Besonders belibet ist bei den Kindern die Arbeit bei Möhro-TV. Anderswo warten die Kinder noch auf Grafikaufträge und malen solange die Fassade voll. Foto: Marie Hertfelder

Das Jugendhaus hat sich in dieser Woche wieder in die Kinderspielstadt verwandelt. Von Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr lernen die Kinder hier, wie ein Arbeitsalltag in einer Stadt aussieht.

Möhringen - Sommerferien in Möhringen, eine ganz normale Arbeitswoche in Möhrohausen. Denn hier wird nicht gefaulenzt, sondern geschafft. In der Kinderspielstadt lernen die Kinder zum mittlerweile 13. Mal, wie ein Arbeitsalltag in einer Stadt aussieht. Von Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr. Und dabei haben die Kinder eine Menge Spaß, denn jeden Tag wird ein neuer Beruf ausprobiert.

„Das könnte ich jeden Tag machen“

Der elfjährige Simon sitzt am vierten Tag an der Kinokasse und arbeitet dort, wo die anderen Kinder zum „Betriebsausflug“ hingehen, um sich einen Film anzusehen. Am besten hat ihm der Job als Briefausträger gefallen. Für ihn seht fest: Arbeiten ist viel besser als in der Schule rumzusitzen. „Das könnte ich jeden Tag machen“, erzählt er begeistert. Sein zweiter Aufenthalt in Möhrohausen wird aber sein letzter sein, denn mit elf Jahren ist die Altersgrenze für ihn erreicht. Dann könnte Simon aber noch als Helfer dabei sein, so wie die 30 Ehrenamtlichen, die dieses Mal das Team unterstützen. Und auch für die Betreuer lassen sich die Kinder allerhand einfallen, am vierten Tag steht ein Rollentausch auf dem Programm: Die Betreuerinnen bekommen im Beauty-Salon einen Bart verpasst und Betreuer Steffen hört von da an auf den Namen Emine. Daran muss er sich aber erst noch gewöhnen.

Und auch sonst herrscht im Möhringer Jugendhaus an diesen Tagen reichlich Trubel. Auf den drei Stockwerken wird gesägt, gebastelt, gemalt und vieles mehr. Der erste Gang geht jeden Morgen auf das Arbeitsamt, dort werden die Berufe verteilt. „Die Kinder können sich am Vortag einen Beruf reservieren“, sagt Jugendhausleiter Andreas Bernhard. Besonders beliebt sei die Arbeit beim Fernsehsender Möhro-TV, im Kino oder hinter dem Tresen der Cocktail-Bar. Und natürlich gibt es auch in Möhrohausen einen Mindestlohn: Zehn Möhros verdienen die Kinder in der Stunde. Abzüglich zwei Möhros Steuern bleiben dann noch acht Möhros übrig, rechnet Julian vor, während er mit seinen Freunden Knete herstellt.

Möhrohrhausen zählt 161 Bürger

Cara und Katharina, beide elf Jahre alt, schwingen zusammen den Pinsel. Die zwei Schülerinnen des Fanny-Leicht-Gymnasiums warten noch auf Auftragsarbeiten. An der Fassade des Jugendhauses soll ein Wandbild entstehen. Zwei Stationen weiter studieren die Mädchen von der Talentschmiede eine neue Choreografie ein, die dann am Abend vorgeführt werden soll.

Die Spielstadt ist so beliebt, dass es sogar eine Warteliste gegeben hat. 161 Bürger zählt Möhrohausen in diesem Jahr. Da hat Bürgermeister Marlon alle Hände voll zu tun. Tipps hat er sich schon bei Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann geholt. „Das ist schon ganz schön stressig, ständig kommen neue Wünsche“, meint Marlon und hetzt auch schon zum nächsten Termin: Ein Interview mit den Journalistinnen des täglich erscheinenden „Möhro-Spion“.

Von der Arbeit können sich die Kinder in der Welness-Oase erholen und sich die müden Füße massieren lassen. Um wieder neue Energie zu tanken, gibt es im Krankenhaus und in der Apotheke die nötige Versorgung mit Süßigkeiten. Und während ein Arbeitstag langsam zu Ende geht, warten draußen schon die Eltern. Die sind ansonsten aber in der Kinderstadt strengstens verboten.