Die Saloniker machen den Marmorsaal zum „Children’s Corner“. Foto: z

Konzerte für Kinder: die Stuttgarter Saloniker weckten in dem Jugendstilbau im Stuttgarter Süden die Neugier auf klassische Musik.

S-Süd - Ein gutes Dutzend Kinder lauscht gebannt, wie Slava Kiselev am Cello den Schwan aus Camille Saint-Saëns’ „Karneval der Tiere“ zum Leben erweckt. Förmlich sieht man den graziösen Vogel durch den Marmorsaal im Weißenburgpark gleiten. Das Ambiente tut ein übriges, die Besucher der „Children’s Corner“ zu verzaubern. Tierskulpturen wachen in den Ecken des Jugendstil-Juwels. Durch die Flügeltüren fällt der Blick in den Park.

Die Kinder dürfen sogar an den Klaviersaiten zupfen

„Ich habe mir hier einen lang gehegten Traum erfüllt“, schwärmt Patrick Siben, Pianist und Gründer der Stuttgarter Saloniker. „Ich wollte schon immer ein junges Publikum an klassische Musik im weitesten Sinne heranzuführen. Bei unseren monatlichen Kinderkonzerten darf man nicht nur zuhören, sondern auch mitreden oder ein Instrument anfassen. Das weckt die Neugier.“ So schart der Kapellmeister die jungen Besucher zwischendurch um seinen Flügel, lässt sie einen Blick auf die Saiten im Inneren werfen und vorsichtig zupfen. „So klingt es fast wie eine Harfe“, erklärt er, ehe er in die Tasten greift und demonstriert, wie die Klaviermechanik funktioniert. Zwischendurch flicht Siben historische Fakten ein. So überrascht er mit der Erkenntnis, dass Ernst Sieglin, der den Marmorsaal erbauen ließ, sein Vermögen mit Waschpulver machte. Das Reinigungsmittel hörte auf den klangvollen Namen „Schwan“. Da ergibt sich Überleitung zum musikalischen Programm ganz von selbst.

Die jüngsten Besucher saugen noch am Schnuller. Auch sie sind offenbar beeindruckt von den tiefen Tönen, die Renger Woelderink seinem Kontrabass entlockt, wenn er die konzertante Menagerie um Elefanten und Tanzbären erweitert. Die Eltern erfreuen sich am nuancierten Spiel des Niederländers. Der Solobassist des Stuttgarter Kammerorchesters ist ein Meister seines Fachs. Walter Töws kommt die Aufgabe zu, das Kontrastprogramm zu gestalten: Die „Zigeuner-Patrouille“ von Virgilio Ranzato ist ein virtuoses Paradestück, das dem Geiger Gelegenheit bietet, den Tonumfang seines Instruments in einer heiklen Flageolett-Passage bis in die höchsten Höhen auszuschöpfen.

Open-Air-Konzert am Max-Exth-See

Der dreijährige Eric zeigt sich im Anschluss an das Konzert begeistert. Lernen möchte er später aber weder Violine noch Klarinette (vorgestellt von Rebekka Kirchner, die die Katze aus Prokofjews „Peter und der Wolf“ anspielt). Das Instrument seiner Wahl bleibt die Trommel. „Wir veranstalten solche Konzerte nun schon seit Jahren“, blickt Patrick Siben zurück. „Oft sind bis zu 60 Kinder da und jedes Mal verläuft so ein Vormittag etwas anders“. Für September hat der musikbegeisterte Winzersohn etwas Besonderes in petto: „Am 6. September sind wir mit der ,Children’s Corner‘ für ein Open-Air-Konzert am Max Eyth-See zu Gast.“ Badekleidung ist ausdrücklich erwünscht. Na, dann!