Ist ein Fan der Zeitschrift Sportbild: Thorsten Hoch. Foto: Isabelle Müller

Kioskbetreiber Thorsten Hoch liest keine Bücher,aber Zeitschriften.

Stuttgart-Möhringen - Thorsten Hoch hat in seinem Leben nur ein einziges Buch zu Ende gelesen. Es war in der fünften Klasse, eine Pflichtlektüre. Beeindruckt hat sie ihn nicht: „Ich weiß den Titel schon gar nicht mehr. Aber es war eines dieser gelben Heftchen“, sagt er. Nach einiger Zeit als Mitinhaber betreibt der 34-Jährige seit etwa zwei Jahren den Kiosk am Möhringer Bahnhof, zuvor hat sein Vater Erwin Hoch den Laden knapp 50 Jahre lang geführt.

Als kleiner Junge hat Hoch seinen Vater häufig während der Arbeit besucht und ist so auf die Wochenzeitschrift Sportbild aufmerksam geworden. Seit seinem 18. Lebensjahr ist keine Woche vergangen, in der er nicht durch das Sportmagazin geblättert hat. „Ich lese kostenfrei im Laden. Früher noch als Besucher und heute immer, wenn ich ein paar Minuten frei habe“, sagt der Verkäufer. Mit nach Hause nimmt Hoch das Magazin nicht. „Wenn Feierabend ist, ist Feierabend“, sagt er.

In seinem Bekanntenkreis hat Hoch mehrere Büchernarren

Hoch ist kein Bücherwurm, er sieht sich mehr als ein „Kind der Unterhaltungselektronik.“ Außer fürs Fernsehen und fürs Internet interessiert er sich für das Bearbeiten von Videos und Musik am Computer. Vor seiner Tätigkeit im Kiosk hat der gelernte Einzelhandelskaufmann in einem Online-Unternehmen für DVD-Medien gearbeitet. Täglich informiert sich Hoch im Fernsehen und Internet über das internationale Sportgeschehen. Vor allem Fußball interessiert ihn. „Die Zeitschrift sehe ich als Ergänzung zu den anderen Medien“, sagt er. Die Vorteile des Printmediums seien die ausführlichen Hintergrundinformationen sowie der Überblick über sämtliche Sportarten. „Zudem merkt man, dass die Menschen, die hinter den Artikeln stecken, objektiv sind“, sagt Hoch, der früher selbst aktiv Fußball gespielt hat.

In seinem Bekanntenkreis hat Hoch mehrere Büchernarren. „Mein bester Freund beispielsweise liest in jeder freien Minute die Romane von Stephen King“, sagt Hoch. Auch er lese bei der Arbeit, „der Unterschied allerdings ist, dass er die Bücher von zu Hause mitbringt.“ Seit den vierziger Jahren gibt es den Kiosk am Möhringer Bahnhof, wenn auch sein Platz aufgrund von Neubauten mehrmals gewechselt hat. Den Trend hin zu immer größeren Einkaufszentren sieht Hoch kritisch. „Einzelne kleine Läden sind doch das, was ein Stadtbild ausmacht“, sagt der Rohrer. Es sei schade, dass heute alle Arten von Geschäften unter einem Dach untergebracht sein müssten. Ob die Entwicklung noch zu stoppen sei, wisse er nicht. „Im Moment jedenfalls sind wir eine schöne Ausnahme“, sagt Hoch.