Ist die Kita-Arbeit der evangelischen Gesamtkirchengemeinde in Gefahr? Foto: dpa/Christian Charisius

Die evangelische Kirche fordert eine höhere Förderung für die Kita-Arbeit. Sollte der Gemeinderat nicht mehr Geld locker machen, droht die Kirche mit höheren Elternbeiträgen oder Schließungen.

Stuttgart - „Die Kindertagesstättenarbeit ist ein Herzstück der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart“, sagt Kirchenpflegerin Sonja Schürle und belegt dies mit Fakten: In 46 Kindergärten und Tagheimen mit 105 Gruppen gibt es 2500 Kinder, die von 1000 Erziehern betreut werden. Im Kirchenhaushalt macht das 22 Millionen Euro aus, also etwas mehr als die Hälfte des gesamten Haushalts. „Ich erlebe an meinen Kindern, wie wunderbar die Arbeit in unseren evangelischen Kindergärten greift“, sagt Schürle, „wie sich diese auf ihre Wertvorstellungen auswirken.“

Alles bestens – sollte man meinen. Tatsächlich aber ist diese Arbeit in Gefahr, sollte am 21. Dezember der von der evangelischen Kirche eingebrachte Antrag im Jugendhilfeausschuss nicht in die Beratungen zum Doppelhaushalt 2020/21 aufgenommen werden. „Sofern keine auskömmliche Regelung durch den Gemeinderat beschlossen wird, müssen wir uns Gedanken machen über die weitere Ausgestaltung unseres Angebotes“, drohte Schürle in ihrer Haushaltsrede im Hospitalhof.

Finanzielle Belastung überdurchschnittlich gestiegen

Hintergrund ist die aus Sicht der Kirche mangelhafte Förderung der Stadt. Hohe Kosten verursachen die Bereiche Hauswirtschaft, Reinigung, Lebensmittel, Verwaltung und Fachberatung. „Diese sogenannten sonstigen Kosten werden über eine Pauschale gefördert“, erklärt Schürle, „diese Pauschale ist bereits seit Jahren nicht mehr auskömmlich.“ Daher sei die finanzielle Belastung in den vergangenen Jahren in diesen Bereichen überdurchschnittlich gestiegen. „Insgesamt wird die Schere zwischen städtischer Förderung und anfallenden Kosten hier immer weiter auseinanderklaffen, sofern nicht eine deutliche Erhöhung der Zuschüsse durch die Stadt beschlossen wird.“

Für die Kirche gibt es daher nur zwei Auswege aus dieser Unterfinanzierung: Entweder der Gemeinderat macht mehr Geld locker, oder die Eltern müssen es ausbaden. „Es muss über eine Anhebung der Elternbeiträge beraten werden, um die Schließung von Einrichtungen zu vermeiden“, kündigt Schürle an.