Katja Keefer und Samuel Daub (hinten, Zweiter von links) sind künftig für 30 evangelische Kitas zuständig. Sie stehen zwischen Vertretern der bürgerlichen Gemeinden und des Kirchenbezirks Esslingen. Foto: /imago/Rainer Raffalski

Um die Kirchengemeinden zu entlasten, übernimmt der evangelische Kirchenbezirk Esslingen in fünf Kommunen die Trägerschaft. Nun müssen dort die Verträge angepasst werden.

Evangelische Kirchengemeinden im Kirchenbezirk Esslingen sollen von Verwaltungsarbeit entlastet werden. Deshalb übernimmt der Bezirk die Trägerschaft der 30 evangelischen Kindertageseinrichtungen in Altbach, Deizisau, Köngen, Plochingen und Wernau.

 

Die Kindergartenarbeit braucht viel Zeit und Energie, die Kirchengemeinden stoßen damit an ihre Grenzen. Bei ihnen werden Pfarr- und andere Stellen gestrichen, gleichzeitig wird die Kinderbetreuung immer komplexer und kann nicht „nebenbei“ verwaltet werden, weder von Pfarrerinnen noch von Kirchenpflegern und erst recht nicht von Ehrenamtlichen wie in Deizisau. Dort hat der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Johannes Kress, diese Aufgabe schon seit Jahrzehnten in Händen. Vereinzelt werden konfessionelle Kitas an die bürgerliche Gemeinde übertragen, aber eigentlich will die Kirche das nicht. Ihr sei die Arbeit mit Kindern sehr wichtig, betont der Dekan Bernd Weißenborn: Sie aufzugeben, „wäre wirklich fatal.“

Katja Keefer und Samuel Daub (hinten, Zweiter von links) sind künftig für 30 evangelische Kitas zuständig. Sie stehen zwischen Vertretern der bürgerlichen Gemeinden und des Kirchenbezirks Esslingen. Foto: K/arin Ait Atmane

Mit der Übertragung der Trägerschaft ihrer Kitas an den Kirchenbezirk gehen die fünf Kirchengemeinden einen Weg, den auch andere schon beschritten haben, beispielsweise Esslingen und Bernhausen. Er wurde lange vorbereitet. Die Coronapandemie hat den Prozess dann zwar etwas gebremst, gleichzeitig aber verdeutlicht, welche Vorteile eine zentrale Verwaltung hat. Beispielsweise muss sich in Zukunft nicht mehr jede einzelne Kirchengemeinde mit Verordnungen und Regeln für die Kinderbetreuung auseinandersetzen. Das geschieht zentral beim Kirchenbezirk, wo Samuel Daub als Geschäftsführer für die Einrichtungen und Katja Keefer – bisher Gesamtleiterin der Altbacher Kindergärten – als pädagogische Leiterin beschäftigt sind. Sie haben zusammen einen Stellenumfang von 180 Prozent.

Die bürgerlichen Gemeinden können den Schritt nachvollziehen. Ein wenig Sorge habe man angesichts der künftig längeren Kommunikationswege, sagt der Deizisauer Bürgermeister Thomas Matrohs. Aber in den Rathäusern sehe man auch die Vorteile: eine effizientere Verwaltung, ein flexiblerer Personaleinsatz, differenziertere Projekte, ein Austausch über Fachfragen. Diese Potenziale müssten genutzt werden. „Das muss sich jetzt bewähren“, sagt der Plochinger Bürgermeister Frank Buß. Er fürchtet, dass angesichts der engen Regularien im Bereich der Kinderbetreuung die Trägervielfalt auf längere Sicht eher abnehmen wird.

Kinder und Eltern müssen sich nicht umstellen

Die neue Struktur greift zum 1. Januar. Die Ausgangslage war in jeder der Kommunen anders, denn die Verträge zwischen Kirchengemeinden und bürgerlichen Gemeinden, die überall den größten Teil der Kosten tragen, unterscheiden sich von Ort zu Ort. Für den Kirchenbezirk als neuem Träger wurden die Verträge nun teilweise eins zu eins übernommen, teilweise aber auch neu verhandelt. Plochingen ist derzeit noch in Verhandlungen. Ziel sei, „dass keine neuen Kosten auf die Kommunen zukommen“, betont der Kirchengemeinderat Johannes Kress. Diese tragen ohnehin finanziell die Hauptlast, denn die Elternbeiträge und der Beitrag der Kirchengemeinden deckt nur einen kleineren Teil ab.

Eltern und Kinder werden vom dem Trägerwechsel nicht viel mitbekommen. Die Kirchengemeinden wollen weiterhin die religionspädagogische Betreuung übernehmen, und die einzelnen Einrichtungen sollen „ihre pädagogischen Profile behalten“, beteuert Katja Keefer.