Die Preise für die städtische Kinderbetreuung in Korntal-Münchingen sollen ab September drastisch Foto: factum/Bach

Um acht Prozent in zwei Jahren steigen die Gebühren von Kindergärten in Korntal-Münchingen. Die Elternbeiräte sind wütend und werfen der Stadt vor, sie übergangen zu haben.

Korntal-Münchingen - Sozial gerecht und ausgewogen soll es in den Korntal-Müchinger Kindergärten zugehen, da sind sich alle Kommunalpolitiker einig. Dennoch hat der Gemeinderat am Dienstag beschlossen: Die Kindergartengebühren werden in den nächsten zwei Jahren deutlich erhöht – um insgesamt acht Prozent. Die Begründung von Räten und Verwaltung: Durch eine Lohnerhöhung für die Erzieher seien die Betriebskosten gestiegen. Zudem will man sich an die Empfehlungen des Städtetags halten, der höhere Gebühren vorschlägt.

Die Steigerung gilt nur für die Regelbetreuung für Kinder zwischen drei und sechs Jahren und soll in zwei Stufen erfolgen: Ab September 2017 zahlen Familien mit nur einem Kind statt wie bisher 114 Euro monatlich 121 Euro – eine Steigerung von sechs Prozent. Ab September 2018 gibt es die nächste Änderung: Dann steigt die Gebühr zwar noch einmal, allerdings nur um zwei Prozent – das sind genau drei Euro mehr. Unterm Strich müssen Eltern für den Kita-Platz ihres Einzelkindes ab 2018 knapp zehn Euro mehr als bisher zahlen. Von den Erhöhungen ist allerdings der einkommensabhängigen Ganztagesbetrieb nicht betroffen.

„Es ist wirklich unerfreulich, aber nicht zu umgehen“, erklärte der SPD-Fraktionschef Egon Beck im Gemeinderat. Er forderte, die Gebühren im erträglichen Rahmen zu halten und betonte: „Ich halte nichts davon, den Kindergarten kostenfrei zu gestalten.“ Familien, die durch die starke Steigerung in Schwierigkeiten geraten würden, sollen künftig durch die Ermäßigungen des neuen Familienpass entlastet werden, so Beck.

Der CDU-Rat Oliver Nauth sprach von einer nachhaltigen Lösung, während Viola Noack (FDP) ihren großen Unmut über die Preissteigerung ausdrückte: „Zwar müssen wir das finanzieren, aber das Problem mit dem Mangel von Fachkräften lösen wir damit sicher nicht.“ Und auch die betroffenen Eltern sind nicht begeistert: In einer Stellungnahme vom 30. Mai heißt es vom Elternbeirat der Kindertagesstätte Chamäleon: „Wir sprechen uns entschieden dagegen aus, dass man schnell viel erhöht.“ Zwar wolle man eine moderate Erhöhung mittragen, allerdings gehe die Beitragserhöhung deutlich über die übliche Lohnsteigerung hinaus und lasse sich damit nicht allein begründen.

Auch warnen die Elternbeiräte davor, ein völliges falsches Signal zu senden: So würden ausgerechnet kinderreiche Familien doppelt benachteiligt. Und gerade für diese Familien sei es wichtig, bezahlbare Betreuungsplätze zu gewährleisten. „Es gab nur sehr wenig Zeit für die Stellungnahme“, warf auch Edeltraud Siegle (Freie Wähler) der Verwaltung vor und forderte Aufklärung. Tatsächlich ist die Aufforderung zur Stellungnahme erst zwei Wochen vor dem Ablauf der Frist beim Elternbeirat eingegangen – eine Abstimmung untereinander, so die Elternbeiräte, sei deshalb kurzfristig sehr schwer gewesen.

„Das war überhaupt nicht so gewollt“, verteidigte sich der Bürgermeister Joachim Wolf. Der Zusteller selbst sei Schuld an dieser „erheblichen“ Verzögerung. Deshalb wolle man so schnell wie möglich den Dienstleister wechseln. In seiner Stellungnahme erhebt der Elterbeirat schwere Vorwürfe gegen die Verwaltung: Es habe sich bei dieser Aufforderung lediglich um eine „rein formale Anfrage“ gehandelt, da die Erhöhung bereits vorab beschlossen worden sei. Am Ende habe man das Gefühl, die Meinung der betroffenen Eltern sei weder erwünscht noch berücksichtigt worden.