Einfach mal mit voller Wonne die Torte matschen. Foto: Atelier Tamara/Annett Thill

Beim Cake Smash Shooting matschen Babys in Sahne und Zuckerguss herum. Der Trend für Kinderfotos aus den USA ist inzwischen auch in Stuttgart angekommen.

Im Tüll-Kleid grinst ein Mädchen mit bis hinter beide Ohren verschmiertem Mund in die Kamera. Die kleinen Händchen sind voller Buttercreme. An einer Ecke ist die Torte schon ziemlich zerstört. Das ganze Bild ist ein zuckersüßer Traum in Rosa mit Glitzerkonfetti, Luftballons und Blümchen.

Von solchen und ähnlichen Bildern sind Social-Media-Kanäle gerade überfüllt. Unter dem Hashtag #cakesmash tun sich zum Beispiel auf Instagram 3,1 Millionen Beiträge mit putzigen Kuchenmatschern auf. Auf Youtube geben Fotografen Tipps, wie jeder ein solches Shooting daheim selbst machen kann.

Lebensmittelverschwendung?

Die Kommentare unter den Beiträgen sind allerdings nicht immer sehr freundlich. In Zeiten, in denen manche bereits einen Shitstorm ernten, wenn sie die Kunstwerke ihrer Kinder aus Kartoffeldruck posten, haben solche Bilder besonderes Aufreger-Potenzial. Die Kritik: Lebensmittelverschwendung – die Babys dürfen Süßes naschen, und eigentlich bringe man den Kindern ja bei, mit Essen nicht zu spielen.

Dennoch bleibt der Trend ungebrochen: „Ich mache jede Woche ein Cake Smash Shooting“, sagt Fotografin Annett Thill vom Atelier Tamara in Stuttgart, das sich auf Babyfotografie spezialisiert hat und seit einiger Zeit den Trend aus den USA anbietet.

„Das klingt ja auch schlimmer, als man es sich vorstellt“, sagt sie. Denn meistens sei das Torten-Massaker gar nicht so ausufernd. Zwar wird dabei der Drang, Essen anzufassen, den fast alle einjährigen Kinder haben, genutzt; aber die meisten Babys hätten den Satz „Mit Essen spielt man nicht“ schon oft gehört und wüssten, dass sie eigentlich nichts zermatschen sollen.

„Die Kleinen schauen dann schon mal komisch, wenn Mama und Papa sich plötzlich freuen, wenn sie den Kuchen anfassen.“ Eher zaghaft werde dann von einer Ecke genascht. Andere wollten Buttercreme oder Zuckerguss gar nicht anfassen. „Es gibt Kinder, die finden das eklig“, sagt die Fotografin. Denen gibt sie einen Kochlöffel. „Dann geht es meist doch rund.“

Oder eben Spaghetti

Damit die Kinder keinen Zuckerschock bekommen, arbeitet die Fotografin mit einer speziellen Konditorei zusammen. Dort können die Eltern zuckerreduzierte oder sogar zuckerfreie Kuchen ohne Füllung bestellen, die zudem auch an jeweilige Allergien angepasst werden. „Manche bringen aber einfach was Selbstgemachtes mit“, so Thill. Die Reste darf die Familie danach daheim verspeisen – also, wenn’s noch Reste gibt.

Bei einem Shooting mit Spaghetti blieb letztens allerdings nichts mehr übrig. Denn die Nudeln waren überall, nur nicht mehr im Topf, den die italienischen Eltern eines Mädchens mitgebracht hatten. Dieses Baby musste man nicht lange bitten, um sich Hals über Kopf in seine Leibspeise zu stürzen. Bei solchen Shootings muss es also nicht immer Kuchen sein. Erlaubt ist, was Matsch macht.

Die Sauerei bleibt im Studio

Wenn ein Kind dann dermaßen eingesaut ist, lohnt sich das Bad hinterher besonders – das ist nämlich auch ein Teil des Shootings: In einer rutschsicheren Minibadewanne werden die Knirpse wieder sauber gemacht. Je mehr sie planschen, desto schöner werden die Bilder. Die Eltern gehen dann mit dem frisch gewaschenen Kind nach Hause. Zurück bleibt die große Sauerei im Studio.

„Es kostet natürlich Zeit, das alles wieder wegzuputzen“, sagt die Fotografin. Deshalb sei das Angebot an solchen Shootings auch eher rar in der Stadt. „Ich mache aber alles mit“, sagt sie und denkt schon weiter: „Hier im Schwabenland könnte ich mir auch ein Shooting mit Spätzle ond Soß vorstellen.“