Navid (vorn) gefällt es bei den Gartenzwergen, der Kinderbetreuung in der Arche Nora. Foto:  

Die Arche Nora will in ihrem Familienzentrum die Kleinkindbetreuung ausbauen und braucht dazu mehr Kinder. Derzeit gibt es freie Plätze.

Leinfelden-Echterdingen - Navid darf an diesem Morgen schnuppern. Er testet vergnügt die Plastikrutsche, springt quietschend in eine Wanne voller Bälle und dreht singend an der Spieluhr der Arche Nora. Der knapp Zweijährige ist mit seiner Mutter zu Besuch in den Räumen des Familienzentrums. Montags, mittwochs und freitags, jeweils zwischen 8.30 Uhr und 12.30 Uhr, treffen sich an der Geranienstraße 11 die Gartenzwerge, um gemeinsam zu spielen. Von November an zählt Navid zu ihnen.

Navids Mama arbeitet als freiberufliche Grafikdesignerin. Sie hat in Stuttgart-Vaihingen – dort wohnt die Familie – keinen Kitaplatz für ihren Sohn ergattern können. Deshalb hat sie den Kleinen bei dem Leinfeldener Verein angemeldet. Die junge Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, nimmt den Anfahrtsweg von einer Viertelstunde gerne in Kauf. Zu Hause bleiben ihr dann dreieinhalb Stunden, bis sie ihr Kind wieder abholen muss. „In dieser Zeit kann man schon viel schaffen“, sagt sie.

Vorbereitung auf den Kindergarten

Jeweils drei Betreuerinnen kümmern sich in der Arche Nora um Mädchen und Jungen im Alter von 18 Monaten bis drei Jahren. Die Frauen sind nicht alle Erzieherinnen, aber mit viel Freude dabei. Anke Widmann-Kraft beispielsweise hat eigentlich Schriftsetzerin gelernt, Ute Alber hat früher als Krankenschwester gearbeitet. Der Nachwuchs wird an drei Vormittagen die Woche sanft auf den Kindergartenalltag vorbereitet. Und die Eltern gewinnen ein paar Stunden für sich – beispielsweise um Sport zu treiben, um den Haushalt in Ruhe zu erledigen oder auch, um in Teilzeit arbeiten zu gehen.

Der Betreuungsschlüssel in dem Zentrum könnte nicht besser sein. Die Gruppe ist klein. Zu klein, wie Karin Söllner findet. Sie hat selbst eine fast zweijährige Tochter, gehört seit August zum Vorstand des Vereins und ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Vor allem freitags haben wir noch Spielraum“, sagt sie. Drei bis vier Kinder könnte die Arche Nora noch aufnehmen. Anders als in den meisten Einrichtungen für Kleinkinder gibt es an der Geranienstraße tatsächlich noch einige freie Plätze. Das verwundert.

Nicht offiziell von der Stadt anerkannt

Söllner erklärt sich dies durch die Öffnungszeiten, die den meisten berufstätigen Eltern wohl nicht ausreichen. Sie selbst arbeitet 50 Prozent und bringt ihre Tochter zu einer Tagesmutter. Das Angebot des Vereins ist etwas teurer als jenes der städtischen Kitas. Und das liege auch daran, dass das Familienzentrum von der Stadt nicht als offizielle Betreuungseinrichtung anerkannt und deshalb auch nicht von ihr gefördert wird. Dafür fehlen der Einrichtung zwei wesentliche Voraussetzungen: Der Verein kann die Gartenzwerge nicht bekochen, dafür ist die Küche in dem umgebauten Ladengeschäft zu klein. Zudem gibt es für die Schützlinge keinen Raum, wo sie Mittagsschlaf halten können.

Dennoch: Das Familienzentrum will in den kommenden Jahren sukzessive sein Betreuungsangebot ausbauen. Zunächst seine Öffnungszeiten auf 13.30 Uhr ausdehnen und später einen Tag zusätzlich anbieten. „Dazu aber brauchen wir mehr Kinder“, sagt Söllner. Denn ein größerer Zulauf würde mehr Einnahmen in die Vereinskasse spülen. Langfristig könnte die Arche Nora dann größere Räume anmieten und zu einer kleinen, anerkannten Kita werden.

Der kleine Navid sitzt derweil noch immer in der Wanne und spielt mit bunten Bällen. Seine Mutter freut sich. „Uns gefällt es in der Arche Nora“, sagt sie.

Vor 20 Jahren gegründet

Der Verein Arche Nora
hat sich im November 1993 gegründet. Alleinerziehende Mütter hatten sich damals zusammengeschlossen, um sich zu unterstützen und auszutauschen. Das Angebot hat sich mittlerweile zu einem Familienzentrum gewandelt. Es werden Räume zum Mieten angeboten. Ein Secondhandladen gehört dazu. Die Schatztruhe ist gut sortiert. Angeboten werden gebrauchte Kinderkleidung, Bücher und Spielwaren.

Für die Kleinkindbetreuung zahlen Eltern zwischen 50 Euro und 144 Euro pro Monat, je nachdem, wie oft sie ihr Kind pro Woche in die Arche Nora bringen. Zudem ist ein Mitgliedsbeitrag von 32 Euro pro Jahr zu entrichten. Der Verein hat mittlerweile rund 100 Mitglieder. Er feiert sein Jubiläum am 9. November. Weitere Informationen gibt es im Netz oder unter der Telefonnummer 75 24 27.