Die Schirme mit Zigarettenlogo sind laut Träger ein Provisorium. Foto: Cedric Rehman

Das Kinderhaus Sankt Maria an der Fangelsbachstraße hat im Hochsommer eröffnet. Weil der Träger keine Schirme lieferte, organisierten Eltern Sonnenschutz – mit dem Logo einer Zigarettenmarke. Dafür gibt es Lob.

S-Mitte - Der Leiterin des KinderhausesSankt Maria an der Fangelsbachstraße ist der Vorgang unangenehm. „Wir hatten die Wahl, dass unsere Kinder Sonnenbrand bekommen oder Schirme mit Zigarettenwerbung im Hof stehen“, sagt Beatrix Beck-Rothfuß. Unter den beiden Schirmen spielen Kinder in Unkenntnis der angebrachten Logos geschützt vor der Spätsommersonne. Den Schriftzug „Lucky Strike“ auf den Schirmen können sie nicht lesen und verstehen wohl auch nicht, um was für ein Produkt es sich handelt. Passanten ist es allerdings aufgefallen, dass ausgerechnet in ein Kindergarten Sonnenschirme für Tabakprodukte werben. Beck-Rothfuß hat für die Nachfrage Verständnis. Natürlich habe Werbung für Rauchwaren in einem Kindergarten nichts verloren, sagt sie. Allerdings habe der Kindergarten die Wahl zwischen zwei Übeln gehabt, meint sie. Der Kindergarten habe im Juli während der Hitzewelle eröffnet, erzählt sie. Der Träger, das Katholische Stadtdekanat, habe dann den Sonnenschutz nicht montiert. „Wir mussten eben eine Notlösung finden“, sagt die Leitern des Kinderhauses.

Die Schirme gehören Eltern

Eltern boten von sich aus die Schirme an, die Schatten spenden, aber eben das verfängliche Logo tragen. „Wir haben mit den übrigen Eltern und dem Träger besprochen, ob wir die Schirme aufstellen können. Alle waren einverstanden“, sagt Beck-Rothfuß. Nun würden sie erst einmal genutzt, bis sich mit dem Herbst die Sonnenbrandgefahr von selbst erledigt, meint sie. Die Anwohner bittet sie darum, keinen falschen Eindruck von dem neuen Kinderhaus zu bekommen. „Wir finden das selbst unglücklich. Aber in diesem Sommer waren wir froh, überhaupt einen Sonnenschutz zu haben“, sagt die Leiterin des Kindergartens.

Nicole Höfle, Sprecherin des Katholischen Stadtdekanats, spricht von einem Provisorium, das nur vorübergehend Bestand haben wird. Die beauftragte Firma habe Probleme bei der Montage des vorgesehenen Sonnenschutzes gehabt. „Sie wurde von uns angemahnt, aber angesichts der boomenden Baukonjunktur ist es offenbar nicht leicht, Kapazitäten für kleinere Arbeiten frei zu machen“, sagt sie.

Höfle lobt die Kreativität der Eltern, die für eine Alternative gesorgt haben. „Sonst wäre es nicht möglich gewesen, die Kinder bei dem Wetter draußen spielen zu lassen“, meint Höfle. Im Sommer 2019 soll das Kinderhaus auf jeden Fall über einen Sonnenschutz verfügen, der nicht für ein Suchtmittel wirbt, verspricht Höfle.