The Pains Of Being Pure At Heart Foto: pro

Wenn Kip Berman von einer zum Scheitern verurteilten Liebe erzählt und bekennt, er glaubte einst, nie erwachsen werden zu müssen, ahmt der stürmische Beat von „Young Adult Friction“ im Stuttgarter Schocken wunderbar die Trotzigkeit nach, mit der sich Berman gegen die Ernüchterung stemmt.

Wenn Kip Berman von einer zum Scheitern verurteilten Liebe erzählt und bekennt, er glaubte einst, nie erwachsen werden zu müssen, ahmt der stürmische Beat von „Young Adult Friction“ im Stuttgarter Schocken wunderbar die Trotzigkeit nach, mit der sich Berman gegen die Ernüchterung stemmt.

Stuttgart - Der Sänger und Songschreiber von The Pains Of Being Pure At Heart sieht aus wie ein schüchterner Knilch, der sich nur aus Versehen in eine Band verirrt haben kann. Beim Konzert am Mittwochabend im sehr vollen Schocken in Stuttgart scheut Berman den Augenkontakt mit dem Publikum. Wenn er singt, scheint er immer einen Punkt irgendwo oberhalb der Bar zu fixieren. Und wenn er zwischen den Liedern ausnahmsweise mal etwas sagt, ist er ausgesucht höflich und zurückhaltend. „Bitte, bitte, seid nett zu uns und behandelt uns nicht wie Portugal“, fleht er dann, während draußen vor dem Schocken bei einer Fußball-WM-Übertragung Spanien gerade von Chile geschlagen wird.

So nett, zurückhaltend, sanft und schlau wie Berman ist auch die Musik, die er mit The Pains Of Being Pure At Heart macht. Den charmant-verträumten Twee-Pop, auf „Days Of Abandon“, dem gerade erschienenen dritten Album der Band, kann man als den Soundtrack zur unerträglichen Leichtigkeit des Seins interpretieren – oder auch als Anti-Hipster-Statement: Endlich eine Platte aus der Hipstermetropole Brooklyn, auf der einer mal nicht versucht, cooler und ironischer als all die Jungs aus der Nachbarschaft zu sein.

Auch beim Konzert am Mittwoch schmeißt Berman wieder mit Popsüßigkeiten um sich, als ob Rosenmontag wäre. Ein bisschen überkandidelt sind melodieselige Songs wie das zarte „Art Smock“, mit dem Berman das Konzert solo eröffnet, oder das enthusiastische „Eurydice“ zwar, in dem er sich in Orpheus verwandelt, der seine geliebte Eurydice aus dem Hades zurückholen will. Doch besonders, wenn sich Berman in Stücken wie „Kelly“ oder „Life After Life“ mit Jessica Weiss, die er sich von der Vorband Fear of Men geborgt hat, am Mikrofon abwechselt, gelingen ihm herrliche Popmomente.

Tatsächlich klingt die Combo, die aus einem Soloprojekt Bermans hervorgegangen ist, nicht wirklich wie eine Band aus dem stets nach neuen Sensationen gierenden Brooklyn, sondern reiht sich musikalisch wunderbar in die britische Indiepop/Noisepop-Tradition ein, weckt nicht nur Erinnerungen an Belle & Sebastian, sondern auch an Bands wie The Smiths, The Field Mice. Und wer sich noch an die kindliche Fürther Indiepop-Sensation der 1990er Jahre, Throw That Beat In The Garbage Can, erinnert, liegt bei The Pains Of Being Pure At Heart auch nicht falsch.

Immer nur sanft und schüchtern will Berman allerdings dann doch nicht rüberkommen. Im Verlauf des Konzerts werden die Gitarren immer lauter, und irgendwann bekennt er seine Leidenschaft für deutschen Kräuterlikör. „Das traut uns nie einer zu, weil alle glauben, wir wären solche Sensibelchen“, sagt er.