Star-Besetzung: Chadwick Boseman, Sienna Miller, J. K. Simmons (v. li.) Foto: Verleih

Ein Action-Thriller alter Schule entpuppt sich als sehr zeitgemäßes Polizei- und Sozial-Drama

Stuttgart - kennt man von US-Action-Thrillern: Zwei Ex-Militärs planen in New York einen Drogendiebstahl. Sie dringen in ein Gangster-Lokal ein und finden dort viel mehr Ware, als sie erwartet haben – außerdem stehen binnen kurzer Zeit Polizisten vor der Tür, die nicht wegen ihnen gekommen zu sein scheinen. Es kommt zur Schießerei, und bald ist der vorbelastete New Yorker Cop Andre Davis (Chadwick Boseman) den beiden Polizistenmördern auf der Spur, flankiert von der Drogenfahnderin Frankie Burns (Sienna Miller) und dem Polizeikommandanten McKenna (J. K. Simmons), der die Sperrung der 21 Brücken nach Manhattan zunächst ablehnt.

Der Serien-Regisseur Brian Kirk hat unter anderem Episoden von „Game of Thrones“ und „Boardwalk Empire“ inszeniert, nun gibt ihm Hollywood die Chance, die große Leinwand zu bespielen. Da macht er mit sehr solidem Genre-Kino: Seine Figuren ballern viel, auch mit den giftigen automatischen Bleispritzen, deren Besitz die Republikaner für ein Menschenrecht halten, sie rennen und rasen und eine Verfolgungsjagd führt – es gehört ja fast schon dazu – in eine U-Bahn-Station, wo zufällig gerade ein Zug einfährt.

Ein revolutionäres Gedankenspiel

Weit über dem Standard liegt die Besetzung. Chadwick Boseman hat als afrikanischer Superheldenfürst in „Black Panther“ (2018) Filmgeschichte geschrieben und gibt nun den ruppigen, in steter Unruhe flackernden Protagonisten. Sienna Miller, die in „Interview“ (2007) brillant das Sternchen verkörperte, für das die Klatschpresse sie lange hielt, zeigt sich hier auf natürlich getrimmt als abgebrühte Polizistin, und J. K. Simmons, seit seinem Auftritt als tyrannischer Musiklehrerrolle in „Whiplash“ (2016) eine Schauspiellegende, macht aus seiner Figur einen schön zwielichtiger Charakter.

Was den Film letztlich heraushebt, ist ein fast schon revolutionär anmutendes Gedankenspiel: Wenn Normalbürger, Staatsdiener und Kriegsveteranen kriminell werden, weil Wohnen und Leben in Städten wie New York anders nicht mehr zu finanzieren ist, wird jeder integre Gesetzeshüter ungewollt zum Komplizen der Gierigen, die das Problem verursacht haben – und der Rechtsstaat steht Kopf.

21 Bridges. USA 2019. Regie: Brian Kirk. Mit Chadwick Boseman, Sienna Miller, J. K. Simmons. 99 Minuten. Ab 16 Jahren. EM, Ufa