Wenn der Propeller sich endlich dreht, dann wissen die jungen Tüftler, dass sie alles richtig gemacht haben. Foto: Jedrzejczak

Der katholische Kindergarten Mariä Himmelfahrt in Degerloch ist bereits zum dritten Mal als „Haus der kleinen Forscher“ ausgezeichnet worden. Die Kinder lernen hier schon früh, mit Hilfe von Experimenten, die Welt zu verstehen.

Degerloch - Eigentlich wollten die drei Jungs unbedingt nach draußen, doch nun fesselt eine große Kiste ihre ganze Aufmerksamkeit. Kinderhände suchen sich durch den Inhalt der sogenannten „Stromkiste“ des katholischen Kindergartens Mariä Himmelfahrt. Die Experimentierbegeisterten stellen Batterien auf und schließen Kabel an Plus- und Minuspole. Ihr Ziel ist es, Propeller mit einem selbst gebauten Stromkreislauf in Bewegung zu setzen. „Am Anfang haben sie noch mit einem Kabel probiert, jetzt wissen sie, dass sie einen Kreislauf brauchen“, sagt die Erzieherin Nadine Müller. Und tatsächlich: Bald drehen sich die ersten roten Propeller, ohne dass Müller helfen musste.

Die Erzieherin betreut seit 2009 die Experimente der Drei- bis Sechsjährigen und das mit Erfolg: In diesem Jahr darf sich der Kindergarten Mariä Himmelfahrt erneut als „Haus der kleinen Forscher“ bezeichnen. Die gleichnamige Stiftung zeichnet Einrichtungen aus, die Kindern durch Projekte schon früh Wissen in Naturwissenschaften, Technik und Mathematik vermitteln. Der Kindergarten ist eine von 14 Einrichtungen in der Region Stuttgart, die sich über die Zertifizierung zum dritten Mal freuen darf. „Als ich hier angefangen habe, wurde ich da reingeworfen und hätte nicht gedacht, dass es mir selber so viel Spaß machen würde“, sagt Nadine Müller.

Manchmal wissen Kinder mehr als Eltern

Zu Beginn hatte die Betreuerin das Bild von Physik- und Chemiestunden an Schulen im Kopf, „aber oft denkt man viel zu kompliziert“. Mit simplen Experimenten mit Wasser und Ballons hat sie begonnen, und schon da zeigte sich, dass ihre Schützlinge viele Fragen haben. „Heute sage ich einfach: Probieren wir es aus“, sagt Müller. So kam es schon vor, dass Pflanzen mehrere Tage mit bunten Wasser gegossen wurden, um zu testen, ob diese dann auch ihre Farbe wechseln.

Jahr für Jahr besucht Müller für das Projekts „Haus der kleinen Forscher“ Fortbildungen zu naturwissenschaftlichen Themen wie Wasser, Luft, Energie und Strom. Viele Anregungen kommen jedoch von den Kindern selbst. So zum Beispiel, wie es dazu kommt, dass Glühbirnen leuchten. „Sie haben das Licht beim An- und Ausschalten oft einfach nur fragend angeschaut“, sagt Nadine Müller. So entstand die Idee der Stromkiste als Möglichkeit zum Selbstausprobieren. In der Wunderkiste finden die Kinder Kabel, Glühbirnen, Propeller, Klammern, Reflektoren und Schalter. Mittlerweile hat sie ihren festen Platz in der Experimentierecke des Kindergarten und wurde auch schon am jährlichen Eltern-Kind-Experimentiertag vorgeführt. „Manchmal wissen die Kinder dann mehr als die Eltern“, sagt Müller.

Dann eben beim nächsten Versuch

Im November wird die Stromkiste bei der Feier zur dritten Zertifizierung als „Haus der kleinen Forscher“ das nächste Mal präsentiert. Vielleicht inspiriert sie dann auch andere Einrichtungen, im Mariä Himmelfahrt ist sie jedenfalls ein voller Erfolg. „Und wenn etwas mal nicht klappt“, so Nadine Müller, „dann funktioniert es eben beim nächsten Versuch“.

Neben Müller wagen sich währenddessen schon manche der kleinen Forscher an Stromkreise mit zwei zwischengeschalteten Propellern. Ein Mädchen mit rosa Haarspange lässt sich davon nicht beeindrucken. Ruhig sitzt sie am Tisch und genießt die Luft, die ihr entgegen strömt und ihre braunen Haare leicht fliegen lässt.