Das Union lag seit dem ersten Lockdown im Dornröschenschlaf. Foto: Archiv /Michael Bosch)

Das Kino in Ludwigsburg war wegen Corona und der hohen Energiepreise jahrelang geschlossen. Im Juli feiert das Lichtspielhaus sein Comeback, wahrscheinlich mit zwei Blockbustern.

Für Produzenten und Kinobetreiber wäre es im Normalfall ein Anlass, vor Freude Pirouetten zu drehen, wenn ein Film mehr als drei Jahre ohne Unterbrechung in einem Lichtspielhaus läuft. Das würde nämlich bedeuten, dass ein unfassbarer Kassenhit gelungen wäre. Claus Wollenschläger, Inhaber des Central und des Union in Ludwigsburg, hätte hingegen gerne darauf verzichtet, in den vergangenen drei Jahren in Dauerschleife „Thomas und die Lokomotive“ auf die Leinwand zu werfen. Denn das geschah unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auch nur notgedrungen. Die zwei Säle in dem Kino sind seit dem ersten Lockdown im März 2020 geschlossen. „Wir mussten den Projektor dennoch einmal pro Woche anschalten, damit der Kolben keinen Schaden nimmt und haben dann eben ,Thomas und die Lokomotive’ abgespielt“, sagt Wollenschläger.

Dass er diese kleine Anekdote schmunzelnd erzählt und er insgesamt hoffnungsvoll in die Zukunft blickt, dürfte auch daran liegen, dass das Programm bald wieder die gewohnte Abwechslung erfährt und das Kino seine Pforten nach der Zwangspause wegen der Pandemie und der hohen Energiekosten endlich wieder öffnet. Nach 1207 Tagen im Dornröschenschlaf wird das Union nun am Donnerstag, 6. Juli, sein Comeback feiern. Davon kündet auch ein Banner, das vor dem Traditionshaus in der Solitudestraße aufgespannt ist.

Kurskorrektur in Hollywood

Die Zeit sei nun reif für diesen Schritt, erklärt Wollenschläger. Zum einen hätten sich die Gaspreise wieder auf Vorkriegsniveau eingependelt, was einen wirtschaftlichen Betrieb ermögliche. „Außerdem hat Hollywood eine Kurskorrektur vorgenommen und wir können wieder auf genügend Filme zurückgreifen“, sagt der Kinobetreiber. Eine Weile hätten die großen Studios einige Produktionen über Streamingplattformen verwertet. „Sie haben aber inzwischen gemerkt, dass dann die Relevanz fehlt, weil keiner über die Filme spricht. Und genau das macht einen Film doch auch aus“, erklärt der Fachmann, dem nun überdies wieder ausreichend Personal zur Verfügung steht, um das Union an den Start zu bringen.

Ganz in trockenen Tüchern ist noch nicht, welche Streifen Wollenschläger und sein Team am 6. Juli in den beiden Sälen präsentieren werden. Aber vermutlich werde es auf zwei potenzielle Blockbuster hinauslaufen: Teil eins von „Mission Impossible VII“ und „Oppenheimer“ von Regiegroßmeister Christopher Nolan.

Hoffnung auf stabile Energiepreise

Man bliebe damit auch dem Ansatz treu, wonach im Union eher Action-Fans auf ihre Kosten kommen, während in den drei Sälen des Central-Kinos tendenziell Produktionen für die ganze Familie präsentiert werden. Wollenschläger hofft, dass das Bespielen von allen fünf Sälen in beiden Häusern kein Strohfeuer bleibt und die Energiepreise im Winter nicht erneut explodieren. Im Central lasse sich das verschmerzen, die Heizung werde per Fernwärme betrieben. Im Union habe man jedoch einen Gasanschluss – und ein weiteres Problem, das sich aber bis Juli beheben lässt: einige technische Geräte wie Computer entsprächen nach mittlerweile drei Jahren Pause nicht mehr den aktuellen Standards und müssten folglich ausgetauscht werden.