Dieses vom Taos County Sheriff’s Office (US-Bundesstaat New Mexico) zur Verfügung gestellte Foto zeigt das Grundstück im Bezirk Taos, wo die elf Kinder gefangen gehalten wurden. Foto: dpa

Unglaublich klingen die Vorwürfe: In den USA sollen gezielt Kinder für eine Schulschießerei trainiert worden sein. Dem Hauptverdächtigen wird zudem die Entführung seines kleinen Sohnes vorgeworfen. Starb der Junge auf dem verwahrlosten Gelände in New Mexico?

Washington/Taos - Im US-Bundesstaat New Mexico könnte ein mutmaßlicher Kindesentführer Medienberichten zufolge Kinder für Schulmassaker ausgebildet haben. Die Behörden gingen diesem Verdacht nach, hieß es in US-Medien. Der örtliche Sender KOB4 berichtete, der Verdacht gehe aus Unterlagen des Gerichts im Bezirk Taos hervor.

Bei einer Razzia auf einem Grundstück nördlich von Taos hatte die Polizei am vergangenen Freitag elf verwahrloste und hungernde Kinder entdeckt. Fünf Menschen wurden festgenommen.

Kinder sind zwischen ein und 15 Jahren alt

Taos’ Bezirks-Sheriff Jerry Hogrefe teilte anschließend mit, die Sicherheitskräfte seien davon ausgegangen, dass die Verdächtigen vermutlich schwer bewaffnet seien und als „Extremisten muslimischen Glaubens“ gelten könnten.

Bei den Festgenommenen habe es sich um zwei bewaffnete Männer und drei Frauen gehandelt. Die Frauen seien womöglich die Mütter der Kinder, bei allen Festgenommenen handelt es sich den Berichten zufolge um Mitglieder einer Familie. Die elf verwahrlosten Kinder seien im Alter zwischen ein und 15 Jahren gewesen.

Einer der Festgenommenen wurde wegen der Entführung seines drei Jahre alten Sohnes im Dezember gesucht. Der kleine Junge litt nach Angaben seiner Mutter gegenüber Lokalmedien an einer Gehirnerkrankung.

Hauptverdächtiger ist Sohn eines muslimischen Geistlichen

Bei dem Hauptverdächtigen handelt es sich um den Sohn eines Imam aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn, wie die „New York Times“ meldete. Das Kind war nicht unter den Geretteten, allerdings fanden Sicherheitskräfte die bislang nicht identifizierte Leiche eines Jungen.

Den Beschuldigten wird Kindesmissbrauch vorgeworfen. KOB4 berichtete vom Gericht in Taos, dass die Staatsanwaltschaft die Aussage einer Pflegefamilie vorgebracht habe: Demnach sei das in Obhut genommene Kind von den Verdächtigen „im Gebrauch eines Sturmgewehrs zur Vorbereitung von zukünftigen Schulschießereien“ ausgebildet worden.

Der Richter ordnete an, dass die fünf Verdächtigen in Haft bleiben müssen. Eine weitere Anhörung wurde für Montag angesetzt, wie der Sender CNN berichtete.

„Dreckige Lumpen als Kleidung“

Sheriff Hogrefe beschrieb die furchtbaren Umstände, unter denen die Kinder hausen mussten. „Die einzigen Lebensmittel, die wir sahen, waren ein paar Kartoffeln und eine Kiste mit Reis in einem dreckigen Wohnwagen“, sagte Sheriff Hogrefe

„Aber am überraschendsten und herzzerreißendsten war, als das Team insgesamt fünf Erwachsene und elf Kinder fand, die aussahen wie Flüchtlinge aus einem Dritte-Welt-Land, nicht nur ohne Essen oder Trinkwasser, sondern auch ohne Schuhe, persönliche Hygiene und im Prinzip mit dreckigen Lumpen als Kleidung.“

Auf dem Grundstück gab es den Beschreibungen zufolge Tunnel, Stolperfallen mit herausstehenden Nägeln und Glassplittern sowie Barrikaden aus alten Autoreifen.

„Horrorhaus“ von Perris

Der aktuelle Fall erinnert an die Monatelang waren den Fall der Kinder im „Horrohaus“ von Perris. 13 Geschwister im Alter von zwei bis 29 Jahren aus der 70 000-Einwohner-Stadt südöstlich von Los Angeles wurden über Jahre von ihren Eltern gefangen gehalten. Im Januar 2018 wurden der 57-jährige Vater David Turpin und seine 49-jährige Ehefrau Louise wegen Folter und Kindeswohlgefährdung festgenommen.