Was tun bei Reiseübelkeit? Foto: Daniel Jedzura/Shutterstock

Viele Menschen leiden unter Kinetose – der sogenannten Reisekrankheit. Sowohl Kinder als auch Erwachsene verspüren Übelkeit beim Autofahren, im Zug oder auf dem Schiff. Erfahren Sie alles über Ursachen, Symptome und Behandlung.

Eigentlich soll der Urlaub die schönste Zeit des Jahres werden. Doch für viele Menschen bedeutet Reisen auch Stress, denn der Weg zum Urlaubsziel wird von Übelkeit und Schwindel begleitet. Die „Seekrankheit“ kennen die meisten nur von Schiffsfahrten, aber auch im Auto, Bus, Flugzeug oder Zug können Sie „seekrank“ werden. Allgemeiner spricht man von Reisekrankheit, Reiseübelkeit oder Kinetose.

Dabei lassen sich neben der klassischen Reiseübelkeit in Auto und Bus auch andere Varianten unterscheiden:

  • Seekrankheit: Sie tritt auf Schiffen oder anderen Wasserfahrzeugen auf.
  • Landkrankheit: Diese Form zeigt sich bei Menschen, die sehr lange Zeit auf einem Schiff verbracht haben und dann zurück an Land kommen. Der Körper ist noch an die Wellenbewegungen gewöhnt und muss sich erst wieder an den „festen Boden unter den Füßen“ gewöhnen.
  • Flugkrankheit: Bei dieser Form wird den Betroffenen während einer Flugreise übel. Flugkrankheit und Flugangst können sich gegenseitig bedingen bzw. verstärken.
  • Raumkrankheit: Sie kommt nur bei Astronauten vor und ist bedingt durch die Schwerelosigkeit.

Ursachen der Reiseübelkeit

Der Fachausdruck „Kinetose“ leitet sich ab vom griechischen Wort „kinein“, was „bewegen“ bedeutet. Die Reiseübelkeit wird deswegen auch als Bewegungskrankheit bezeichnet.

Ausgelöst wird das Unwohlsein durch ungewohnte Bewegungen, besonders häufig eben in Verkehrsmitteln wie Autos, Reisebussen, Zügen (v.a. mit Neigetechnik) und Flugzeugen. Aber auch Achterbahnen oder Wolkenkratzer und Brücken, die im Wind leicht schwingen, können die Kinetose hervorrufen. In letzter Zeit ist außerdem häufiger zu beobachten, dass auch Simulatoren und Computerspiele (v.a. mit VR-Brillen) die klassischen Symptome der Reiseübelkeit hervorrufen. Die Sinnesorgane erhalten Informationen zur räumlichen Lage und Bewegung des Körpers. Sind diese Informationen widersprüchlich, kommt es zur Reisekrankheit. Dabei lassen sich 2 Konflikte unterscheiden:

  1. Visuell-vestibulärer Konflikt: Widersprüche zwischen dem Seheindruck und dem Lagesinn des Innenohrs. Wenn Sie beispielsweise vom Schiff auf den schwankenden Horizont sehen, gleichzeitig aber fest auf dem Boden stehen und sich nicht bewegen, kommt es zu diesem Konflikt.
  2. Kanal-Otolith-Konflikt: Widerspruch innerhalb des Innenohrs zwischen den Bogengängen und den Beschleunigungssensoren. Das passiert beispielsweise, wenn sich der Kopf um eine Achse bewegt, die von der Körperdrehachse abweicht (z. B. Kopfnicken während einer Rotation auf einem Drehstuhl), oder wenn es zu einer Rotation um die horizontal ausgerichtete Körperlängsachse kommt. Dieser Konflikt tritt zum Beispiel bei Achterbahnfahrten oder in Kampfflugzeugen auf.

Entscheidend für die Reisekrankheit sind die Intensität, die Frequenz und die Dauer der passiven Bewegung. Dabei werden vertikale Bewegungen schlechter vertragen als horizontale und langsame Bewegungen führen zu stärkeren Beschwerden als schnellere. Schnelle Bewegungen hat man zum Beispiel beim Mountainbiken und Reiten, was in der Regel keine Übelkeit hervorruft.

Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens betroffen sein, auch solche, die bestimmte Bewegungen eigentlich gewohnt sind – zum Beispiel erfahrene Seeleute und Militärpiloten. Besonders stark betroffen sind allerdings Kinder zwischen 2 und 12 Jahren, bei älteren Kindern und Erwachsenen sinkt die Neigung der Reisekrankheit.

Interessant ist, dass der Fahrer eines Autos quasi nie von der Reiseübelkeit betroffen ist, ganz gleich, wie seine Neigung zur Reiseübelkeit sonst ausfällt. Der Grund: Der Fahrer konzentriert sich auf die Strecke und sein Gleichgewichtssinn kann sich somit besser auf die Bewegungen einstellen. Dadurch wird der visuelle-vestibuläre Konflikt gemindert.

Reisekankheit: Symptome der Kinetose

Die typischen Symptome der Bewegungskrankheit sind:

  • Frösteln, kalter Schweiß
  • Drückendes Gefühl in der Magengegend
  • Müdigkeit, Schläfrigkeit, Abgeschlagenheit
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Brechreiz, Erbrechen

Als Außenstehender können Sie die Reisekrankheit bei anderen (zum Beispiel Kindern) daran erkennen, dass diese müde oder schläfrig wirken, langsamer reagieren, weniger sprechen oder im Gesicht blasser sind.

Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Betroffenen vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden und dass die Magen-Darm-Funktion reduziert wird.

Die Symptome schwellen oft wellenförmig ab und an. Nach spätestens drei Tagen sollten die Symptome vollständig abklingen – auch dann, wenn Sie sich beispielsweise weiterhin auf einem Schiff befinden.

Die Reisekrankheit ist in den allermeisten Fällen ungefährlich und führt nur dann gelegentlich zu Komplikationen, wenn der Verlauf sehr heftig ist (z.B. sehr starkes Erbrechen) oder wenn Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystem bestehen.

Auf Schiffen kommt es häufig zur Seekrankheit, einer Form der Kinetose. Bild: Nicoleta Ionescu/Shutterstock

Behandlung: Was tun gegen Reiseübelkeit?

In der Regel verschwinden die Symptome der Reisekrankheit wieder, sobald Sie „festen Boden“ unter den Füßen haben. Manchmal können die Beschwerden aber auch andauern oder die Reise dauert noch länger an (zum Beispiel eine Kreuzfahrt).

Dann können Sie folgende Tipps berücksichtigen, um die Reiseübelkeit zu lindern:

  • Nehmen Sie vor der Reise leichte, fettarme Mahlzeiten zu sich.
  • Meiden Sie Alkohol und rauchen Sie nicht.
  • Lenken Sie sich ab, zum Beispiel mit Musik oder Hörbüchern.
  • Schauen Sie nicht nach unten (z.B. beim Lesen), sondern suchen Sie sich einen festen Punkt am Horizont oder blicken Sie auf die Straße.
  • Setzen Sie sich möglichst auf den Beifahrersitz bzw. im Bus vor die Vorderachse, im Flugzeug ans Fenster über den Tragflächen.
  • Wenn Sie auf einem Schiff sind, legen Sie sich flach auf den Rücken und schließen Sie die Augen, um optische Reise zu verringern. Halten Sie Ihren Kopf ruhig und vermeiden Sie Tätigkeiten, die konzentriertes Sehen erfordern (Lesen, Fernsehen).
  • Neben Reisekaugummis (s. unten) können Sie auch Äpfel oder Möhren kauen.
  • Legen Sie, wenn möglich, regelmäßig Pausen ein und sorgen Sie für frische Luft und Bewegung.

Wenn Sie die Möglichkeit haben, übernehmen Sie im Auto die Rolle des Fahrers oder auf Sportbooten die Rolle des Rudergängers. Dies gilt nicht, wenn Sie bereits Medikamente gegen Reisekrankheit eingenommen haben, da diese müde machen und die Reaktionsfähigkeit verlangsamen können!

Lassen die Symptome nicht nach, können Sie folgende Mittel probieren:

  • Medikamente: Tabletten, Kaugummi oder Pflaster sind beliebte Mittel gegen Reisekrankheit. Häufig enthalten Sie allerdings Scopolamin, was zu Müdigkeit und Sehstörungen führen kann.
  • Ingwer: Die Knolle hat eine antiemetische Wirkung, soll also gegen Übelkeit und Erbrechen helfen. Nehmen Sie Ingwer als Pulver oder Tablette ein oder kaufen Sie kleine Stückchen der Knolle. Damit können Sie bereits am Vortag der Reise beginnen.
  • Vitamin-C-haltige Kaugummis: Histamin löst Übelkeit aus; Vitamin C kann das Histamin abbauen. Zusätzlich können Kaubewegungen die Übelkeit senken. Ergänzend können Sie täglich 2 g Vitamin C zu sich nehmen, um die Übelkeit zu bekämpfen.

Da Kinder es häufig nicht mehr schaffen, vor dem Erbrechen rechtzeitig Bescheid zu sagen, sollten Sie stets Tüten, Wechselkleidung und Feuchttücher griffbereit haben.


Wichtiger Hinweis: Die Informationen in unserem Artikel können, wollen und dürfen keine Diagnose, Beratung oder Behandlung durch einen Arzt ersetzen. Die Inhalte dienen nicht dazu, eigenständige Diagnosen zu stellen oder Behandlungen durchzuführen. Im Krankheitsfall sowie bei starken Symptomen der Reisekrankheit und/oder wenn diese nicht nach spätestens drei Tagen verschwinden, suchen Sie einen Arzt auf.