Ein Tannenzapfenpflücker in der Spitze einer Kaukasustanne in Georgien Foto: dpa

Georgier dürfen beim Sammeln von Christbaum-Samen keine Höhenangst haben.

Tiflis - Den Weihnachtsbaum zu schmücken macht Spaß. Vielleicht haben auch Deine Eltern schon einen Baum gekauft und ihn aufgestellt. An Heiligabend steht in vielen Wohnzimmern in Deutschland ein Christbaum. Doch woher kommen die grünen Tannenbäume eigentlich? Nach Angaben des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie stammen rund 90 Prozent der Bäume aus Deutschland. Nur 10 Prozent sind im Ausland gewachsen – die meisten davon in Dänemark. Die Samen, aus denen später einmal große Tannenbäume werden, kommen oft aber aus einer ganz anderen Region: aus Georgien. Das Land liegt im Osten des Schwarzen Meeres, im Süden grenzt es an die Türkei.

Jedes Jahr im Herbst klettern in der westgeorgischen Region Ratscha Männer in schwindelnde Höhen auf die Kaukasus- oder Nordmanntannen, um deren Zapfen zu ernten. Aus ihnen werden die Samen gewonnen, aus denen nach acht bis zehn Jahren in Baumschulen in Dänemark oder in Deutschland Christbäume werden. 90 Prozent der Samen für die in Europa produzierten Nordmanntannen stammen aus Georgien. Gesammelt werden die etwa 500 Tonnen Zapfen nur in einer kurzen Saison von drei Wochen im Herbst. Für diese Zeit lässt der Schreiner Paata Kobachidse seit 20 Jahren seine Familie in der Bezirkshauptstadt Ambrolauri zurück und zieht als Pflücker in den Wald. 40 bis 60 Meter hoch sind die Tannen, die er erklimmen muss, und die begehrten Zapfen sitzen ganz oben in der Spitze.

Paata Kobachidse steigt nur mit Sicherheitsausrüstung auf die Bäume, aber manche seiner Kollegen verzichten darauf. „Mit den Seilen und Gürteln benötigt man mehr Zeit zum Pflücken der Zapfen“, erklärt er. Zeit ist Geld für die Männer. Denn bezahlt werden sie nach dem Gewicht. „Früher wollten manche Pflücker keine Zeit durch das Runterklettern verlieren“, sagt Paata Kobachidse. Sie sprangen von Baumwipfel zu Baumwipfel, doch das endete nicht selten tödlich. „Das macht mittlerweile niemand mehr.“