Einige Spielplätze in Stuttgart werden dreimal die Woche gereinigt. Foto: dpa

Die Stuttgarter Kinderschutzbeauftragte Maria Haller-Kindler begrüßt es, dass die Kinder den Eichenhain weiterhin nutzen dürfen – sie weiß aber auch, dass es beim Thema Kinderfreundlichkeit oft um einen Interessenabgleich geht.

Stuttgart - „Das ist ja großartig“, sagt die Stuttgarter Kinderschutzbeauftragte, Maria Haller-Kindler, als sie erfährt, dass die Kinder des Waldheims Sillenbuch nun wohl doch weiterhin den Eichenhain nutzen dürfen. Denn eigentlich hatte das Amt für Umweltschutz es den Betreuern und Kindern bereits untersagt, während der Ferien in dem Naturschutzgebiet Zeit zu verbringen. Erst auf massive Proteste der Bürger und der CDU hin hat man sich wohl auf einen Kompromiss eingelassen und bietet an, dass die Kinder zumindest auf einem speziell ausgewiesenen Gebiet weiterhin spielen dürfen.

„Wir müssen immer wieder schauen, ob das Etikett, das die Stadt sich obendrauf geklebt hat und auf dem ‚kinderfreundlich‘ steht, auch wirklich eingelöst wird“, sagt Haller-Kindler. Dennoch betont sie, dass der Eichenhain auch ein Beispiel dafür sei, dass es beim Thema Kinderfreundlichkeit oft um einen Interessenabgleich geht: „Der Umweltschutz ist natürlich auch wichtig – gerade für die jüngere Generation“, sagt sie. Deshalb findet sie es auch richtig, dass man um einen Ausgleich und um Kompromisse ringt.

70 Stuttgarter Spielplätze werden nun drei- statt einmal die Woche gereinigt

Ein weiteres Beispiel, das sie in diesem Zusammenhang nennt, sind die Beschwerden über vermüllte Spielplätze, die immer wieder bei der Kinderbeauftragten eingehen. „Das ist ein großes Thema – und dabei geht es auch um Ausgleich“, sagt sie, denn die Spielplätze würden nachts oft von Jugendlichen genutzt. Man reagiere eben nicht darauf, indem man versuche, die Jugendlichen davon abzuhalten, auf dem Spielplatz rumzuhängen. „Öffentlicher Raum ist für alle da“, sagt Haller-Kindler. Man versuche stattdessen über die mobile Jugendarbeit auf die Jugendlichen einzuwirken, dass diese ihren Müll wieder wegräumen. Zudem sei im letzten Haushalt beschlossen worden, dass 70 sogenannte Brennpunkt-Spielplätze drei- statt einmal die Woche gereinigt werden. Dazu zählt im Stuttgarter Süden der Weißenburgpark, im Westen die Karlshöhe und in Bad Cannstatt die Kursaalanlage Wildbader Straße. Seit rund einem halben Jahr sei das Personal dort nun regelmäßig zugange, „und wir warten ab, ob die Beschwerden nun zurückgehen“, sagt Haller-Kindler.

Kein Thema, das einmal abgehakt ist

Grundsätzlich sei die Stadtverwaltung nach mehr als zehn Jahren „Kinderfreundliches Stuttgart“ durchaus für die Thematik sensibilisiert, dennoch sei diese Kategorie „noch nicht bei allen Vorgängen automatisch implementiert“, sagt Haller-Kindler. „Es gibt nicht so etwas wie eine Checkliste, auf der ich auch den Aspekt Kinderfreundlichkeit abhake“. Besonders in Bereichen, wo Knappheit herrsche – wie etwa dem Wohnungsmarkt oder dem öffentlichen Raum – müsse sie immer wieder verhandeln, etwa über den Bau eines neuen Spielplatzes. Um „das Bewusstsein in allen Bereichen der Verwaltung weiter zu schärfen“, wird es im Zuge des Aktionsplans „Kinderfreundliches Stuttgart“ im Sommer einen Workshop zum Thema „Kinderrechte im Verwaltungshandeln“ geben, sagt Haller-Kindler. „Ich würde sagen, wir sind da schon ganz gut, können aber noch besser werden.“