In Birkach ist die Versorgung mit Kitaplätzen besonders schlecht: Dort kommen 170 Kinder von null bis drei Jahre auf 43 Plätze. Foto: dpa

Nach wie vor fehlen in Stuttgart Kitaplätze für Kinder unter drei Jahren. Das gilt auch für Birkach, Plieningen, Sillenbuch und Degerloch. Birkach steht diesbezüglich derzeit am schlechtesten da.

Filder - Die Stadt sieht sich selbst auf einem guten Weg, was die Entwicklung der Kindertagesbetreuung anbelangt. Das jedenfalls ist einer Vorlage zu entnehmen, in der die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer die Zahl der derzeitigen und geplanten Kitaplätze auflistet. Das Datenmaterial gibt auch Aufschluss über die Situation in den Bezirken Birkach, Plieningen, Degerloch und Sillenbuch. Wird alles gebaut, was beschlossen ist, dürfte zusammen mit dem bereits bestehenden Angebot „das Ziel einer bedarfsgerechten Versorgung im Altersbereich der unter Dreijährigen so gut wie erreicht sein“, heißt es da. Tatsächlich können Eltern jedoch in naher Zukunft davon ausgehen, dass sie bei der Suche nach einem Kitaplatz leer ausgehen werden. Und das, obwohl sie seit August 2013, mithin also seit mehr als zwei Jahren, einen Rechtsanspruch auf einen Platz haben.

Für 60 Prozent der Kinder sind Plätze geplant

So geht die Stadt davon aus, dass sie für 60 Prozent der Kinder im Alter zwischen null und drei Jahren einen Kitaplatz vorhalten muss. Denn oft bleiben so junge Kinder noch zu Hause und werden von einem Elternteil versorgt. Diese Annahme erweist sich, grob gesagt, als korrekt. Was nichts daran ändert, dass die Situation in den Bezirken Birkach, Plieningen, Degerloch und Sillenbuch im Vergleich zu den angepeilten 60 Prozent eher mau ist: Zum Stichtag 1. März 2015 lag der Versorgungsgrad für Birkach bei gerade einmal 25,3 Prozent, das entspricht 43 Plätzen für 170 Kinder. Schlechter stehen nur noch Untertürkheim (18,5 Prozent) und Wangen (24,5 Prozent) da. In Plieningen stehen 349 Kinder 105 Plätzen gegenüber, das sind 30,1 Prozent. In Degerloch liegt der Versorgungsgrad bei 35,3 Prozent (153 Plätze für 434 Kinder) und in Sillenbuch bei 29,6 Prozent (178 Plätze für 601 Kinder). Die vier Bezirke befinden sich damit deutlich unter dem stadtweiten Durchschnitt. Dieser beträgt 40,6 Prozent für die Kita-Betreuung der bis Dreijährigen.

Ihren in der Vorlage dargestellten Optimismus zieht die Verwaltung aus Prognosen, die angezweifelt werden dürfen. So geht sie überschlägig davon aus, dass sich die Zahlen inzwischen verbessert haben dürften – und zwar im Schnitt um rund vier Prozent. Und viele Kita-Erweiterungen werden von der Stadt bezuschusst. Deshalb ist ziemlich genau bekannt, was in den nächsten Jahren geplant ist. Theoretisch könnte sich die Lage also bald entspannt haben. In Degerloch gehen die Planer davon aus, dass ein Versorgungsgrad von 52 Prozent möglich ist, für Plieningen errechnen sie 42 Prozent, für Sillenbuch 39 Prozent, nur für Birkach geben sie keine konkrete Zahl an, sondern schreiben: „Erst wenn beantragte Projekte in den Stadtteilen Schönberg und in Birkach realisiert werden könnten, würde sich eine Entspannung abzeichnen.“

Innerhalb eines Bezirks schwanken die Zahlen

Theoretisch. Praktisch wird das nicht eintreten, davon geht das Jugendamt sogar selbst aus. Denn es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die geplanten, genehmigten und von der Stadt bezuschussten Vorhaben „nie alle wie geplant umgesetzt werden können oder aber sich zeitlich verschieben“, heißt es in dem Papier. Das ist der eine Punkt. Der andere ist die Tatsache, dass Betriebskitas in die Statistik hineingerechnet werden. Zudem räumt die Stadt ein, dass das Angebot in den Stadtteilen innerhalb der Bezirke teils stark schwanke. So befinden sich beispielsweise viele der Sillenbucher Plätze für unter Dreijährige im Stadtteil Sillenbuch, und Heumaden dümpelt aktuell bei nur 21 Prozent.

Besser sieht es, übrigens seit Jahren, bei Kitaplätzen für Drei- bis Sechsjährige aus. In Degerloch kommen auf 470 Kinder 564 Plätze, das entspricht einem Versorgungsgrad von 120 Prozent; in Sillenbuch stehen 706 Kindern 844 Plätze zur Verfügung. Im Vergleich dazu kommen Birkach und Plieningen dürftiger daher. Für die 201 Birkacher Drei- bis Sechsjährigen gibt es 168 Plätze (84 Prozent), für die 359 Plieninger Kinder gibt es 316 Plätze (88 Prozent). Weil die Kinder in diesem Alter meist alle in den Kindergarten gehen, ist ein so hoher Versorgungsgrad auch notwendig. Einen Zuwachs an Plätzen wird es dort künftig kaum geben. Stattdessen sollen die Ganztagsbetreuung nach und nach ausgebaut werden.

Kinderbetreuung in Stuttgart:

Null- bis Dreijährige: In Stuttgart gab es am Stichtag, dem 1. März 2015, für 40,6 Prozent der Kinder einen Kitaplatz. 3486 Plätze fehlten. Das Ziel ist, den Versorgungsgrad zeitnah auf 55,6 Prozent zu erhöhen. Am schlechtesten ist dieser Grad in Untertürkheim (18,5 Prozent), am besten in Nord (53,5 Prozent).

Drei- bis Sechsjährige: In dieser Altersgruppe sehen die Zahlen weitaus besser aus. Für die ganztägige Betreuung liegt der Versorgungsgrad gesamtstädtisch bei 58,2 Prozent, auf alle Plätze (also auch Teilzeit) bezogen sogar bei 106 Prozent. Der Grad für die Ganztagsbetreuung soll auf 72,2 Prozent erhöht werden.

Sechs- bis Zwölfjährige: Die Zahl der Schulkinder, die betreut werden müssen, liegt bei 27 788, die Versorgung bei 40 Prozent. Der Versorgungsgrad der Horts sinkt, wegen der Ganztagsschulen und der Schülerhäuser. Etwa 35 Prozent der Hortplätze werden in Plätze für Drei- bis Sechsjährige umgewandelt.