Ein Schnappschuss mit Folgen: Miloni (Sanya Malhotra) und Rafi (Nawazuddin Siddiqui) müssen zueinander finden. Foto: NFP

Ohne Bollywood-Kitsch erzählt der indische Spielfilm „Photograph“ die Geschichte einer unmöglichen Liebe. Die Musik ist dabei so schön wie die Bilder.

Stuttgart - Notdürftig verdient sich Rafi seinen Unterhalt, indem er Fotos von Touristen knipst. Als er erfährt, dass seine Großmutter ihre lebenswichtigen Medikamente abgesetzt hat, weil er noch immer keine Frau gefunden hat, schickt er ihr das Bild einer Unbekannten, die er kürzlich fotografierte: Sie gibt er nun als seine Freundin aus. Dumm nur, dass sich Oma gleich auf den Weg macht, die Braut in spe in Augenschein zu nehmen. Rafi bleiben nur wenige Tage, um die Schöne zu finden.

Unterschiedlicher könnten sie nicht sein: Rafi, ein einfacher Straßenfotograf, der sich eben so über Wasser halten kann, und Miloni, Tochter aus gutem Hause und Wirtschaftsstudentin. Dass sie entgegengesetzten gesellschaftlichen Klassen angehören, spiegelt sich nicht nur in ihren Geldbeuteln wider, sondern insbesondere in ihrer Hautfarbe: Er dunkel-, sie hellhäutig, eine Mischung, die sogar im Schmelztiegel Mumbai noch immer auf Ablehnung stößt.

Magisch statt schnulzig

Trotzdem bahnt sich in dem auf leise Töne setzenden Film von Ritesh Batra („Lunchbox“) eine zarte Liebe zwischen den beiden an. Denn Herzen überwinden bekanntlich alle Hürden. So entwickelt sich die Geschichte zunächst in eine Richtung, die man aus gängigen Bollywood-Schnulzen zu kennen glaubt.

Mit dem feinen Unterschied, dass hier keine Schnulze entsteht. Dafür sorgen alleine schon die Bilder der Kameramänner Ben Kutchins und Timothy Gillis, die Perspektiven zeigen, die man aus dem indischen Gefühlskino so nicht kennt. Meisterhaft verwandeln sie das nächtliche Mumbai in einen fast magischen Ort, für den Peter Raeburn die perfekte Filmmusik liefert, garniert mit einem Touch Thomas Newman. Wer immer noch glaubt, schon nach kurzer Zeit die ganze Story zu kennen, dem sei verraten, dass Batra mit einer ebenso unvorhersehbaren wie versöhnlichen Wendung überrascht. „Photograph“ ist bestes Arthaus-Kino mit Tiefgang und einer Portion Romantik, das alle Altersgruppen ansprechen dürfte.

Photograph. Indien, Deutschland, USA 2018. Regie: Ritesh Batra. Mit Nawazuddin Siddiqui, Sanya Malhotra, Denzil Smith. 109 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.