Die spanische Infantin und Kindsbraut Maria Anna Viktoria (Juliane Lepoureau) verzückt Foto: Verleih

In diesem französischen Kostümdrama werden vier Kinder im Jahr 1721 zu Spielbällen der Macht.

Stuttgart - „Für diese unverhoffte Verbindung musste ich lange intrigieren“, sagt der Herzog von Orléans (Olivier Gourmet) zu seiner zwölfjährigen Louise Élisabeth (Anamaria Vartolomei). Sie heiratet den spanischen Thronfolger Don Luis (Kacey Mottet Klein), Frankreichs noch ungekrönter König, der elfjährige Ludwig XV. (Igor van Dessel), die vierjährige spanische Infantin Maria Anna Viktoria (Juliane Lepoureau). Der Austausch der Prinzessinnen um 1721 soll den Frieden sichern. Auf Spaniens Thron sitzt Philipp V., ein Enkel Ludwigs XIV., Lambert Wilson gibt ihn als gottesfürchtigen Pragmatiker mit spitzer Zunge und öffentlichkeitswirksamem Auftreten. Philipps Sohn Don Luis ist mit 14 überfordert, einen Erben zu zeugen, die gelangweilte Louise Élisabeth teilt das Bett lieber mit ihrer Kammerzofe. In Versailles ist Ludwig XV. derweil schlecht beraten. Während seine Kindsbraut den Hof verzückt, flüstern ihm Günstlinge Unfug ein.

Marc Dugain (61) gab sein Regiedebüt 2010 mit der Adaptation seines Romans „Une exécution ordinaire“. „Ein königlicher Tausch“ basiert auf einem Buch von Chantal Thomas und spielt in einer Zeit, in der blaublütige Frauen nur eine Berufung hatten: das „Aufrechterhalten von Dynastien“, wie Louise Élisabeths Großmutter, Liselotte von der Pfalz (Andréa Ferréol), ihrer Enkelin auf den Weg gibt.

Die jungen Darsteller brillieren

Tonangebende Frauen wie in den aktuellen Kostümdramen „Maria Stuart, Königin von Schottland“ und „The Favourite“ sucht man vergebens. Auf den Mund gefallen sind die Damen aber nicht. Dugain setzt auf messerscharfe Dialoge, entblößt die menschlichen Abgründe hinter der höfischen Etikette. Er verpackt sie in wohlkomponierte Einstellungen und ruhige Bildfolgen. Darin leuchten die Kostüme selbst dann, wenn Louise Élisabeth majestätisch durch den Wald schreitet, um im Schutz der Bäume ihr Geschäft zu verrichten. Es ist köstlich, wie Dugain fortgesetzt das Profane neben das Mondäne und Sakrale stellt in einer irrsinnig scheinheiligen Welt.

Vor allem aber erzählt Dugain seine Geschichte über bewundernswerte Nachwuchsdarsteller, die neben gestandenen Schauspielgrößen brillieren. Sie packen all die Aufgewecktheit, aber auch die Langeweile, Unsicherheit, und Überforderung ihrer Charaktere in einen einzigen Augenaufschlag. Der Film blickt nüchtern auf ein trauriges historisches Kapitel, in dem junge Monarchen, die sich beim Einschlafen vor der Dunkelheit fürchten, ihre noch jüngeren Gattinnen beschlafen müssen.