Die Bürgermeisterin und vier ihrer Gemeinderäte von „Ditziput“. Foto: factum/Granville

In Ditziput gibt es weder Polizei noch Gericht. Damit haben die vom Volk gewählten Vertreter im Zweifelsfall eine besondere Aufgabe.

Ditzingen - Nicht mit allem hat sich der Gemeinderat durchsetzen können, da hat auch die Bürgermeisterin Luna Klinner nichts ausrichten können. Einen Professor gibt es auch in diesem Jahr in der Kinderspielstadt Ditziput nicht. Aber was hätte es auch gebracht? Der Wissenschaftler hätte – nach dem erfolgreichen Verfassen einer Abschlussarbeit – mehr Geld, mehr Diros bekommen. Was aber hätte er damit gemacht? Mehr Pommes gekauft, als er essen kann? Mehr gebastelte Werke im Shop eingekauft, als ihn interessieren?

So ganz hatte sich dem Gemeinderat der Sinn doch nicht erschlossen. Und überhaupt hätte diese Einführung vermutlich zunächst eine grundsätzliche Diskussion des Betreuerteams erforderlich gemacht. Auch deshalb gibt es also auch dieses Jahr keinen Kinder-Professor in der Ditzinger Kinderspielstadt Ditziput.

Zum 20. Mal organisiert

Ditziput findet zum 20. Mal statt. „Die Welt der Farben“ lautet in diesem Jahr das Motto, nach dem Weltraum und seinen unendlichen Weiten, in welche die Kinder im vergangenen Jahr eingetaucht waren. Vieles ist gleich geblieben wie in den Vorjahren. Man kann in der Mensa essen oder in der Stadt rund um die Heimerdinger Grundschule, kann verschiedene Jobs machen, von der Müllabfuhr bis zum Stadtführer, um Geld zu verdienen. Und wie in der Vergangenheit stehen auch jetzt wieder Bürgermeister und Gemeinderat an der Spitze der Stadt.

Aber gleich in den ersten Tagen hatten sie dieses Jahr auch ihre Richterfunktion ausüben müssen. „In Ditziput gibt es keine Polizei“, sagt der Stadtjugendpfleger Roger König. Keine Polizei, keine Staatsanwaltschaft, keine Rechtsanwälte, kein Gericht. Also musste sich der Gemeinderat damit befassen, dass zwei Bürger aneinandergeraten waren. Pikant: der vermeintliche Übeltäter war ein Gemeinderat.

Was tun? Sollte er deshalb sein Amt abgeben müssen? „Wir haben uns Gedanken darüber gemacht“, sagt die Bürgermeisterin diplomatisch über die Diskussion im Rat. Letztlich wurde eine Verwarnung ausgesprochen. Klinner kennt sich aus in Ditziput,sie kommt jetzt in die achte Klasse und ist zum wiederholten Mal dabei.

Auch im wahren Leben ist sie engagiert, erst als Klassensprecherin, nun auch als Unterstufensprecherin. Irgendwann, so erzählt sie, habe sie sich überlegt, sich auch in Ditziput stärker einzubringen. Im Wahlkampf sei hart gerungen worden, haben die Organisatoren – allen voran Roger König und Thomas Hartlieb – erlebt. So waren unter anderem Plakate überklebt worden.

„Aber unseres blieb hängen“, erzählt Klinner. Sie und ihre Freundinnen hatten für sich geworben, auch Klinners Freundinnen haben es in den Rat geschafft. Nicht umsetzen können sie freilich die eine weitere Veränderung, auch wenn Klinner sie noch so wünschte. Denn ginge es nach ihr, dürften sich nicht nur Kinder bis 13 Jahren teilnehmen, sondern auch ältere. Denn was machten sie in der Ferienzeit, in der es kein Angebot gebe? „Sie sitzen vor dem Fernseher mit dem Handy in der Hand.“