Am Bankschalter in Simsalon holt ein Arbeitnehmer seinen Lohn in der Währung Simsa ab. Das Geld wiederum kann er in reinvestieren, zum Beispiel in eine Zeitung, ein frisches Bäckerbrötchen oder einen Zirkusbesuch. Foto: /Stefanie Schlecht

Nach vier Jahren Pause können 360 Kinder von 8 bis 12 Jahre im Glaspalast in der Spielstadt Simsalon Stadtleben spielen. Neben arbeiten gehen und Geld verdienen, lassen sich dort auch Freizeit gestalten und demokratische Teilhabe üben.

Reges Treiben herrscht in der Stadt. Während sich einige Bewohner Simsalons auf dem Marktplatz unterhalten, hat sich vor der Bank eine lange Schlange gebildet. Nur wenige Meter davon entfernt erschaffen einige Medienschaffende die Zeitung von heute. Fleißig gewerkelt wird auch bei den Handwerkern, Perlenmachern oder in der Schreinerei. Es scheint, dass an diesem Donnerstagnachmittag alle und alles in Simsalon in Bewegung ist. Wer von der Stadt Simsalon noch nichts gehört hat, dem sei gesagt, dass die 360-Einwohner zählende Stadt nur während der Herbstferien vom 29. Oktober bis zum 5. November im Glaspalast Sindelfingen besteht. In dieser Zeit verwandelten 360 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren die Halle in eine Spielstadt mit einem zentralen Marktplatz, kleinen Straßen, einer ganzen Bandbreite an Geschäften und Betrieben und sogar einem Zirkus. Jedes Kind kann einen Beruf auswählen, vom Bäcker über den Banker, Postbeamten, Handwerker bis zum Journalisten, so sollte für jeden Stadtbewohner etwas geboten sein, um sich seinen Stundenlohn von 20 Simsa zu verdienen. Jobwechsel vom einen auf den anderen Tag sind in Simsalon erfahrungsgemäß nicht unüblich, bereichern sogar eher die berufliche Vita. Wie im echten Leben, verläuft aber auch hier nicht jede Berufsbiografie linear, denn auch hier gibt es Arbeitslose und Arbeitssuchende, Steuerpflicht und Preiserhöhungen. In Zeiten explodierender Energiekosten und einer anhaltenden Inflation wohl keine schlechte, wenn auch nicht geplante, Vorbereitung auf das „echte“ Erwachsenenleben.