Hamid, Adam und Raad (von links) fühlen sich bereits jetzt wohl in den neuen Räumlichkeiten der Kita in der Aischbachstraße. Foto: Stefanie Schlecht

Spielen, Lernen, Fröhlich sein: In einer besonderen Gruppe in Herrenberg werden Flüchtlingskinder an die Kita gewöhnt – und ihre Eltern ebenso. Das ist nicht immer einfach.

Hamid, Adam und Raad spielen Verstecken. Die drei Jungen im Alter von drei und vier Jahren sind gut gelaunt und fühlen sich in den Räumen der Kita in der Herrenberger Aischbachstraße sichtlich wohl. So weit, so normal könnte man denken. Doch wenn man weiß, dass die drei Buben, die in dieser Herrenberger Kita Verstecken spielen, schon eine Flucht hinter sich haben, dann ahnt man, dass dies nicht normal ist.

Der Besuch einer Kita ist am Anfang immer mit Sorgen behaftet. Alls ist neu und unbekannt. In diesem Fall kommt hinzu, dass die Kinder Erfahrungen gemacht haben, die gewiss nicht kindgerecht waren. Und auch, dass ihre Eltern bisweilen überfordert sind. Und oft nicht wissen, welche Betreuungsangebote es überhaupt gibt. Genau hier setzt die Einstiegs-Kita-Gruppe „Brücken bauen“ in der Aischbachstraße an.

Das Bundesförderprogramm läuft aus – Projekt bleibt bestehen

Entstanden ist sie aus dem Projekt „Hello families – startklar für die Kita“, das durch das Bundesförderprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in früher Bildung“ ermöglicht und gefördert wurde. Ziel des Programmes ist es, niedrigschwellige Angebote zu fördern, die den Zugang zur Kindertagesbetreuung vorbereiten und unterstützend begleiten. Da das Bundesprogramm – und somit die Förderung – Ende des Jahres ausläuft, wird die Stadt nun selbst aktiv: Sie führt das Projekt in kommunaler Regie weiter.

Die neue Kita-Gruppe „Brücken bauen“ ist eingegliedert in die Kindertageseinrichtung Aischbachstraße. Vor gut einer Woche sind die Kinder und Erzieherinnen in die neuen Räume umgezogen. „Wir wollen den Kindern noch etwas Zeit geben zum Ankommen, daher werden erst im Februar wieder neue Kinder aufgenommen“, erklärt Kathrin Penno, die Leiterin der Gruppe und ehemalige Koordinatorin des Projekts „Hello families“.

Bis zu 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren können dann das spezielle Kinderbetreuungsangebot in Anspruch nehmen. Es gibt auch schon eine Warteliste. „Bislang haben wir rund 70 Kinder aus Syrien, dem Irak, Sri Lanka und einigen afrikanischen Ländern auf den Weg in die Kita begleitet“, so die Sozialpädagogin.

„Wenn die Kinder zum ersten Mal zu uns kommen, können sie recht wenig. Sie verstehen aber schnell und nehmen alles Neue auf wie ein Schwamm“, erzählt Kathrin Penno. Sie lernen hier nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch Abläufe und Rituale, Regelmäßigkeit, Verlässlichkeit und Wertschätzung. Und sie lernen, dass sie angstfrei spielen und Freunde finden können. Teilweise kennen sich die Kinder untereinander bereits, da sie in der selben Flüchtlingsunterkunft wohnen. Und sie finden selbst Wege, sich auszutauschen, selbst wenn kaum Sprachkenntnisse vorhanden sind. Sie verstehen sich quasi ohne Worte.

Wichtig um Umgang sind Offenheit und Verständnis

Wichtig beim Umgang mit den Kindern und deren Eltern sei: ganz offen an die Situation heranzugehen, erklärt Penno. Man müsse sehr sensibel sein und Verständnis für die Zielgruppe zeigen. „Die Eltern müssen uns vertrauen, sie überlassen uns ihr wertvollstes Gut – ihr Kind.“ Während sich manche Eltern öffneten und auch von ihren Erlebnissen erzählten, wären andere eher verschlossen. Es gebe immer wieder Kinder, deren Eltern traumatisiert seien. Wenn man erfahre, was los sei, könne man besser darauf reagieren, so Penno. Es sei eine Herausforderung, aber man lerne durch die Erfahrungen.

„Die Kinder kommen mit einem Strahlen zu uns in die Kita“, sagt Kathrin Penno. Das sei schön zu sehen und das Wichtigste, dass die Kinder fröhlich seien.