Mit und ohne Ball war Rollisoccer ein begehrtes Angebot beim Kindernaturerlebnistag in Auenwald. Foto: /Frank Eppler

Der Schwäbische Wald lockt das Publikum am 1. Mai mit einem Kindernaturerlebnistag – eine Art Neustart nach der Pandemie. Wie ist die Stimmungslage?

Trotz der langen Coronapause ist auf dem Kindernaturerlebnistag in Auenwald eines bereits nach fünf Minuten klar: Der Nachwuchs hat das Festeinmaleins offensichtlich nicht verlernt. „Ich will zuerst zum Schminken“, sagt die Siebenjährige, und ihr Blick verrät, dass es keinen Verhandlungsspielraum gibt. Schließlich weiß der Profi, dass das Anstehen beim Kinderschminken immer am längsten dauert. Der große Bruder biegt ab und siebt im Sand nach Edelsteinen. Das ist aber nur als ein Notprogramm zu sehen, während sich das Gesicht der Schwester in das Antlitz einer Glitzer-Fee verwandelt: „Können wir bitte weitergehen?“

Startschuss für die Freizeitsaison im Schwäbischen Wald

Das Schifflebauen trifft eher seinen Geschmack. Irgendwie findet er an dem eigentlich voll besetzten Tisch einen Platz, greift zu Hammer, Nagel und Brett und ist sichtbar im Glück. Genauso wie Tanja Uter, die das Bastelangebot betreut: „Ich habe so viele Ideen, und endlich kann ich sie umsetzen“, sagt die Naturparkführerin aus Berglen.

Endlich wieder. Dieses Gefühl liegt über dem gesamten Kindernaturerlebnistag, der bereits kurz nach Beginn mehr als gut besucht ist. „Man merkt, dass die Menschen ausgehungert sind“, sagt Naturparkführer Manfred Krautter. Die Veranstaltung soll der Startschuss sein für eine hoffentlich wieder etwas normalere Freizeitsaison im Schwäbischen Wald. Das hofft auch Tanja Uter: „Ich habe oft Führungen vorbereitet, die ich dann wieder wegen Corona absagen musste. Irgendwann hatte ich keinen Elan mehr“, erzählt die Naturparkführerin und greift beschwingt zum Hammer – in diesem Moment ist die Pandemie weit weg.

Ein Fest am 1. Mai für die ganze Familie

Der Pandemie ist geschuldet, dass der Kindernaturerlebnistag in dieser Art und Weise nach seiner Premiere 2019 erst zum zweiten Mal stattfindet. Mit dem Angebot will der Schwäbische-Wald-Tourismus mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: „Es gibt am 1. Mai zwar viele Hocketsen, aber nichts für Kinder“, sagt Manfred Krautter. Beim Kindernaturerlebnistag können die Familien zusammen Stockbrot am Feuer backen, Holzzwerge basteln, Ponys streicheln und der Schwäbischen Waldfee begegnen. Und zwar nicht nur einer: Im Feengarten stehen gleich drei der grün gekleideten Zauberwesen, helfen bei Riesenseifenblasen oder spielen mit beim Bienenmemory.

Eigentlich soll Kim-Laura Rützler, die frisch gewählte Schwäbische Waldfee, offiziell in ihr Amt eingesetzt werden – auch dies gehört zur Grundidee des Kindernaturerlebnistags. Doch krankheitsbedingt musste die Zeremonie verschoben werden, weswegen Vorgängerin Leonie Treml noch das Wahrzeichen der amtierenden Waldfee trägt: den Feenstaubbeutel. „Was ist denn da drin?“, will es der Nachwuchs genau wissen. „Na, Feenstaub. Das kann ich dir zeigen. Aber nur, wenn du die Augen zumachst“, sagt Leonie Treml. Gleich drei Mädchen lassen sich auf das Experiment ein und sich von der Magie der Schwäbischen Waldfee berühren. Und genauso soll es sein – die Botschafterin des Schwäbischen Waldes soll nicht nur auf der Bühne stehen, sondern etwas von dem Zauber der Landschaft direkt an die Kinder weitergeben: „Wir möchten, dass die Schwäbische Waldfee die junge Generation anspricht“, sagt Landrat Richard Sigel. Weswegen am Infostand des Schwäbischen Waldes Feenstaub und -kreide verteilt werden – und für die Premiumwanderwege namens Feenspuren geworben wird.

Der Kindernaturerlebnistag soll ein Fest für alle sein

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Ob nun Wanderweg oder Kindernaturerlebnistag: Alle diese Aktivitäten des Tourismusvereins sollen nicht nur Besucher von außen anlocken. „Wir möchten auch für die Menschen da sein, die hier leben“, sagt der Vorsitzende Richard Sigel. Denn, so wirft Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr ein: „Sie sind wertvolle Botschafter, sie leben die Gastlichkeit.“ Nun, der eigene Nachwuchs ist auf jeden Fall begeistert. Vor allem, als es schließlich zum Rollisoccer geht. Kinder flitzen in Rollstühlen über den Platz und versuchen, einen großen Gymnastikball zumindest grob in Richtung Tor zu bewegen. „Wir haben mittlerweile noch mit drei Rollstühlen aufgestockt“, erzählt Sebastian Eltschkner, der kommunale Behindertenbeauftragte des Rems-Murr-Kreises. Eine Toilette für alle, ein Sinnesmemory, eine Gebärdendolmetscherin sind weitere Bausteine, damit die Veranstaltung ein Fest für alle wird. Dass eine Familie extra wegen der Rolli-Tour gekommen ist, freut Sebastian Eltschkner ungemein. „Das zeigt doch ganz deutlich: Wenn es kein Angebot gibt, kann auch niemand kommen.“