Im Kinderhaus Wirbelwind begegnen sich ganz unterschiedliche Kulturen. Foto: Sägesser

Eigentlich sollte das Kinderhaus Wirbelwind als Familienzentrum Eltern noch ausgiebiger beraten. Doch nun gibt es dafür kein Geld. Die Kita ist enttäuscht.

Riedenberg - Die Enttäuschung ist Sigrid Breimaier anzuhören. Sie klingt etwas erregt, wenn sie davon erzählt, wie ihre Kita ein Kinder- und Familienzentrum hätte werden sollen – und es dann doch nicht wurde. „Für uns war das schon ein Schlag“, sagt die Leiterin des katholischen Kinderhauses Wirbelwind.

Kinder- und Familienzentren gibt es in Stuttgart seit September 2012. Sie sollen zum einen die Bildungschancen von Kindern erhöhen. Zum anderen sollen sie Eltern bei Erziehungsfragen unterstützen. Konkret kann das Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund bedeuten oder eine Beratung für Eltern bei Erziehungsfragen. Insgesamt gibt es derzeit sieben solcher Zentren in verschiedenen Teilen der Stadt. Sie sind jeweils an Kindertagesstätten von kirchlichen oder städtischen Trägern angegliedert.

Zielgruppe sind Familien aus schwierigen Verhältnissen

Zielgruppe sind Familien, die in schwierigen sozialen Verhältnissen leben. Die Stadt hatte vor der Gründung der ersten Zentren zunächst geschaut, in welchen Bezirken die Bonuscard besonders stark bezogen wird. Mit ihr gewährt die Stadt Vergünstigungen etwa bei Fahrpreisen im öffentlichen Nahverkehr für besondere Gruppen wie Empfänger des Arbeitslosengelds II. Ausgesucht für die Förderung als Familienzentrum wurden Kitas, bei denen die Familien von mindestens 30 Prozent der Kinder eine Bonuscard haben.

15 Kitas sind derzeit in der sogenannten Startphase für ein Kinder- und Familienzentrum. Sie sind in einem auf zwei Jahre begrenzten Probebetrieb, in dem sie ihr Konzept weiterentwickeln sollen. Zwölf weitere Standorte wurden vom Jugendamt ausgesucht, künftig in diese Startphase aufgenommen zu werden. In diese Gruppe kam auch das Riedenberger Kinderhaus Wirbelwind. Die Mittel dafür schienen sicher, sagt Sigrid Breimaier. „Wir dachten, dass wir im September mit der Startphase beginnen könnten und haben deshalb schon mit den Planungen begonnen“, sagt sie.

Der weitere Ausbau ist vorerst gestoppt

Doch nach Abschluss der Beratungen für den Doppelhaushalt 2014/2015 wurde klar, dass die Kita in Riedenberg und alle anderen vorerst kein Geld bekommen werden, um sich zu einem Kinder- und Familienzentrum zu entwickeln. Die zwölf Kitas, die auf eine Aufnahme in die Startphase gehofft hatten, müssen nun die Beratungen zum Doppelhaushalt 2016/2017 im Herbst 2015 abwarten. „Der weitere Ausbau der Kinder- und Familienzentren ist vorerst gestoppt“, sagt der Leiter des Stuttgarter Jugendamts, Bruno Pfeifle. Die Stadt stehe zwar zum Konzept, wolle aber derzeit nicht mehr Geld ausgeben, sagt er.

Sigrid Breimaier bedauert die Entscheidung der Stadt. Denn ein Kinder- und Familienzentrum hätte mehr Personal für die Kita bedeutet, womöglich auch einen räumlichen Ausbau. Vor allem seien zusätzliche Mittel aus Sicht der Kita-Leiterin pädagogisch notwendig. „Wir haben es immer wieder mit Eltern zu tun, die Fragen zur Erziehung haben oder Unterstützung brauchen“, sagt Breimaier. Langfristige Hilfe oder Beratung würden aber bisweilen über das hinausgehen, was die Mitarbeiter mit den vorhandenen Kapazitäten bewältigen könnten, sagt sie.