Dieses Ungetüm lebt für zwei Monate in der Galerie. Foto: factum/Bach

Die Städtische Galerie zeigt die kommenden zwei Monate Kunst von 300 Kindern aus der Stadt.

Sindelfingen - Ein riesiges Hochbett füllt dass Traumhaus von Marko aus. Praktisch: die Rutsche, wenn man es eilig hat, hinunterzukommen. Genial: der Kamin auf dem Dach. Einen Ofen dafür gibt es freilich nicht. Denn der Schornstein hat nur eine einzige Funktion: „Er ist für den Weihnachtsmann. Damit das Kind Geschenke kriegt“, erklärt der Architekt. Sechs Jahre ist er alt, im September kommt er in die Schule. Marko ist eines von 32 Kindern, die sich im vergangenen halben Jahr mit Entwürfen für ihren Wunschraum beschäftigt haben.

Traumhaus mit Kamin für den Weihnachtsmann

Die Jungen und Mädchen der Sindelfinger Kita Goldberg malten und werkelten unter der Anleitung der Künstler Alix Sharma-Weigand und Martinus Merz. Die Krönung ihrer Arbeit ist eine raumhohe Installation aus Holz: in der Mitte ein Stuhl, erbaut aus Traumstühlen, davon gehen strahlenförmig die gezimmerten Traumräume der Kinder ab. Milo hat sich eine Rutsche ins Wohnzimmer gebaut. „Damit die Kinder rutschen können, wenn die Eltern so lange essen.“ Stella hat einen Riesenhotdog auf ihrem Tisch drapiert; und Sefa einen Schaukelstuhl kreiert. „Ich wünsche mir fünf Schaukelstühle, für meine ganze Familie“, erzählt der Sechsjährige.

Mehr als 300 Kinder aus Sindelfinger Kitas und Horten habe in diesem Jahr am Projekt Kunststoff teilgenommen. Dabei kooperieren die Einrichtungen mit Künstlern, die über mehrere Monate jeweils ein– bis zweimal in der Woche in die Einrichtung gehen. Gemeinsam mit den Kindern erarbeiten sie ein Thema, das dann künstlerisch umgesetzt wird. Zum Programm gehören auch Ausflüge in die Umgebung sowie in Museen. Die Goldberg-Kinder besuchten zum Auftakt die Galerie Schauwerk.

Ein Federnstuhl mit Wellnessfaktor

Die Themen und Werke sind sehr vielfältig. Fantastische Unterwasserwesen haben die Mädchen und Jungen der Kita Baumgartenstraße geschaffen. Die Kinder vom Aibachgrund haben mit einer Goldschmiedin aus Kupfer und Messing Schmuck gefertigt. Ein riesiges Spinnennetz samt Spinne haben die jungen Künstler aus der Kita Feldbergstraße gewebt. Ein Videoprojekt wiederum haben die Größeren aus dem Hort Sommerhofen mit dem Künstler Klaus Olbert umgesetzt. Das Ergebnis ist als Dauerfilm im Oberlichtsaal zu sehen. Drei Stockwerke der städtischen Galerie füllen die Kunstwerke der Kinder – und das bereits zum achten Mal. „Das ist einmalig. Das gibt es sonst nirgendwo, dass über mehrere Monate eine ganze Ausstellung von Kindern bestückt wird“, sagt Gerda Ruzitschka. Für die Erzieherin der Kita Goldberg ist das Kunststoff-Projekt eine Bereicherung der pädagogischen Arbeit. „Die Künstler bringen einen ganz neuen Blick in die Kita“. Die Erzieherinnen seien bei dem Projekt „nur die Assistentinnen der Kinder. Diese entwickeln ihre Ideen und wir schauen, wie wir das notwendige Material dafür beschaffen.“

Eine besondere Herausforderung war Milos Wunsch nach Vogelfedern. Daraus baute der Sechsjährige eine wahrhaft königliche Sitzgelegenheit: bunte Federn von Pfauen zieren den Stuhl mit Wellnessfaktor. „Das ist so schön weich, wenn man sich draufsetzt, die Federn streicheln den Rücken“, erklärt der Baumeister dazu.

Sponsoren finanzieren

Ausstellung
Die Schau mit den Kinderwerken gibt es bereits zum achten Mal. Sie ist die größte und am besten besuchte Ausstellung und ist in diesem Jahr noch bis 31. August in der Städtischen Galerie am Marktplatz zu sehen. Diese öffnet montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags und sonntags jeweils von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Finanzierung
Träger des Projekts Kunststoff ist der Verein kids@kita. Der Förderverein für alle Kindertageseinrichtungen der Stadt hat allein für dieses Projekt in den vergangenen acht Jahren 320 000 Euro investiert. Knapp 2000 Kinder nahmen teil. Dieses Jahr waren 35 Kita- und Hortgruppen – städtische und private – mit mehr als 300 Kindern beteiligt. 30 000 Euro kosteten die Honorare der Künstler und das Material. Finanziert wird das Projekt überwiegend von Sponsoren: Bitzer, Volksbank und die Stadtwerke sind die Hautspender.