Im Alzental wird momentan nur bis 15 Uhr betreut. Foto: factum/Archiv

Bei Grippewellen wird mancherorts die verlässliche Kinderbetreuung zum Problem. Eltern müssen ihre Kleinen Stunden früher als gewohnt abholen.

Herrenberg/Böblingen - Seit mehr als zwei Wochen ist um 15 Uhr Zapfenstreich im Kinderhauaus Alzental. Dann schließt die Einrichtung, in der 80 Ein- bis Sechsjährige betreut werden. Dabei garantiert die Kindertagesstätte in der Erhardtstraße eigentlich als einzige der 26 Einrichtungen der Stadt Öffnungszeiten bis 20 Uhr. Eigentlich. Denn wenn fast die Hälfte der Erzieherinnen krank ist, sind diese Standards nicht zu halten. Es ist bereits die dritte Woche, in der die Kita früher zumacht. Immerhin konnte für die Woche vor Weihnachten die Anfangszeit wieder von 7 auf 6 Uhr verlegt werden. „Wir haben Erzieherinnen aus anderen Einrichtungen der Stadt ins Alzental geschickt“, sagt Johannes Roller, der Chef des Amts für Familie, Bildung und Soziales.

Viele Erzieherinnen sind krank

Solche Situationen gibt es immer wieder – und nicht nur in Herrenberg. Auch in Böblingen ist in dieser Weihnachtswoche die Kita Paul-Gerhardt-Weg 6 von einer Teilschließung betroffen, Statt wie gewohnt um 17.30 Uhr müssen die Eltern ihre Kleinen schon um 14.30 Uhr abholen. Auch hier sind erkrankte Erziehrinnen der Grund. Die Stadt hat einfach nicht genügend pädagogisches Personal, um zum Beispiel im Fall einer Grippewelle Springerinnen in die Kitas zu schicken.

Der Fachkräftemangel in den Kindertageseinrichtungen ist für viele Kommunen ein Problem. In Böblingen war der Personalmangel so eklatant, dass die Kita im Paul-Gerhardt-Weg nach ihrem Bau vor einigen Jahren zunächst nur teilweise eröffnet werden konnte – es fehlte schlicht das Personal zur Betreuung der Kleinen.

Viele Altgediente gehen in Rente

„Die Lage hat sich nun ein klein wenig entspannt“, sagt Anika Lienhardt, die Abteilungsleiterin für die Kinderbetreuung in der Stadt. „Aber wir müssen nach wie vor sehr kämpfen, um genügend Personal zu haben.“ Nach wie vor arbeiten vor allem Frauen als Erzieherinnen. „Immer wieder werden Mitarbeiterinnen schwanger und gehen in Elternzeit. Hinzu kommt, dass viele Altgediente in Rente gehen.

Mit einem massiven Ausbau der Zahl der Ausbildungsstellen hat die Stadt auf das Problem reagiert. Mehr als 60 Auszubildende gibt es momentan. „Davon ist ein Großteil im Ausbildungsgang PIA“, sagt Lienhardt. Diese praxisorientierte Ausbildung (PIA) wurde geschaffen, um den Fachkräftemangel zu verringern. Sie ist beliebt, weil die Auszubildenden von Anfang an verdienen. Auch in Herrenberg setzt man darauf. „Wir gehörten zu den ersten Kommunen, die PIA eingeführt haben“, sagt der Amtsleiter Roller.

Sindelfingen hat keine Probleme

Von Januar an, so hofft er, ist die Krankheitswelle im Alzental ausgestanden und die Kita kann wieder durchgängig von 6 bis 20 Uhr öffnen. Für Notfälle gebe es auch im Moment eine Betreuung, sagt er. In Sindelfingen können sich die Eltern darauf verlassen, dass die Betreuungszeiten eingehalten werden. Die Stadt hat ihre Einrichtungen mit mehr Erziehern besetzt als laut Vorgabe nötig sind und sie hält auch Springer vor. „Bisher mussten wir noch nie eine Kita früher schließen“, sagt die Stadtsprecherin Nadine Izquierdo.