Orang-Utan-Mütter kümmern sich viele Jahre intensiv um ihren Nachwuchs. Foto: dpa

Muttermilch gibt es bei den rothaarigen Menschenaffen selbst noch für Teenager.

Stuttgart - Du erinnerst Dich vielleicht: Anfang Mai ging die Meldung um die Welt, dass auf der südostasiatischen Insel Borneo ein hellhäutiger weiblicher Orang-Utan gefangen wurde. Der Menschenaffe mit den blauen Augen war ziemlich mitgenommen und wird nun von einer Tierschutzorganisation aufgepäppelt. Inzwischen hat der äußerst seltene weiße Orang-Utan auch einen Namen: Alba, was aus dem Lateinischen kommt und weiß bedeutet. Die Tierschützer hoffen nun, dass Alba bald wieder so fit ist, dass sie in die Wildnis entlassen werden kann.

Allerdings ist Alba noch eher ein Mädchen als eine Frau: Sie ist nämlich erst fünf Jahre alt und wäre daher eigentlich noch auf die Mutter angewiesen. Denn gerade bei Orang-Utans kümmert sich die Mutter sehr lange um den Nachwuchs. Erst dieser Tage haben Wissenschaftler eine Studie veröffentlicht, wonach diese rothaarigen Menschenaffen ihre Kinder manchmal sehr lange säugen. Zumindest zeitweise darf der Nachwuchs bis ins neunte Lebensjahr hinein an der Mutterbrust trinken. Bei Menschen gibt es das nicht, da werden die Kinder weitaus kürzer gestillt.

Aber wie bekommt man als Forscher heraus, wie lange Orang-Utan-Kinder Muttermilch bekommen? Dieses Kunststück ist einem Team um die australische Wissenschaftlerin Tanya Smith gelungen – und zwar dank eines wirklich pfiffigen Tricks. Sie haben nämlich untersucht, wie viel Barium in den Zähnen junger Orang-Utans gespeichrt ist. Dieses Element nehmen die Affenkinder nur mit der Muttermilch auf und lagern es unter anderem in den Zähnen ein. Denn die Zähne weisen– ähnlich wie Bäume – Wachstumsringe auf. Auf diese Weise lässt sich sagen, wann die Affenkinder Muttermilch getrunken haben und wann sie sich vorwiegend von Blättern und Früchten ernährt haben.

Das Ergebnis erstaunt auch die Fachleute. Im ersten Lebensjahr trinken die Affenbabys ausschließlich Milch. Dann kommt der Übergang zur festen Nahrung. Wenn aber in manchen Jahreszeiten weniger Früchte zur Verfügung stehen, dürfen sie wieder trinken – in den Zähnen findet sich in diesen Zeiten mehr Barium.