An die Stelle der Kirche soll ein Kindergarten Foto:  

Die Stadt Stuttgart will in einen Kindergarten an der Moosheimer Straße investieren. Dabei ist noch unklar, ob er je gebaut werden kann.

Birkach - Andrea Lindel wollte die verworrene Angelegenheit für sich entwirren. Und sie wollte sich selbst auf den neuesten Stand bringen. Was natürlich daran liegt, dass sie die neue Chefin im Bezirksrathaus an der Garbe ist und sie derzeit vor allem damit beschäftigt ist, Birkach und Plieningen kennenzulernen. Es liegt aber auch daran, dass Andrea Lindel sich Dinge am liebsten direkt erzählen lässt. Hörensagen sei wie stille Post, „zum Schluss kommt ein rosa Elefant raus, dabei war alles ganz anders“, sagt die Bezirksvorsteherin. Deshalb hatte sie Anfang der Woche einen Termin.

Und um einen rosa Elefanten geht es bei jener verworrenen Sache tatsächlich nicht, sondern um einen geplanten Kindergarten. Wie mehrfach berichtet, will die Stiftung, die das anthroposophische Altenheim Nikolaus-Cusanus-Haus trägt, einen Waldorfkindergarten an der Moosheimer Straße in Birkach bauen. Dies ist seit mehr als einem Jahr bekannt. Die Unterstützung der Stuttgarter Verwaltung hat die Stiftung, ist die Stadt doch um jeden Kita-Träger froh, der nicht Stadt heißt. Die Verwaltung hat zurzeit genügend damit zu tun, die Plätze zu schaffen, die allen Kindern unter drei Jahren laut neuer Rechtslage zustehen.

Geht es nach der Vorschlagsliste der Stadtverwaltung für den Doppelhaushalt, wird der Birkacher Waldorfkindergarten in den Jahren 2014 und 2015 mit insgesamt 1,35 Millionen Euro gefördert. Das letzte Wort haben die Stadträte beim Etat-Beschluss am 20. Dezember.

Ob aus dem Waldorfkindergarten an der Moosheimer Straße je etwas wird, ist derzeit allerdings ungewiss. Der Grund: Die Verhandlungen um das Grundstück ziehen sich. Die Fläche gehört der Neuapostolischen Kirche (NAK). Weil sie das Gotteshaus nicht mehr braucht, steht das Grundstück seit 2011 zur Disposition. Die interessierte Stiftung hat Anfang dieses Jahres ein Kaufangebot abgegeben. Darauf habe die Kirche bisher nicht reagiert, sagt Andreas Bockemühl, der bei der Stiftung für das Projekt zuständig ist. Die zähen Verhandlungen verleiten ihn dazu, an der von der NAK erklärten Absicht zu zweifeln. „Ich habe den Eindruck, die wollen gar nicht verkaufen“, sagt Bockemühl. Was er und die anderen bedauern würden, der Standort an der Moosheimer Straße wäre ideal – wegen der Nähe zum Nikolaus-Cusanus-Haus. Der Stiftung schwebt ein Alt-und-Jung-Konzept vor; die drei Kindergartengruppen sollen mit zwei, drei Seniorenwohnungen kombiniert werden.

Geht es nach der Neuapostolischen Kirche, steht diesem Projekt offenbar nichts im Weg. „Wir würden das Grundstück gern zur Verfügung stellen“, sagt der zuständige Mitarbeiter. „Weil das Angebot der Stiftung nicht zeitkritisch war, haben wir uns aber Zeit gelassen.“

Der Kirche wäre jedoch Erbpacht lieber als ein Verkauf. Dann würde das Grundstück im Besitz der Neuapostolischen Kirche bleiben, aber langfristig an die Stiftung verpachtet werden. „Das ist für beide Seiten interessant“, sagt der Kirchenvertreter. Er betont zudem: „Interesse an dem Grundstück gibt es zuhauf, wir verhandeln zurzeit aber nur in eine Richtung.“ An der Moosheimer Straße einen Kindergarten zu eröffnen, sei eine gute Idee. „Unser Wille ist da“, sagt er. Es gehe nun darum, „einen marktgerechten Preis zu finden“.

All das weiß Andrea Lindel, die neue Birkacher Bezirksvorsteherin, inzwischen. Sie war Anfang der Woche bei der Neuapostolischen Kirche und hat sich die verworrene Sache aus deren Sicht erklären lassen. Damit hinterher kein rosa Elefant rauskommt, sondern ein Kindergarten. „Ich glaube, jeder hofft, dass das klappt.“