In den städtischen Kindertagesstätten fehlen viele Plätze – auch in Obertürkheim. Foto: Achim Zweygarth

Der Bezirksbeirat Obertürkheim fordert mehr Plätze in Betreuungseinrichtungen im Bezirk. Auch ein Familienzentrum soll kommen.

Obertürkheim - Überall in Deutschland wünschen sich Eltern eine flexible und zuverlässige Kinderbetreuung. Doch bisher stehen bei Weitem nicht genügend Kitaplätze zur Verfügung. Das gilt auch für die Oberen Neckarvororte. Bei der letzten Sitzung des Obertürkheimer Bezirksbeirats hat Bastian Krüger vom Jugendamt die aktuellen Zahlen zur Kinderbetreuung vorgestellt. Demnach fehlen im Bezirk insgesamt 62 Betreuungsplätze.

Besonders gravierend ist der Mangel an Plätzen für null- bis dreijährige Kinder. So gibt es in Obertürkheim aktuell 79 Betreuungsplätze für die Jüngsten, das entspricht einem Versorgungsgrad von 35 Prozent. „Damit liegt Obertürkheim weit unter dem stadtweiten Durchschnitt“, so Krüger. Auf ganz Stuttgart bezogen beträgt der Versorgungsgrad bei Kleinkindplätzen immerhin 40 Prozent. Für Kleinkinder fehlen somit 40 Plätze im Bezirk.

Die Stadt will die Kita an der Trollingerstraße aufgeben

Der Versorgungsgrad für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren liegt in Obertürkheim mit 213 Kitaplätzen derzeit bei 85 Prozent. Eine Verbesserung der Situation soll mit der Fertigstellung von bereits beschlossenen Plätzen erreicht werden. Damit soll der Versorgungsgrad auf 91 Prozent steigen. Um den Bedarf zu decken, fehlen dann aber immer noch 22 Kitaplätze.

Angesichts dieser Zahlen äußerten die Bezirksbeiräte ihr Unverständnis darüber, dass die Stadt die derzeitige Interims-Kita an der Trollingerstraße aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben will. Die Einrichtung wird noch bis zum Sommer als Ausweichquartier für die Kinder der Kita an der Luise-Benger-Straße genutzt, da diese wegen einer Schadstoffbelastung derzeit geschlossen ist.

„Im Dezember wurden die letzten Untersuchungen des Gutachters vorgenommen, im Februar will die Stadt mit der Sanierung der Kindertagesstätte an der Luise-Benger Straße beginnen“, sagt Bezirksvorsteher Peter Beier. „Möglichst im August dieses Jahres soll die Kita dann wieder eröffnet werden.“

Die Bezirksbeiräte fordern entsprechende Maßnahmen

Um dem Mangel an Betreuungsplätzen zu begegnen, fordert der Bezirksbeirat nun die Stadtverwaltung auf, den Versorgungsgrad so rasch wie möglich zumindest an den städtischen Durchschnitt anzupassen und dafür die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. So soll die Stadt nicht nur weitere Kita-Plätze schaffen. „In jedem Falle“, so heißt es im Beschluss des Bezirksbeirats, sei „der Interimskindergarten Trollingerstraße in Uhlbach für eine endgültige Verwendung unmittelbar nach Umzug der Kindertagesstätte in die Luise-Benger-Straße für einen Dauerbetrieb herzurichten“. Vor dem Hintergrund der massiven Unterversorgung des Stadtbezirks in Sachen Kinderbetreuung könne die Frage, ob diese Maßnahme unter Umständen unwirtschaftlich ist, keine Rolle spielen, so die Bezirksbeiräte.

Das Jugendamt werde daher aufgefordert, die Maßnahme wieder in seine Planung mit einzubeziehen. Zumal für eine zeitnahe Verbesserung des Platzmangels keine andere Lösung erkennbar sei. Die Umwandlung der Interimskita an der Trollingerstraße und andere neu einzurichtende Kindertagesstätten sollten nach Ansicht der Lokalpolitiker umgehend geplant und spätestens im Rahmen des Doppelhaushalts 2016/2017 realisiert werden.

Zudem erklärte Bastian Krüger, dass jedes fünfte Kind im Stadtbezirk aus einer sozial schwachen Familie komme – ein erschreckendes Bild für die Obertürkheimer Bezirksbeiräte. Daher begrüßten die Lokalpolitiker die geplante Einrichtung eines „Stadtteil- und Familienzentrums“. Entsprechend fordern sie die Stadtverwaltung und den Gemeinderat auf, im Doppelhaushalt 2016/2017 die erforderlichen Mittel für die entsprechende Planung und eine zeitnahe Realisierung bereit zu stellen.