Keine Angst vorm Holzhammerhumor: Michael „Bully“ Herbig als Winnetou-Verschnitt Foto: Warner Bros.

Mit „Der Schuh des Manitu“ und „(T)Raumschiff Surprise“ brachte Bully Herbig die Kinokassen zum Klingeln. Nun verlegt er die Sketchwelten seiner TV-Serie „Bullyparade“ auf die Leinwand. Das Ergebnis enttäuscht.

Stuttgart - Zwanzig Jahre ist es her, dass Michael Herbigs Sketch-Reihe „Bullyparade“ erstmals über die TV-Bildschirme flimmerte. Bullys Verballhornungen von Karl-May-, Science-Fiction-, Agenten- oder Heimatfilmen erwiesen sich als Quotenbringer. Und ihre Kino-Ableger „Schuh des Manitu“ und „(T)Raumschiff Surprise“ gehören mit insgesamt 21 Millionen Zuschauern zu den erfolgreichsten Produktionen der deutschen Filmgeschichte.

Mit dem Animationsfilm „Lissy und der wilde Kaiser“ und dem Kinderfilm „Wickie und die starken Männer“ konnte Herbig zwar nicht mehr an solche astronomischen Erfolgszahlen anknüpfen, die Zuschauermarke von zwei Millionen knackten aber auch diese Produktionen. Danach wurde es ruhiger um den Münchner Filmemacher, und die Kollegen aus der „Bullyparade“ Christian Tramitz und Rick Kavanian arbeiteten an Solo-Karrieren.

Wiedersehen mit Mauerfall

Aber runde Geburtstage machen sentimental – und so hat sich das Trio nach zwei Jahrzehnten noch einmal zum Klassentreffen zusammengetan. Mit der Neuentwicklung eines Stoffes wollte man allerdings die kollektive Kreativität nicht zu sehr belasten. Stattdessen feiert man nun in „Bullyparade – Der Film“ eine Wiedersehensparty, die Fans der TV-Show eine erneute Begegnung mit den Lieblingscharakteren garantieren soll. Fünf Fortsetzungsepisoden reiht der Kinofilm aneinander und beginnt mit den Gebrüdern Jens und Jörg Kasirske (Rick Kavanian/Christian Tramitz), die den Mauerfall ungeschehen machen wollen und mit einer Trabbi-Zeitmaschine zurück ins Jahr 1989 reisen. Dort wollen sie der historischen Pressekonferenz, in der Schabowski die Grenzöffnung verkündet, eine andere Richtung geben.

In „Zelig“-Manier werden die fiktiven Charaktere ins dokumentarische Material eingearbeitet – eigentlich eine lustige Idee. Aber Tramitz und Kavanian beim semiprofessionellen Sächseln zuzuhören, ist ein durchaus zweifelhaftes Vergnügen. Und der Schlachtruf der beiden bekennenden Ossis „Zurück in die Zone“ ist völlig daneben, da wohl kein staatstreuer DDR-Bürgern das Unwort „Zone“ in den Mund genommen hätte.

Sehen Sie hier den Trailer zum Film:

Ähnlich halbwitzig geht es von hier aus ins Land der Apachen, wo Winnetou sich mit der Gouverneurstochter Annette vermählen will und Trauzeuge Old Shatterhand von schießwütigen Kopfgeldjägern verfolgt wird. Nur in kurzen Momenten flackern noch einmal das hübsch verschnörkelte Beziehungskisten-Gequassel und die alte Herbig-Tramitz-Chemie auf, die in „Der Schuh des Manitu“ für großes Gekicher sorgte. Derweil darf Kavanian als Wiedergänger von Christoph Waltz in „Django Unchained“ mit dem Maschinengewehr die teure Westernkulisse zerschießen.

Geisterschlösser und Tiefflieger

Selbst der Besichtigung eines vermeintlichen Geisterschlosses von Sissi und Franzl – den Lieblingscharakteren der TV-Show – fehlt es an komödiantischem Antrieb über das Selbstzitat hinaus, die Folge „Lutz of Wall Street“ gar ist ein echter Tiefflieger. In der Enterprise-Persiflage „Planet der Frauen“ wird zwar auf der Effekte-Ebene nicht gespart und in der Verballhornung von „Planet der Affen“ und „Wonder Woman“ zeigt sich Herbig auf der Höhe der Zeit. Aber auch diese Weltraum-Episode hat außer einem Mr. Spuck, der Emotionen zeigt, wenig Lustiges zu bieten. Das Ganze wirkt mit seinem Holzhammerhumor allzu schnell zusammengeschustert.

Die feine Liebe zum Veralbern verschiedener Filmgenres, die Herbigs Kinoarbeiten auszeichnete, bleibt auf oberflächliche Zitate und Kalauer beschränkt. Wie so viele Klassentreffen wird auch dieses nach kurzer Zeit fade. Wenn die Wiedersehensfreude verpufft ist und ein paar nostalgische Erinnerungen ausgetauscht sind, merkt man, dass man sich nach zwanzig Jahren nicht mehr viel zu sagen hat, und ist dankbar für ein frühes Ende der Veranstaltung.

Bullyparade – Der Film. Deutschland 2017. Regie: Michael Herbig. Mit Michael Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz. 100 Minuten. Ab 6 Jahren.