Vor dem Schauspielern wärmen sich die Teilnehmer der Kinderkulturtage Waiblingen mit Körperübungen auf. Foto: Frank Eppler

Rotkäppchen mal anders: Bei den Kinderkulturtagen der Stadt Waiblingen dreht sich alles um Märchen. Die Nachwuchsschauspieler verleihen altbekannten Geschichten manche neue Wendung.

Waiblingen - Die Requisiten- und Technikabteilung ist im Stress. Jule schnippelt im Akkord kreisrunde Kekse aus einem beigefarbenen Karton. Die werden nebenan im Theatersaal des Waiblinger Schwanen dringend gebraucht für die Proben zum Stück „Harry Potter und der Keksdieb“. Auf der Bühne des Saals herrscht kreatives Chaos, die Darstellerinnen und Darsteller diskutieren über die Handlung. David arbeitet derweil im Foyer an einem langen, schwarzen Zauberstab – und vertröstet Hannes, alias Harry Potter, der alle paar Minuten aufkreuzt und wissen will, wann er endlich fertig ist. Die Herstellung magischer Utensilien braucht nun mal ihre Zeit, mit einem schlichten Simsalabim ist es nicht getan.

Die Kinderkulturtage der Kinder- und Jugendförderung der Stadt Waiblingen stehen in diesen Herbstferien ganz im Zeichen der Märchen. Vier Tage lang dürfen die 25 sieben- bis zwölfjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Rollen berühmter Märchenfiguren schlüpfen oder ganz neue Helden kreieren, sich nach Herzenslust verkleiden, Szenen erarbeiten und umsetzen. Wer nicht so gerne auf der Bühne steht, hat dennoch alle Hände voll zu tun – wie Jule und David von der Requisitenabteilung zum Beispiel.

Zum ersten Mal ein Wochenangebot

Kinderkulturtage hat die Stadt Waiblingen schon in früheren Jahren veranstaltet – allerdings handelte es sich dabei um eintägige, abgeschlossene Angebote wie beispielsweise Ausflüge. „Wir haben nun ein anderes Konzept und bieten ein Wochenangebot an“, erzählt Peggy Dieterich von der Abteilung Kinder- und Jugendförderung. Ein Grund dafür sei, dass viele Eltern speziell solche Wochenangebote suchten. Außerdem sei es für die Teilnehmer schöner, wenn sie mehrere Tage Gelegenheit hätten, sich kennenzulernen und vielleicht neue Freundschaften zu schließen. Am Donnerstag führen die Nachwuchsschauspieler ihre Szenen dann vor einem ausgesuchten Publikum aus Familie und Freunden vor.

Von morgens um 9 bis 16 Uhr laufen die Aktivitäten, mittags geht es zum Essen ins benachbarte Gästehaus Insel. „Die Räume hier im Schwanen sind super“, sagt Peggy Dieterich – geprobt wird auf der großen Bühne im Saal, aber auch in kleineren Räumen des Kulturhauses und auf dem Flur. Dort verwandelt sich Alexandra erst in einen Bären und gleich darauf in einen schönen Prinzen, der Mia in der Rolle des Schneeweißchens einen formvollendeten Heiratsantrag samt Kniefall macht: „Willst du meine Frau werden?“

Märchen sind immer noch beliebt

Am ersten Tag hätten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen mit den Kindern viel über Märchen gesprochen und auch welche vorgelesen, erzählt Peggy Dieterich: „Dabei haben wir festgestellt, dass sehr viele Kinder noch Märchen kennen. Das ist schön, denn die sind ja ein Kulturgut.“ Zum Warmwerden habe es viele Spiele und Eisbrecher-Übungen gegeben, denn „das Schauspielen fällt ja schon Erwachsenen oft sehr schwer“.

Naomi und Marina haben da keine Schwierigkeiten. Mit Luis wollen sie das Märchen vom Rotkäppchen auf die Bühne bringen. Weil beide Mädchen gerne die Hauptrolle spielen wollen, haben sie eine Lösung gefunden, die Naomi so erklärt: „Ich bin das Rotkäppchen, weil Rot meine Lieblingsfarbe ist. Marinas Lieblingsfarbe ist Blau, deshalb ist sie das Blaukäppchen.“ Luis hat sich noch nicht entschieden, welchen Part er übernimmt, aber Peggy Dieterich hat sich bereit erklärt, die Rolle der Großmutter zu spielen, ihr Kollege Jürgen Butz einen Räuber.

Jetzt heißt es für alle Nachwuchsschauspieler üben, üben, üben. Und auch die Technikertruppe ist weiterhin im Stress: sie tüftelt an einem Zauberstab mit Beleuchtung.