Der Kinderarzt Ralf Brügel beantwortet die Fragen der Kinder. Foto: Gottfried Stoppel

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der UN-Kinderrechtskonvention hat das Kreisjugendamt eine Kinderkonferenz veranstaltet – die erste im Rems-Murr-Kreis.

Backnang - Von dem Kinderarzt Ralf Brügel wollen die Mädchen und Jungen viel wissen: „Sind Sie ein richtiger Doktor?“, „Kommen manche Kinder auch alleine in die Praxis?“ und: „Mit wem reden Sie – mit dem Kind oder den Eltern?“. Bei der ersten Kinderkonferenz des Rems-Murr-Kreises im Backnanger Landratsamt stellen die Kinder die Fragen.

Kinder wachen über die Redezeit

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der UN-Kinderrechtskonvention hat das Kreisjugendamt am Mittwoch einen Aktionstag organisiert, bei dem Mädchen und Jungen aus verschiedenen Schulen und Einrichtungen des Kreises im Rahmen einer Kinderkonferenz Fragen an die Erwachsenen stellen konnten. Neben dem Schorndorfer Kinderarzt Brügel waren der Leiter des Kreisjugendamts, Holger Gläss, die Schwäbische Waldfee Leonie Treml, der Geschäftsführer der SG Sonnenhof Großaspach, Philipp Mergenthaler, die Familienrichterin Sabine Brennenstuhl sowie die Schulleiterin der Backnanger Mörikeschule, Karin Moll, gekommen. Sie alle haben in ihrem Berufsalltag auf unterschiedliche Art und Weise mit Kinderrechten zu tun – wie genau, erklärten sie zu Beginn der Konferenz, wobei von den Kindern penibel darauf geachtet wurde, dass niemand seine Redezeit von einer Minute überschreitet.

Die Enge auf dem Schlauchboot

Im Vorfeld des Aktionstages hatten sich die Mädchen und Jungen mit jeweils einem Kinderrecht intensiv beschäftigt – beispielsweise mit dem Recht auf Spiel, Freizeit und Ruhe. Dieses Recht, so erklärt der elfjährige Jean-Pierre, bedeute unter anderem, dass man „seine Ruhe hat, wenn man seine Ruhe haben will“. Und warum ist ein Recht auf Spielen wichtig? Der Schüler der Erich-Kästner-Schule aus Weinstadt überlegt. „Damit man auch mal aufdrehen, toben und laut sein kann“, sagt er. Herumtoben, das tue ihm nämlich gut.

Dass nicht alle Kinder auf der Welt dazu Gelegenheit haben, auch das haben die Teilnehmer der Kinderkonferenz bei der Vorbereitung gelernt. „Wir haben einen Klassenkameraden, der uns erzählt hat, wie eng es auf einem Schlauchboot ist“, berichtet eine Schülerin der Grundschule Geradstetten. Der geflüchtete Junge habe bei der Fahrt über das Meer gesehen, wie Menschen ins Wasser gefallen sind. Damit man die drückende Enge selbst erleben kann, haben die Kinder ein Schlauchboot mit ins Landratsamt gebracht.

Botschafter für Kinderrechte

„Ich habe mitgenommen, dass sich die Kinder doch sehr intensiv Gedanken machen über ihr Leben und darüber, wie es gestaltet werden sollte. Das finde ich sehr beeindruckend“, so das Fazit der Familienrichterin Brennenstuhl. Beeindruckt zeigen sich auch die übrigen Erwachsenen. „Das müsste man öfter machen“, meint der Jugendamtsleiter Gläss. In jedem Fall, so Petra Nonnenmacher vom Kreisjugendamt, die die Konferenz moderiert, sollten Kinder und Erwachsene im Alltag Botschafter für Kinderrechte sein.