OB Roland Klenk war nach dem Architekten Friedrich Bär (rechts) der Zweite, der sich zur Freude von Regine Schierle-Nagel auf einem Gemeinschaftsbild verewigt hat. Foto: Ralf Recklies

Das Kinderhaus Aicher Weg in Echterdingen ist am Wochenende seiner Bestimmung übergeben worden. Dort gehen die Erzieherinnen neue Wege.

Echterdingen - Der Bau des Kinderhauses Aicher Weg in Echterdingen hat zwar etwas mehr Zeit gebraucht als ursprünglich gedacht. Die Verzögerung war – zumindest im Rückblick der Einrichtungsleiterin Regine Schierle-Nagel – aber gar nicht so schlecht. „So hatten wir etwas mehr Zeit, uns intensiver mit dem Konzept auseinanderzusetzen“, sagte sie am Samstag bei der Übergabe des 2,3 Millionen Euro teuren Gebäudes, das von den ersten Kindern bereits Anfang Februar bezogen worden ist.

Das zweistöckige Haus wurde nach den Worten des Architekten Friedrich Bär der Struktur einer Windmühle nachempfunden, deren Räder – respektive Stockwerke – sich in unterschiedliche Richtungen drehen. „Und die Treppe in der Mitte bildet die Stecknadel, die alles zusammenhält“, sagte der Planer des Nürnberger Architektenbüros BSS.

Anderthalb Jahre Bauzeit

Bereits 2010 wurden die ersten Ideen für den Neubau entwickelt, sagte Bär, der nach eigener Darstellung viel Spaß an der Umsetzung des Kinderhauses hatte, das seinen kleinen und großen Nutzern mit insgesamt 19 Nationalitäten rund 720 Quadratmeter Fläche für vielfältige Aktivitäten bietet. Die Bauzeit für den in Passivhaus-Bauweise realisierten Zweckbau betrug knapp anderthalb Jahre. Dass sich L.-E. nicht für einen konventionellen Bau entschieden hat, kostete sie am Ende rund 85 000 Euro mehr, dafür rechnet die Kommune als Betreiber der Einrichtung aber mit jährlich rund 3000 Euro geringeren Energiekosten.

Oberbürgermeister Roland Klenk ist überzeugt davon, dass das in das Kinderhaus investierte Geld gut angelegt ist; angetan ist er aber auch von dem Konzept, das an dem neuen Lern-, Spiel- und Lebensort umgesetzt wird. Regine Schierle-Nagel zeigte anhand von Bildern, die seit dem Einzug der Kinder entstanden sind, welchen Grundsätzen das Konzept der Erziehung folgt.

Erziehung zu selbsttätigen Menschen

Die klassischen Gruppenstrukturen sind in dem Kinderhaus Vergangenheit. Stattdessen werden die aktuell 54 Kindergarten- und 30 Kleinkinder zu selbsttätigen Menschen erzogen, indem sie in die Abläufe und Entscheidungen eingebunden werden.

„Das Kind ist nie ein Objekt, immer ein Subjekt“, sagte Schierle-Nagel, die mit ihrem Erzieherteam – unter den Mitarbeitern, die sich die 18 Stellen teilen, ist aktuell aber nur ein Mann zu finden – großen Wert auf Strukturen, aber auch die Förderung von Kreativität und Selbsttätigkeit legt. So wurden die Räume nur in geringem Umfang mit festen Möbeln ausgestattet und können durch Module stets den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden.

Symbole auf Augenhöhe

Bei der Bezeichnung der Räume oder Aufbewahrungsorte wurde viel mit Symbolbildern und anderen optischen Hinweisen gearbeitet, die auf Augenhöhe der Kinder angebracht wurden. Ähnlich wurden die Küche und die Waschräume rundum kindgerecht gestaltet. Aber auch auf ein klares Ordnungssystem wird großer Wert gelegt, „denn Kinder brauchen Strukturen“, sagte Schierle-Nagel.

Schade findet die Leiterin nur, dass es kaum Grünflächen rund ums Haus gibt. Die Kinder fühlen sich dort aber trotzdem wohl, wie am Nachmittag an den zur Eröffnung eingerichteten Spielstationen deutlich wurde. Zuvor hatten Eltern und andere Interessierte mit OB Klenk das Haus in Augenschein genommen und attestierten: Wirklich gelungen. Einige verewigten sich auf einem Gemeinschaftsbild.