Das neue Kinderhaus in Bernhausen ist fast fertig. Ob es öffnen kann, hängt davon ab, ob genug Personal gefunden wird. Foto: Caroline Holowiecki

In Filderstadt fehlen Erzieher, gleichzeitig wird bald das neue Kinderhaus eröffnet. Dort werden gut 20 zusätzliche Stellen geschaffen, die es zu besetzen gilt. Wie passt das zusammen?

Fast alle Gerüste sind weg. Endlich ist das nagelneue Kinderhaus an der Tübinger Straße in Bernhausen in voller Pracht zu sehen. Man sei hoffnungsvoll, dass das Gebäude noch vor dem Sommer fertig werde, sagte der Oberbürgermeister Christoph Traub in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses. Im Kindergartenjahr 2023/24, so der Wunsch aller, soll die sechsgruppige Ganztageseinrichtung in kommunaler Trägerschaft mit 20 U3-und 80 Ü3-Plätzen in Betrieb gehen.

Betreuungsplätze werden dringend gebraucht. Im September 2022 wurde bekannt, wie knapp es in Filderstadt tatsächlich zugeht. Die Zahl der Kinder steigt – durch Geburten und die aktuelle Flüchtlingssituation. Beispiel U3: 404 Plätze gab es Mitte 2022, dies entsprach einer Betreuungsquote von 28,5 Prozent aller Kinder unter drei Jahren beziehungsweise 42,9 Prozent der Kinder zwischen eins und drei. Anfang September 2022 standen etwa 175 Kinder auf der Warteliste. Die Zahl der fehlenden Plätze werde sich laut Verwaltung bis Juli 2023 auf rund 255 erhöhen. Das heißt: Das gut zehn Millionen Euro teure neue Kinderhaus wird nicht reichen.

Viele offene Stellen

Der Schuh drückt aber von zwei Seiten. Damit das Kinderhaus überhaupt in Betrieb gehen kann, braucht es Personal. In der jüngsten Ausschusssitzung wurde bekannt, wie viele Stellen es an der Tübinger Straße tatsächlich zu besetzen gilt: 18,26 Vollzeit-Erzieherstellen, dann je eine Vollzeitstelle für die Hausleitung und die Stellvertretung, außerdem Positionen für Hauswirtschafts- und Gebäudefachkräfte sowie in der Sachbearbeitung. Personalkosten pro Jahr: 1,34 Millionen Euro. „Gibt es eine neue Entwicklung, dass wir die Stellen auch besetzen können? Das ist die einzige Frage, die interessant ist“, sagte Bernd Menz (SPD). Auch Dennis Birnstock (FDP) sprach von einer „skurrilen Situation. Wir bauen und können die jetzigen Stellen nicht besetzen“.

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung vom Oktober 2022 werden in diesem Jahr bis zu 383 600 Kitaplätze bundesweit fehlen, gleichzeitig bräuchte es knapp 100 000 zusätzliche Fachkräfte. Auch in Filderstadt ist der Personalmangel massiv. Jüngst musste deswegen das Kinderhaus Neuhäuser Bach in Bernhausen vorübergehend schließen. Bei einem Kita-Forum Mitte März sagte Christoph Traub zu, bis Ende April Vorschläge erarbeiten zu wollen, welche Schritte in der Stadt umgesetzt werden sollen, um die Betreuung grundsätzlich verlässlicher zu gestalten.

Kommune muss den Rechtsanspruch erfüllen

„Wir haben in keinem anderen Teil der Verwaltung in den vergangenen acht Jahren so viele Fachkräfte aufgebaut“, sagte der Rathauschef jüngst in der Ausschusssitzung zum Thema Erzieher. Die Zahl habe sich nahezu verdoppelt. Auch die Bezahlung sei deutlich gestiegen. Zudem habe man zuletzt mehr als 20 Quereinsteigerinnen gewonnen, erklärte Nadine Hoss aus dem Haupt- und Personalamt. Mithilfe einer Agentur habe man neue Stellenanzeigen gestaltet. Auch spanische Fachkräfte habe man gewonnen. Beim neuen Kinderhaus werde man drauf achten, dass kein „Halma-Spiel auf bestehende Stellen“ entstehe, sagte Christoph Traub, sprich: dass Filderstädter Erziehungskräfte nicht ins neue, attraktive Haus wechselten und anderswo Lücken hinterließen. Ja, die Besetzung werde schwierig werden, „die Stellen an der Tübinger Straße nicht zu schaffen, ist keine Alternative“, betonte er. Die Kommune sei gefordert, den Rechtsanspruch zu erfüllen.