Die Kita Silberburg im Stuttgarter Westen gehört zu einem Schulungszentrum für Erzieherinnen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Eine Erzieherin der Kita Silberburg in Stuttgart soll das Wohl einiger Kinder gefährdet haben. Der Träger hat arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet und externe Berater hinzugezogen.

Stuttgart - Die pädagogischen Fähigkeiten einer Fachkraft in einer Einrichtung des Schwäbischen Frauenvereins Stuttgart waren offenbar so wenig ausgeprägt, dass der Fall sowohl die Kita-Aufsicht als auch die Polizei erreicht hat. Gegen eine Erzieherin der Kita Silberburg im Stuttgarter Westen sowie gegen die Leiterin der Einrichtung haben Ende Januar „einige Eltern Anzeige erstattet“, bestätigt die Polizeidirektion Stuttgart. Es seien „ein paar Dinge genannt worden, die nicht in Ordnung sind, allerdings nicht den Straftatbestand erfüllen“, sagt ein Sprecher. Einstweilen sei die Anzeige als „Misshandlung von Schutzbefohlenen aufgenommen worden.

Die Anzeigenerstatter haben sich bisher nicht an die Öffentlichkeit gewandt. Aus anderen Elternkreisen aber wird kritisiert, dass es bei einem Teil der betroffenen Krippenkinder zu demütigenden Bestrafungen gekommen sei, einige links liegen gelassen worden seien. Andere wiederum hätte die Erzieherin übertrieben geherzt und die gebotene professionelle Distanz vermissen lassen. Noch läuft die Befragung der Betroffenen, das Ergebnis wird der Staatsanwaltschaft übergeben.

Per Mail über Vorfälle informiert

Als Ursache der unterschiedlichen Behandlung der Null- bis Dreijährigen führen Eltern an, dass einige Erzieherinnen der Kita in den Familien der Kita-Kinder am Abend noch als Babysitter engagiert waren.

Besondere Vorkommnisse in Kindertagesstätten müssen der Aufsichtsbehörde, dem Kommunalverband Jugend und Soziales (KVJS), gemeldet werden. Dazu ist der Träger der Einrichtung verpflichtet. Der Schwäbische Frauenverein ist dem nachgekommen, wie die Vorsitzende Beate Bulle-Schmid am Mittwoch auf Anfrage mitteilte. „Der Vorstand ist Ende November von der Geschäftsführerin per Mail darüber informiert worden, dass der betreffenden Erzieherin pädagogisches Fehlverhalten vorgeworfen werde. Daraufhin haben wir den KVJS informiert, der uns zur sofortigen Freistellung der Mitarbeiterin geraten und uns in der Folge auch fachlich beraten hat. Die Mitarbeiterin ist daraufhin vom Dienst suspendiert worden.“

Wie die Vorsitzende des Vereins erläutert, seien die Anfangsvorwürfe vom Kollegenkreis ausgegangen. Man habe daraufhin einen Anwalt eingeschaltet, der die Kolleginnen befragt habe und der danach bezweifelte, dass die Vorwürfe genügend Substanz haben würden für eine Strafanzeige. „Solange nichts von den angeblichen Taten bewiesen ist, kann ich nicht mehr dazu sagen, als dass es sich um pädagogisches Fehlverhalten gehandelt haben soll“, sagt Beate Bulle-Schmid, die auch CDU-Stadträtin und Mitglied des Sozialausschusses ist. Wenn sich die Vorwürfe jedoch als zutreffend erweisen würden, „bedaure ich das sehr. Das sollte einfach nicht vorkommen“, sagt sie.

Kinderschutzzentrum eingeschaltet

Zum Krisenmanagement des Trägervereins gehörte auch, den Erzieherinnen die Nebentätigkeit als Babysitterinnen in Kita-Familien zu verbieten. „Einige sollen das gemacht haben, wie ich ebenfalls im November erfuhr. Ich habe das definitiv eingestellt“, so Beate Bulle-Schmid. Sie hat außerdem das Kinderschutzzentrum einbezogen. „Es wird immer dann zur Beratung eingeschaltet, wenn das Kindeswohl gefährdet ist“, sagt Heinrich Korn, stellvertretender Jugendamtsleiter in Stuttgart. „Wenn’s gut läuft, kann man da viel für den Betriebsfrieden tun.“

Die Leiterin des Kinderschutzzentrums, Karin Gäbel-Jazdi, bestätigt die Intervention in der Kita Silberburg: „Die Vorfälle sind ernst genommen worden, wir haben alle gehört und erklärt, was Kindeswohl bedeutet. Seither hat sich viel getan.“ Beate Bulle-Schmid: „Wir ziehen die Konsequenzen dort, wo es notwendig ist.“