Im Kindergarten in der Wengertsteige fehlt Personal. Foto: Eibner-Pressefoto / Rene Weiss

Im Holzgerlinger Kindergarten in der Wengertsteige läuft es nicht rund. Eltern berichten von „unhaltbaren Zuständen“.

Die Eltern der Kinder, die den Kindergarten in der Wengertsteige in Holzgerlingen besuchen, sind verzweifelt: Seit einem halben Jahr ist die Betreuung dort nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet. Der Grund: Personalmangel.

 

„Fünf Monate lang konnte mein Kind nur jeden zweiten Tag in den Kindergarten gehen, seit diesem Monat ist jeder dritte Tag kindergartenfrei“, schilderte Thomas Watolla seine Lage in der Bürgerfragestunde der jüngsten Gemeinderatssitzung. Er habe sein Arbeitspensum um 40 Prozent reduziert, um sein Kind betreuen zu können. „Um jeden Ausfall aufzufangen, müsste ich noch mal deutlich reduzieren“, meinte er. Immer wieder komme es vor, dass Kinder wieder abgeholt werden müssten, weil das Personal nicht ausreiche, um die Betreuung zu bewältigen.

Bürgermeister Delakos nennt den Kindergarten „Sorgenkind“

Die wenigen Erzieherinnen, die noch in dem Kindergarten arbeiten, leisteten „Unmenschliches“, betont der Vater. Doch eine pädagogische Betreuung, wie man es sich vorstellt, könnten sie natürlich nicht stemmen. Hinzu komme, dass Springer-Kräfte eingesetzt würden, um Lücken zu schließen – und es jüngst vorgekommen sei, dass nur noch diese vor Ort gewesen seien. Für die Kinder habe es also keine vertrauten Gesichter mehr gegeben. „Es sind unhaltbare Zustände“ – für alle Beteiligten: Eltern, Kinder und Erzieherinnen.

Vonseiten der Stadt jedoch nehmen die Eltern – ein Betroffener sprach in der Sitzung stellvertretend für alle – kaum Unterstützung wahr. Zwar hätten die Eltern Verständnis für den grassierenden Fachkräftemangel, doch andere Kommunen hätten auch Lösungen gefunden. Warum beispielsweise nicht die Kinder umverteilen auf andere Einrichtungen? Oder Erzieherinnen anderer Einrichtungen auf freiwilliger Basis in die Wengertsteige wechseln lassen?

Lage in den anderen 16 Einrichtungen annehmbar

Das klinge zwar verlockend, äußerte sich Bürgermeister Ioannis Delakos (parteilos). Doch das sei nicht so einfach. Die Erzieherinnen anderer Einrichtungen seien „eingespielte Teams“, die man nicht einfach auseinanderreißen könne. Den Kindergarten in der Wengertsteige bezeichnete Delakos als „Sorgenkind“. In den anderen 16 Einrichtungen sei die Lage annehmbar.

Als einen Grund dafür gibt er an, dass es in der Wengertsteige in den vergangenen Monaten keine Leitung mehr gegeben habe. Zumindest dieses Problem sei ab Oktober gelöst, da sich für diese Stelle jemand gefunden habe. Zudem kehre ein „vertrautes Gesicht“ wieder zurück in den Kindergarten. Dadurch hofft der Bürgermeister auf „neue Struktur und Ordnung“.

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist schwierig

Die Betreuung der Kinder werde übergreifend über alle Einrichtungen immer aufwendiger und schwieriger, schilderte er. Ein Problem, das seiner Meinung nach Familien und die Verwaltung gemeinsam lösen müssten. Einen Arbeitskreis dazu, wie ihn die Eltern vorschlugen, lehnte Delakos aber ab. Das müsse man direkt in den Einrichtungen klären. Zumal diese ja zur Stadt gehörten, wie er einer Unterscheidung zwischen Kindergärten und Verwaltung vehement widersprach. Die jeweiligen Leitungen träfen sich 14-täglich im Rathaus, um über aktuelle Themen zu beraten. Einem vom Elternbeirat des Kindergartens Wengertsteige gewünschten Gesprächstermin sagte er dennoch zu.

Generell sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich Erziehern schwierig. „Die Kommunen stehlen sich gegenseitig das Personal“, sagte Delakos. Auch Arbeitnehmerüberlassungen, die ein Vater ins Spiel brachte, seien keine Lösung. „Auch die sind wie leer gefegt.“ Am Geld jedenfalls, das betonte der Bürgermeister, scheitere es nicht. Er zeigte sich optimistisch, dass sich die Situation bald bessern wird.