Linus Förster muss in Untersuchungshaft. Foto: dpa

Staatsanwälte finden auf dem Rechner des jugendpolitischen Sprechers der SPD kinderpornographisches Material. Die Anzeige einer Prostituierten hat den Fall erst ins Rollen gebracht. Sie wurde von Linus Förster gegen ihren Willen beim Sex gefilmt.

München - Das nennt sich wohl Parteienproporz. Nach der doppelten Sex- und Drogenaffäre vom Juni dieses Jahres bei der CSU hat nunmehr die bayerische Opposition ihren Skandal: In Untersuchungshaft genommen wurde der SPD-Spitzenpolitiker Linus Förster. Die Staatsanwaltschaft Augsburg wirft dem 51-Jährigen schweren sexuellen Missbrauch, Besitz kinderpornografischer Schriften und vorsätzliche Körperverletzung vor.

Details gibt es keine, nur beunruhigende und womöglich weiterführende Indizien: Erst am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft beantragt, Försters parlamentarische Immunität aufzuheben, und noch am selben Tag hat der Rechtsausschuss des Landtags zugestimmt. Wegen „Flucht- und Verdunkelungsgefahr“, so Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai im Bayerischen Rundfunk, habe man „nicht zuwarten können“.

Sprecher für Jugend- und Europapolitik

Förster führte die SPD im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben; seit 2003 saß er im Landtag und war jugendpolitischer und europapolitischer Sprecher seiner Fraktion. Angezeigt hatte ihn im November eine Prostituierte, die Förster gegen ihren Willen beim Sex mit ihm gefilmt hatte. Im „handgreiflichen Gerangel“ um die Speicherkarte der Kamera, so schreibt die „Augsburger Allgemeine“, sei die Frau verletzt worden.

Die Polizei schaute sich Försters Sexualleben daraufhin näher an und entdeckte offenbar Bilder minderjähriger Frauen auf dem Computer des Abgeordneten. Keine zwei Wochen später legte Förster unter dem Druck der Ermittlungen seine Ämter bei der SPD nieder und trat aus der Partei aus. Das Landtagsmandat wollte er zum Jahresende aufgeben. Das wären nur noch zwei Wochen gewesen, doch die Staats-anwälte hatten es eiliger.

CSU-Kollege bezahlt 16-Jährige für Sex

Ähnlich jäh wie Förster hatte im Juni der fränkische CSU-Landesparlamentarier Michael Brückner gehen müssen: Er hatte eine 16-Jährige für Sex bezahlt. Sein offenes Geständnis – er schäme sich zutiefst, erklärte der 51-jährige – bewahrte ihn vor der Haft; er wurde nur zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen verurteilt. Ausgerechnet in den Vorbereitungen zum Oktoberfest ist auch der Münchner „Wiesn-Stadtrat“ Georg Schlagbauer (CSU) über beträchtlichen Kokain- und Sex-Konsum gestürzt. Der 44-Jährige galt als eine der großen Nachwuchshoffnungen für die Regierungspartei.