Personalmangel, Notbetreuung, auffällige Kinder – die Kitakrise belastet Fachkräfte und Familien in Stuttgart stark. Die Stadt versucht, gegenzusteuern. Doch was ist genau geplant? Und wer ist eigentlich Schuld an der Misere?
Es war das große Versprechen der Familienpolitik vor rund 15 Jahren: Mit dem massiven Ausbau von Betreuungsplätzen, sollte es Eltern – vor allem Frauen – leichter gemacht werden, Familie und Beruf zu vereinbaren. Der Wirtschaft sollten so mehr dringend benötigte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Viel hat sich seither getan: So hat sich die Anzahl der Kitaplätze in Stuttgart zwischen 2012 und 2022 fast verdreifacht, die der Mitarbeitenden stieg um gut 50 Prozent.
Aber das System ist in der Krise, das hat mehrere Ursachen:
- Die Personalgewinnung kann mit dem Ausbau nicht Schritt halten.
- Hohe Krankenstände sorgen für Engpässe in der Kita-Belegschaft.
- Der Renteneintritt der Boomer-Generation lässt die Personaldecke schmelzen.
- Fachkräfte, die dem Beruf den Rücken kehren, verschärfen das Personalproblem.
Die Folge: Öffnungszeiten müssen reduziert, Gruppen geschlossen werden. In Stuttgart können 2900 auf dem Papier bestehende Plätze nicht belegt werden. Währenddessen stehen 3000 Kinder in der Landeshauptstadt ohne Platz da, viele von ihnen sind bereits vier Jahre und älter.
In zahlreichen Artikeln beleuchtet unsere Redaktion die Kitakrise in Stuttgart, deren Ursachen und Lösungsmöglichkeiten. Hier finden Sie einen Überblick der Themen:
Fachkräftemangel – Gründe und Lösungen für die Kitakrise
Warum schmeißen so viele Erzieherinnen und Erzieher hin? Warum steigt die Zahl der Krankheitstage beim Personal? In mehreren Interviews ist Redakteurin Alexandra Kratz diesen Fragen nachgegangen. Dazu hat sie unter anderem mit zwei Erzieherinnen gesprochen. Was die beiden über ihre schwierigen Arbeitsbedingungen verraten haben, lesen Sie in diesem Artikel.
Währenddessen machen sich die Kita-Träger Gedanken, was die Ursache des Fachkräftemangels sein könnte. So stellt etwa die Chefin eines privaten Kita-Anbieters in Stuttgart die These auf, dass Eltern nicht ganz unschuldig daran sind, dass sich Erzieherinnen verabschieden. Ihre Thesen sind in diesem Interview nachzulesen.
Der Verantwortliche für die mehr als 100 evangelischen Kitas in Stuttgart wiederum hat viele Ideen, wie man die Arbeit seiner Mitarbeitenden einfacher machen könnte – und was von politischer Seite dafür getan werden müsste. Seine spannenden Vorschläge sind in diesem Stück zusammengefasst.
Kita-Prozess – was die Stadt Stuttgart plant
Auch die Politik ist nicht untätig. Die Stadt Stuttgart hat vor einem Jahr den so genannten Kita-Prozess gestartet. Dessen Ziel: In Zeiten von Personalmangel zusätzliche Plätze zu schaffen und die Betreuungszeiten in den Einrichtungen verlässlicher zu machen. Ein Kern dieses Prozesses ist es, die Zahl der Ganztagsplatzangebote, also Plätze mit acht und mehr Stunden Betreuungszeit, zu reduzieren. Was genau geplant ist, lesen Sie in diesem Artikel.
Unsere Redakteurin Lisa Welzhofer, die den Kita-Prozess begleitet, spricht in diesem Video über wichtige Fakten und Meinungen dazu:
Einzelne Bausteine des Kita-Prozesses hat das Jugendamt bereits umgesetzt. So verspricht man sich von einem digitalen Elternkonto, über das Familien einen Platz beantragen müssen, einen besseren Überblick, wie hoch der Platzbedarf ist – und welche Betreuungszeiten die Eltern für ihre Kinder brauchen. Wie genau das Elternkonto funktioniert, ist in diesem Text zusammengefasst. Auch die Vergabekriterien hat die Stadt überarbeitet. Nun zählen zum Beispiel der Umfang der Berufstätigkeit und das Alter das Kindes mehr. Wie genau die Stadt nun gewichtet, stellen wir hier dar.
Außerdem sucht die Stadtverwaltung nach alternativen Betreuungsformen, um Kindern, die noch keinen Platz haben, ein Minimum an Betreuung und Bildung zuteil werden zu lassen. Das Konzept der so genannten Spielräume ist ein Ansatz. Was dahinter steckt, ist in diesem Artikel nachzulesen.
Natürlich läuft so ein Umbruch in der Kita-Landschaft nicht ohne Kritik ab. Eltern und Fachkräfte treiben viele Fragen und Sorgen zum Kita-Prozess um. In einem Elterndialog haben sich Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) und Jugendamtsleiterin Katrin Schulze kürzlich den Fragen der Eltern gestellt, und unter anderem ausführlich erklärt, wer zukünftig noch einen Ganztagsplatz bekommen soll. Alle Fragen und Antworten des Abends stehen in diesem Artikel.
Was es für das Familien- und Berufsleben bedeutet, wenn man keinen Kitaplatz ergattern konnte, erzählen drei Familien in diesem Stück.
Beispiele, wie es anderswo oder besser läuft Wichtig sind in solchen Zeiten auch die guten Nachrichten. Unsere Redakteurinnen haben deshalb Kitas in Stuttgart und der Region besucht, in denen es gut läuft, und gefragt, was deren Rezept ist. Die zwei spannenden Geschichten lesen Sie hier und hier.
Und wenn Sie sich dafür interessieren, wie andere Gemeinden in Baden-Württemberg der Kita-Krise begegnen, werden sie in diesem Text fündig.