Alex Rühle kann nicht nur lustig, sondern auch finster. Foto: Heike Bogenberger

Mit „Zippel“ hat der Autor Alex Rühle ein über die Maßen komisches Buch geschrieben. Sein „Traumspringer“ kommt bei Kindern von zehn bis 14 ebenfalls gut an – kommt allerdings ganz anders daher.

Stuttgart - Dass Kinder im Alter von, sagen wir, sechs bis 14 Jahren kreischen vor Vergnügen, wenn sie ein Buch lesen (oder vorgelesen bekommen), kommt nicht alle Tage vor. Alex Rühle ist dieses Kunststück mit „Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst“ gelungen. Ganz andere Töne schlägt der Münchner Journalist und Autor in seinem neuen Buch an. Sein „Traumspringer“ ist stellenweise so spannend, dass kleinere Schulkinder lieber etwas anderes hören möchten.

Von Fledermäusen angegriffen

Ältere Jungen und Mädchen hingegen, das zeigt der heimische Test, lassen sich von der ersten bis zur letzten Seite gefangen nehmen von der Geschichte über Leon, der die seltene Gabe besitzt, nachts in die Träume anderer Menschen zu springen. Leon ist eigentlich ein ganz normaler Junge mit einer ganz normalen Familie und ganz normalen Klassenkameraden. Doch eines Tages geschieht beim Kindergeburtstag seiner kleinen Schwester etwas Seltsames: Im Zoo trifft er auf einen geheimnisvollen Mann und einen ebenso geheimnisvollen Wolf – und dann wird die kleine Partygemeinschaft auch noch von Fledermäusen angegriffen.

Nur Böses im Sinn

Nach und nach kommt Leon dahinter, was es mit diesem vermeintlichen Zoowärter auf sich hat: Es ist der uralte Morpheus, der seit Ewigkeiten alle Träume sammelt und archiviert. Seine Schwester Ombra macht das Gleiche, doch der Bruder Krato hat mit den nächtlichen Gefühlen der Menschen nur Böses im Sinn. Er stiehlt die Träume, damit sie Inhalt eines ebenso realistischen wie erfolgreichen Smartphone-Spiels werden. Dass die Menschen dabei auf der Strecke bleiben, ist Krato gleich. Im Gegenteil: Er entführt Männer, Frauen und vor allem Kinder, damit er ihre Träume aufsaugen kann.

Eines dieser verschwundenen Kinder ist die aus Tschetschenien gebürtige Elena, deren Bruder Elias zu Leon in die Klasse geht. Aufgrund einer verschlüsselten Nachricht machen sich die Jungs auf in das ungarische Dorf Almodozasvarosa, um Elena zu befreien – doch die Chancen der Kinder stehen schlecht.

Alex Rühle verknüpft in „Traumspringer“ geschickt mehrere Aspekte: Es ist zunächst ein spannender Roman mit Kindern als Detektiven, garniert mit durchaus sehr gruseligen Fantasy-Elementen. Darüber hinaus behandelt er die Themen Freundschaft und Mobbing in der Schule, er flicht Erkenntnisse der modernen Traumforschung ein – und er gibt nicht zuletzt der grassierenden Smartphone-Sucht so ganz nebenbei gehörig eins mit.