbacher Wochenmarkt nieder: Blumenkohl, Karotten, Paprika, Tomaten, Gurken, Lauch, Blattsalate, Chinakohl, Ackersalat und vieles mehr . . . Außerdem stehen Kartoffeln und Äpfel auf dem hofeigenen Programm. Für alles, was fehlt, hat die Familie Trautwein sich ein regionales Netzwerk aufgebaut.

Im Obstbereich kooperiert man mit dem Obsthof Föll in Ilsfeld, weiteres Gemüse gibt es von der Gärtnerei Sing in Pleidelsheim beziehungsweise von Gaiser und Fischer in Walddorfhäslach, Fleisch und Wurst kommen unter anderem vom Biolandhof Bodemer in Ehningen. Über den hat Trautwein auch sein Leinöl – ein weiteres Puzzlestück im regionalen Bio-Netzwerk. Überregionale Ware gibt es auch. „Wenn etwas bei uns nicht wächst, kann ich auch mal einen Bio-Betrieb in Südfrankreich, Spanien oder Italien unterstützen“, sagt Jürgen Trautwein.

Vor jedem Verkaufs- oder Markttag ruft Jürgen Trautwein sein Team zusammen. Dann gibt es noch einmal Tipps, was gerade besonders lecker ist oder was schneller verbraucht werden muss, ob eine Gurke nur für den Salat taugt oder die Granatäpfel „zwar furchtbar aussehen, aber toll schmecken“.

Für vermeintlich unbekanntes oder unbeliebtes Gemüse gibt’s bei Trautweins auch schon mal ein Rezept mit dazu. „Ich gehe da von mir selbst aus“, sagt Jürgen Trautwein lachend. Fenchel zum Beispiel. „Das mag einfach nicht jeder. Aber es kommt auf die Zubereitung an.“ Oder Rote Beeten. Oder Wirsing (siehe Rezept auf dieser Seite), da gelte das ebenfalls. Bei den Kunden kommt der Service an. Sie wählten in den vergangenen drei Jahren den Hofladen gleich mehrfach unter die ersten drei in verschiedenen Kategorien wie „Frische“ oder „freundliche Bedienung“. Auf der Nürnberger Fachmesse Biofach gab es jeweils die Auszeichnungen. Von wegen Öko-Spinner . . .