Ein Liedermacher spielt vor dem jungen Publikum am Rathaus. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die neue Anlage am Marktplatz ist bei dem heißen Sommerwetter die schönste Attraktion beim großen Kinderfest, das mit vielen Angeboten auch die Eltern begeistert.

Jetzt muss aber Schluss sein mit dem Genörgel über die Brunnenanlage am Marktplatz. Es ginge zum Glück auch völlig unter im Kreischen, Jauchzen, Plätschern und Planschen all der Buben und Mädchen, für die die neuen Sprudlerfontänen am Sonntag beim großen Kinderfest der Stadt Stuttgart das schönste und himmlischste Vergnügen waren. „Da merkt man erst, wie sehr hier Wasser gefehlt hat“, meinte ein Vater und freute sich wie alle Eltern über die unermüdlichen Aktionen ihrer Sprösslinge. Denn statt der ominösen Obstkisten, die hier manchmal deponiert werden, hatte das Spielmobil Mobifant von der Stuttgarter Jugendhaus-Gesellschaft die Brunnenfläche mit Schubkarren, Sieben, kleine Muschelschalen zum Reinsetzen, bunten Bällen und natürlich auch Mobifant-Figuren als Anreiz zum Spielen dekoriert. „Die Kinderrechte“, konstatierte Anne Wolf-Montag vom Stuttgarter Kinderbüro, „wurden bei der Neugestaltung des Marktplatzes durchgesetzt.“

Das herrliche Sommerwetter, der Wasserspaß, Musik und Tanz auf der Bühne von zwölf Vereinen und die unterschiedlichsten Angebote von insgesamt knapp 30 Kooperationspartnern, kindgerecht und interaktiv, zum Mitmachen auch für die Eltern: Großartiger hätte das Comeback des Kinderfestes, das seit 2016 vom Kinderbüro Stuttgart, vom Stadtjugendring und vom Deutsch-Türkischen Forum veranstaltet wird, nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten beiden Jahre nicht gelingen können.

Auch der Trinkwasserbrunnen vor dem Rathaus sei ein Gewinn

OB Frank Nopper hob als Schirmherr hervor, dass nicht nur das Fontänenfeld ein fabelhafter Gewinn für die Stadt sei, sondern auch der Trinkwasserbrunnen vor dem Rathaus, mit dem auch der Wunsch von Kindern erfüllt worden sei. „Eine Stadt“, zitierte er Winston Churchill, „kann ihr Geld nicht besser anlegen, als es für Kinder auszugeben.“

Den Beweis kann Nopper leicht antreten, denn Lia Dietrich und Lena Waldemaier vom Stadtjugendring sammeln gerade Wünsche für eine Kindersymphonie, die am 20. September und am 20. November, den Tagen der Kinderrecht, aufgeführt werden soll. Und da werden etwa mehr Schwimmbäder oder mehr Spielplätze gefordert. Deren Erfüllung wird allerdings dauern. Schneller werden dafür Wünsche an der Tombola des Deutsch-Türkischen Forums wahr, wo sich die Kuschel-Faultiere als Lieblinge erweisen.

Barfußparcours, bepflanzte Tetra-Paks und Fahrradkünste

Brandneu ist der Grundschulbus Moritz der Fahrbücherei, der zum Schmökern und Ausleihen einlädt. Bei dem sonnenstichverdächtigen Wetter eine doppelt lohnende Möglichkeit zur Flucht in den Schatten. Aber die Leiterin Sabine Fischer-Uhl hat auch Outdoor-Anregungen: einen Barfußparcours über Steine, Papier, Sand, Mais, Watte und Heu, den der zweijährige Kurt neugierig ausprobieren muss. Ein anderer Bub verweigert, da er seine gelben Schuhe dafür ausziehen müsste. Blumentöpfe aus Milchtüten und Tetra-Paks basteln und mit Erde und Samen füllen, findet Lena besonders attraktiv.

Am Stand daneben testet Polizeioberkommissar Stefan Jantos, wie es mit den Fahrradkünsten der Buben und Mädchen ausschaut: In der Verkehrsschule für Viertklässler habe er zurzeit richtig fitte Schüler, lobt er. Monika Freyer ist mit ihren Söhnen Henry, 7, und Oskar, 8, da. „Henry ist der Sportler“, erzählt sie, „Oskar, der nur Roller fahren will, ist der Typ Banker.“ Prima Kombination. Und auf dem Parcours, den die Kinderturnstiftung aufgebaut hat, beweisen Kinder und Eltern etwa, ob sie schnell wie eine Maus und kräftig wie ein Maulwurf sind. „Um Kinder und Eltern zu mehr Bewegung anzuregen“, sagt Michaela Böhme.

Und immer wieder abkühlen im Fontänenbrunnen

Zur Belohnung kann man sich eine hübsche Geschichte von Maria Winter („Ars Narrandi“) erzählen lassen. Oder wieder zum Abkühlen in den Fontänenbrunnen hüpfen.