Fachkräfte sind in der Kita Borkumstraße Mangelware. Foto: dpa

Weil es an Betreuungspersonal fehlt, können Hortplätze in der Kita Borkumstraße nicht belegt werden.

Zuffenhausen - Die Freude ist der Hilflosigkeit gewichen: Als Anfang Februar im Briefkasten das Schreiben des Jugendamtes mit einer Zusage für einen Hortplatz in der Kita an der Borkumstraße 52 lag, war die Welt für 13 Familien noch in Ordnung. Ende April folgte dann Ernüchterung. Wegen der Personalsituation, so hieß es nun, könnte die Zusage nur unter Vorbehalt aufrechterhalten werden. Platz und Ausrüstung für 40 Hortkinder sind zwar vorhanden, es fehlen aber Fachkräfte.

„Es gibt keine vernünftige Alternative für uns“, sagt Franziska Gawehn, Vorsitzende des Elternbeirats der Kindertagesstätte. Weder in Zuffenhausen noch in Stammheim sieht die Mutter eine Möglichkeit, ihren Sohn Kolja nach dem Unterricht in einem Hort unterzubringen, wenn er von September an die erste Klasse der Neuwirtshausschule besuchen wird. Zwar ist laut Gawehn im Gespräch, das Angebot der verlässlichen Grundschule auszubauen, eine gleichwertige Alternative ist das für sie aber nicht: „Das ist eher eine Aufbewahrung, da es keinerlei pädagogische Betreuung gibt.“ Dabei sei es gerade für Erstklässler sehr wichtig, dass man sich vernünftig um sie kümmere.

Vor rund zwei Wochen hatten sich betroffene Eltern zusammengesetzt und beratschlagt, was man tun könne. „Wir fühlen uns hilflos“, beschreibt Gawehn die Stimmung. Um auf die verfahrene Lage aufmerksam zu machen, war eine Elterndelegation in der jüngsten Sitzung des Zuffenhäuser Bezirksbeirats zu Gast. Auch dem Stammheimer Beirat wollen die Eltern das Problem schildern. Mit dem Jugendamt möchten sie ebenfalls in Kontakt kommen.

85 offene Vollzeitstellen

Heinrich Korn, stellvertretender Leiter des Jugendamtes, bestätigt, die Situation in Neuwirtshaus. Allerdings wäre es auch für andere städtische Einrichtungen in Stuttgart schwierig, Personal zu finden. Momentan gebe es 85 offene Vollzeitstellen, knapp zwei davon an der Borkumstraße. „Es herrscht Fachkräftemangel“, sagt Korn. Insgesamt seien 2000 Mitarbeiter in der Kinderbetreuung beschäftigt. Durch den Ausbau der Betreuung brauche man mehr Personal. Andererseits gebe es aber immer weniger Bewerber. Momentan fänden jede Woche vier bis sechs Bewerbungsgespräche statt, früher seien es doppelt so viele gewesen.

Wer als Erzieherin oder Erzieher in einer städtischen Einrichtung in Stuttgart arbeiten möchte, kann sich nicht direkt am jeweiligen Standort bewerben, sondern nur zentral bei der Stadt. Erst wenn der Kandidat alle Einstellungshürden hinter sich hat, wird darüber geredet, wo er eingesetzt werden kann. Immer mehr Bewerber, so Korn, würden allerdings lieber im Umland als in der Stadt arbeiten. In diesem Zusammenhang fordert Franziska Gawehn die Einführung einer Ballungsraumpauschale, um finanzielle Anreize zu schaffen. Dem widerspricht Korn und verweist auf München. Dort gebe es eine solche Pauschale, die Situation sei aber auch nicht besser als in Stuttgart.

Um den Personalmangel zumindest mittelfristig in den Griff zu bekommen, sollen in Stuttgart 50 neue Ausbildungsstellen geschaffen und Aushilfskräfte besser qualifiziert werden. „Das Jugendamt tut, was es kann, um die Situation zu entschärfen“, sagt Korn. Was die Lage in Neuwirtshaus angeht, könne er momentan aber keine Garantie geben.